Ein "Kompromißfrieden" würde für den Aggressor einen Sieg und die Aufforderung zum Weitermachen darstellen, für sein Opfer eine Niederlage und den Anfang vom Ende. Nicht umsonst weigern sich die Prorussen so beharrlich, endlich einmal ganz konkret auszusprechen, welche Zugeständnisse ein solcher Kompromiß von den Russen verlangen würde: Es gibt keine, Rußland würde seine (Teil-) Ziele erreichen. Die Ukrainer sollen dagegen wichtige Teile ihres Landes verlieren, nach dem unermeßlichen Leid und den Zerstörungen, die sie sowieso schon erlitten haben. Die ukrainische Wirtschaft würde empfindlich getroffen. Relevante Teile der ukrainischen Bevölkerung würden einer brutalen Russifizierung ausgesetzt und bei der nächsten, zu erwartenden russischen Aggression gegen ihre eigenen Landsleute als erste an der Front verrecken.
Ein anderer Punkt, der nicht so häufig angesprochen wird: Ein solcher Friedensvertrag würde einen gewaltsamen Landraub legitimieren. Die völkerrechtswidrig annektierten Gebiete wären dann "rechtmäßig" russisch, und die Ukraine könnte sie nie befreien, ohne ihrerseits den gültigen Friedensvertrag und damit das Völkerrecht zu brechen. Wollen wir das? Können wir zulassen, daß die gewaltsame Verschiebung von Grenzen in Europa wieder zu einer machbaren politischen Alternative wird? Ein solcher "Frieden" würde in Europa keinen Frieden schaffen, ganz im Gegenteil. Er wäre die offizielle Bestätigung der Weltgemeinschaft, daß territoriale Konflikte wieder durch Krieg entschieden werden, daß der Stärkere tun und lassen kann, was er will. Das wäre ein Rückfall in längst vergangen geglaubte Zeiten. Der Westen muß sich dem mit allem, was nötig ist, entgegenstellen.
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