Stephan Schleim schrieb am 23.12.2019 22:22:
Eine schöne Diskussionsvorlage!
Danke
Ich sage schlicht: Sie sind so, wie sie sind, waren früher einmal anders und könnten jederzeit wieder anders sein.
Ich halte die Gleichsetzung: Soziale Konstruktion = Willkür = Beliebig Festzulegen.
Für einen gedanklichen Fehlschluss. Die Tatsache, dass etwas eine Konstruktion ist, impliziert keine beliebigen Änderungsmöglichkeiten.
Beispiel: Ein Haus ist eine Konstruktion. Man kann es bis zu einem gewissen Grad beliebig ändern, aber man muss die Statik beachten.
Umgekehrt könnte es in der Gesellschaft gewisse Regelmäßigkeiten geben, wegen denen man LSD anders behandelt als Nikotin. Schon allein, weil es vorkommt, dass jemand nach einmaligen Konsum wieder auf einen Trip kommt. Das wäre beim Autofahren nicht so wünschenswert.
Es ist ja aber nicht so, dass man mit den Mitteln einen gezielten Bewusstseinszustand erzeugen könnte: Mal sind Leute motivierter, mal entspannter oder sie sehen auf unvorhersehbare Weise Dinge, die andere nicht sehen.
Das ist eine Frage von Set und Setting. Auch dazu gibt es Literatur und Erfahrungsberichte. ;-)
Probleme mit sozialen Kontakten durch "gute Gespräche" heilen?
In guten Freundschaften sollte das selbstverständlich sein – oder ist das inzwischen schon altmodisch? Wobei hier "heilen" möglicherweise verkehrt am Platz ist. Vielleicht eher helfen oder Probleme beheben. Das kann man mit Gesprächen, ja klar.
Wer soziale Probleme hat, wird in der Regel aber eben keine guten Freundschaften unterhalten. Das ist ungefähr wie bei einer Person mit starker Angststörung. Da hilft "sei Mutig"! auch nicht.
ist zweifellos im kapitalistischen Wettbewerb ebenfalls gegeben, nicht nur im Sport. (Ich habe mir erlaubt, die Nummern in Ihren Text einzufügen.)
Das stimmt, kommt im Text des Orginalautors aber hinreichend vor.
Fürs Doping im Sport oder in anderen Wettbewerbsformen gibt es doch eine ganze Reihe unterschiedlicher Mittel, das wurde im Originaltext "Die Droge als Instrument" doch besprochen, die mal selektiv, mal regelmäßig genommen werden können.
Okay, Punkt für Sie (oder dich?).
"Eigenblut", Schmerzmittel, damit man die Muskeln nicht spürt usw., ja.
Wir sind alle einer Gen-Lotterie ausgeliefert, deren Ausgang wir nicht selbst beeinflussen können.
Wie könnten wir? Vor der Entstehung kann ein Mensch nicht handeln - allein der Gedanke ist irgendwie abgedreht.
…oder das Ergebnis von sehr früher Erziehung, einen "gerechtfertigten Vorteil" darstellen.
Genau, darum sollte ein sozialer Rechtsstaat hier ausgleichen und diejenigen Menschen fördern, die schlechtere Startbedingungen haben.
Auf wessen Kosten?
Das Problem mit dieser Aussage ist, dass damit Verantwortung weg von den Individuen, hin zum "sozialen Rechtsstaat" delegiert wird. Was ist aber, wenn ich dem deutschen Schulsystem grundsätzlich misstraue (ich stehe damit auf der selben Seite wie manche Pädagogen) und die Kinder lieber anders unterrichten will?
In der Praxis wird seit rund 20 Jahren aber das Gegenteil immer beliebter: Elitenförderung, während man an der Infrastruktur (einschließlich Bildung) der breiten Massen immer weiter kürzt.
Hier werden zwei Dinge gegeneinder ausgespielt, die aber doch vereinbar sind.
Ein Hochbegabter - hier spreche ich nicht nur von einem rein intellektuell Hochbegabten, auch ein guter Sportler mit großen Potenzial, ein Künstler usw. - benötigt manchmal Förderung, um seine Begabung voll zu entfalten.
Schlimmstenfalls kann das entscheiden, ob wir es mit einem Jahrhundertmusiker oder einen physikalischen Genie zu tun haben oder mit einem lebenslangen Sozialfall und einer kriminellen Karriere.
Zwischen Kaffee auf der einen Seite und Methylphenidat, Amphetamin oder gar Methamphetamin auf der anderen Seite sehe ich aber einen qualitativen Unterschied.
Siehe oben!
„Doch wer oder was gibt diese Zwecke vor?“
Das Individuum selbst?
LOL, wie entstehen denn Ihre Vorlieben, Wünsche, Überzeugungen? Sie sind doch wohl nicht als Einsiedler auf einer einsamen Insel aufgewachsen.
Wenn man eine kausale Story erzählt, dann kann man immer erklären "X macht Y, weil Z". Das ist klar.
Wie weit man sich von anderen Menschen beeinflussen lässt, in welche Richtung und zu welchen Preis, das ist aber ein Stück weit Selbstverantwortung.