Eichelhäher schrieb am 02.08.2023 10:23:
Der Rückgang des BIP`s in Deutschland ist auf 2 Faktoren zurückzuführen. Zum einen hat natürlich der Absatz von industriell hersgestellten Produkten abgenommen. Dies war aber schon seit Jahren abzusehen. Die Idee des ewigen Wirtschaftswachstums in einer Gesellschaft, deren Bevölkerungszahl abnimmt (in Deutschland zwar zahlenmäßig, aber nicht kaufkraftmäßig abgefangen), ist absurd. Wer soll den ganzen Spittel denn kaufen?
Zum anderen haben wir einen massiven Fachkräftemangel im Handwerk, die können nur ca. 80% der Aufträge abarbeiten. Würde dieses Problem gelöst, gäbe es sehr wohl ein signifikantes Wirtschaftswachstum.
Was die Arbeitslosigkeit betrifft, die Zahlen sind etwas gestiegen. den 2,55 Mio Arbeitslosen stehen jedoch auch 750.000 offene Stellen gegenüber, die im Gegensatz zu vor 20 Jahren nicht prekär sind, sondern Fachkräfte erfordern.
Im Wesentlichen kann man die Ursachen für diese Arbeitslosigkeit auf 3 Faktoren zurückführen:
1. Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, womit wir wieder beim Fachkräftemangel sind.
2. Fehlende Qualifikationen, hier könnte man wieder auf das Bildungssystem schimpfen, aber solange der Staat die Schulen hinsichtlich des Verbots von Handys im Unterricht im Regen stehen lässt, wird sich da nicht viel ändern. Die Lehrer kämpfen hier mit Zahnstochern gegen Löwen. China hat hier rigorose Maßnahmen ergriffen, um den Medienkonsum zu begrenzen. Auch wenn ich die repressiven Maßnahmen Chinas ansonsten für völlig überzogen halte, scheint es hier der einzig erfolgreiche Weg zu sein, da es sich um eine Abhängigkeit von sozialen Medien handelt.
3. Eine nicht unbeträchtliche Zahl von Langzeitarbeitslosen ist nicht arbeitsfähig aufgrund einer Suchtproblematik. Keine Ahnung, wie man das in einer Demokratie lösen kann.
Im Übrigen steht China vor genau den gleichen Problemen. Das Wirtschaftswachstum geht signifikant zurück, der Binnenkonsum ist eingebrochen und die Immobilienblase schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Land. Die Arbeitslosenzahlen steigen ebenfalls, besonders die Jugendarbeitslosigkeit. Das demographische Problem des Westens hat man ebenfalls, nur um den Faktor Männerüberschuss verstärkt. Letzlich hat China den gleichen Fehler wie Deutschland gemacht, ein ständiger Leistungsbilanzüberschuss ruiniert die Kunden. In Europa hat man versucht das Problem zu lösen, indem man Geld nach Griechenland gepumpt hat. Dass China Geld nach Europa verschenkt ist eher unwahrscheinlich.
Der jetzige Abschwung ist für Deutschland also keine Katastrophe, sondern nur logische Folge, die beim vorhandenen Wohlstand kein Problem sein muss. Entscheidend wird die Sozialpolitik der folgenden Jahre sein.
Einen großen Vorteil Chinas gegenüber Europa sehe ich nicht, da China mit den selben Problemen wie der Westen zu kämpfen hat, nur auf einem deutlich niedrigeren Wohlstandsniveau.
Guter Beitrag.... was viele vielleicht vergessen haben, schon vor Corona (!) gab es Anzeichen auf eine Rezession in Deutschland und Europa.
Und wie wir alle wissen ist seit dem nichts wirklich besser geworden.
Edit
Wobei ich das mit dem Fachkräftemangel eher differenziert betrachte... aus meiner Sicht ist dieser "hausgemacht"
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.08.2023 10:30).