Was ich immer wieder bei kritischen Kommentatoren sehe ist, dass sie Unverständnis äußern über die Politik Deutschlands und der EU. Es wäre ja gar nicht rational so zu handeln. Wer würde sich denn freiwillig so in den Fuß schießen? Man kommt zum Schluss, dass es um blanke Ideologie ginge, denn nur so kann man sich erklären, dass man sich selbst schadet.
Ich sehe das sehr anders: wenn mehr oder weniger alle Regierungen und alle Parlamentarier der EU zum Schluss kommen, dass dieser Weg richtig ist, dann kann man sich doch fragen, ob nicht vielleicht auch ernste Argumente existieren für diesen Weg. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Großteil der europäischen Politiker einfach nur aus Ideologie handeln.
Ich sehe vielmehr, dass da zwei Kosten gegeneinander abgewogen werden:
1) die Kosten eines Krieges
2) die Kosten des Friedens
Und mehr oder minder alle diese europäischen Politiker kommen zum Schluss, dass der Frieden teurer ist.
Jetzt wäre doch dann die Frage, WORIN die Kosten des Friedens bestehen. Ich habe auf diese Frage auch eine Antwort, aber dennoch wäre es doch mal logisch diese Frage zu ergründen, gerne auch im Widerspruch zu meiner Antwort.
Beim Gegenüber Schwachsinnigkeit zu diagnostizieren mag ja bequem sein, aber nicht zielführend.
Also hier kommt meine Antwort auf die Frage:
- die kapitalistisch stärksten Länder der Welt (USA, Deutschland und Co.) beuten durch ihre kapitalistische Stärke die Mehrzahl der Länder der Welt aus. Sie zahlen weniger für Dienstleistungen und Güter, als eigentlich angemessen wäre. Aufgrund der Abhängigkeit der meisten Länder von den stärksten kapitalistischen Ländern (z.B. mittels Krediten), wird das Mittel der Erpressung angewendet.
China ist nun ein neuer Player in diesem Spiel und plötzlich erhalten Länder eine Alternative: sie können sich zwischen der Abhängigkeit von USA/EU und der Abhängigkeit von China entscheiden und somit können USA/EU nicht mehr alleine die Bedingungen diktieren.
Wenn dieses Erpressungspotential sinkt, dann steigen die Kosten für Dienstleistungen und Güter. Diese Kostensteigerungen sind die Kosten des Friedens.
In der gesamten EU und den USA sowieso scheint man der Meinung zu sein, dass diese Kosten höher sind, als die Kosten des Krieges. Denn wenn man ehrlich ist, sind die Kostensteigerungen ja JEDES Jahr zu entrichten im Frieden, während der Krieg irgendwann vorbei ist.
Meine Antwort ist also: da haben die EU-Politiker einfach mal gerechnet und sind zum Ergebnis gekommen, dass Krieg billiger ist als Frieden. Und so erklärt sich dann auch ganz rational, warum man sich freiwillig in den Fuß schießt: wenn die Alternative der Tod ist, dann lebt es sich ohne Fuß vielleicht ganz gut.