Nützy schrieb am 28.12.2019 12:42:
Im Grunde genommen ja.
Nur sollte man dann auch ehrlich genug sein, auch ein Politiker, der erreichen will, dass "die Arbeiter" mehr Geld bekommen, ist letztlich so ein Lobbiest.
Das hängt davon ab, was man damit meint. "Lobby" heißt erst einmal Interessengruppe.
Das Grundprinzip der Demokratie ist: Ein Mensch, eine Stimme.
Wenn nun bestimmte Organisationsformen aber dazu führen, dass die Stimmen bestimmter Interessengruppen viel mehr Gewicht bekommen (etwa die Stimmen der Eigentümer, der Investoren…) als die Stimmen der anderen Menschen, dann ist das ein Problem für die Demokratie. Und leider scheinen wir in so einer Welt zu leben.
Diesen wichtigen Punkt, der auch zentral für das Thema des Artikels war, hatte ich noch vergessen:
Die Vorlieben sind erst einmal da.
Die Argumentation, dass der kapitalistische Markt mit seiner Werbung die Sehnsüchte und Bedürfnisse erst erschafft, die er befriedigt - welche ich von gewissen sozialistischen Autoren kenne - , ignoriert die Ausgangssituation. Man kann die Bedürfnisse eben nicht beliebig schaffen, auch wenn sie "soziale Konstruktionen" sein mögen.
Vorlieben für Schokoladenmilch, Sahnetorten, Zigaretten…… sollen angeboren sein?
Ich treibe deinen Standpunkt hier auf die Spitze, zugegeben. Aber wenn man sich anschaut, wie in den letzten Jahrzehnten der Konsum (und nicht nur klassischer Besitz- und Konsumgüter, sondern eben auch von Medikamenten und Drogen) gestiegen ist, selbst in der Krisenzeit, dann wirft das schon die Frage nach dem Warum auf.
Meiner Meinung nach hat das viel mit geschicktem Marketing und Werbung zu tun: Das Internet ist beispielsweise von einer freien Meinungsmaschine der 80er/90er zu einer großen Plattform zum Ausspionieren von Menschen und Vertreiben von Produkten geworden, wofür unter anderem auch die personalisierte Werbung eine Rolle spielt.
Jetzt frage ich dich: Wo bleibt bei alledem die von dir so oft beschworene Autonomie des Menschen?! Die kommt in der Gleichung doch gar nicht vor.