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Re: RBMK-Schwächen und Geheimhaltung

Xermandi schrieb am 30.01.2025 19:35:

SockenPuppe_1 schrieb am 30.01.2025 14:16:

MS77 schrieb am 30.01.2025 10:48:

Aber nicht nur Gier frisst Hirn, auch Ideologie: Siehe Geheimniskrämerei bei der Atomtechnik in der ehemaligen UdSSR. Der Test der zum GAU führte wäre bei vorheriger Offenlegung aller Unterlagen nicht so durchgeführt worden.

??
Wie konstruierst Du denn das? Wo sagt die Ideologie von ML, ggf Lenin, solchen Blödsinn?
Klär mich auf, da ich das Unvergnügen hatte, das jahrelang näher gehört haben zu "dürfen", muß ich wohl gerade in der Sekunde Kreide holen gewesen sein.

Die Reportage über Tschernobyl nicht gesehen? Der RBMK war eine Entwicklung von Leuten, die direkt dem KGB unterstanden. Es war bekannt, dass er sehr schwierig zu regeln ist. Es gab sogar vorher schon schwerwiegende Störfälle in einem anderen Atomkraftwerk und AFAIR sogar in einem anderen Reaktor in Tschernobyl. Aufgrund der Geheimhaltung (Kommunistische Reaktoren haben keine Schwachstellen!!!) wussten die Bedienungsleute aber nichts davon, dass es sehr gefährlich ist, stundenlang mit kleiner Leistung zu fahren und dann einen Test durchzuführen - der Reaktor geht durch.
MS77 ist 100%ig zuzustimmen.

XerMandi

In dieser Pauschalität ist mir der Bericht über den Tschernobyl-Unfall nicht bekannt. Es ist, wenn ich mich richtig erinnere, auch kein "Test" gewesen, sondern eine nicht vorgesehene Bedienungsweise.
Man kann sich hinterher streiten, ob es sinnvoller gewesen wäre, diese nicht nur nicht vorzusehen sondern durch Sicherungsmßnahm,en zu verhindern.
Man wollte herausfinden, ob die Restleistung des Dampferzeugers in diesem Modus (maximale Neutronenabsorption) wenigstens genügend Dampf und damit indirekt Startenergie für die Notstromdieselanlasser des Kraftwerks zusätzlich bereitstellt.

Das war, wie sich zeigte, nicht der Fall und jemand hatte die gloriose Idee, den Reaktor kurz ein bißchen hochzufahren.

Aber statt brav ein bißchen Dampf zu erzeugen, passierte dem Siedewasserreaktor das, was man auch aus dem Chemieunterricht kennt, wenn man beim Aufbau der Destille gepatzt und die Siedesteinchen vergessen hat: Siedeverzug an den Brennstäben. Dampfbläschenbildung und damit Anstieg der Reaktivität. Mehr Dampfbläschen, damit mehr Reaktivität usw.

Weil,. kurz gesagt diese WWER-Reaktoren nur in zwei Betriebsmodi stabil laufen: Full blast und idle Alles dazwischen ist verboten und muß als Betriebszustand zügig durchfahren werden. Sonst: "fazomm".

Folgt man der durch XerMandi erwähnten Darstellung, mag der Zettel, auf dem dieses Betriebszustandsverbot vermerkt war, als Geheimsache weggesperrt gewesen sein.

Das ist, nebenbei bemerkt, auch ein Grund, warum moderne KKW als Druckwasserreaktoren ausgeführt werden. Was allerdings andere Probleme mit sich bringt. 10 cm dicke Gußstahlrohrwände am Druckbehälter für überkritisches Wasser sind auch heute nicht ohne innere Rißbildung herzustellen und die an dieser Stelle leidige aber gleichwohl vorhandene Neutronenstrahlung trägt auch nicht zu deren Ausheilung bei. Eher im Gegenteil: Weswegen sie immer wieder überprüft werden müssen. Jeder mag sich selber die Röntgengeräte vorstellen, mit denen man dabei herumfuhrwerkt. Wenn man dann obendrein wie neulich in der Grande Nation etwas von fragwürdigen Zertifikaten zur Beschaffenheit dieses Reaktorinventars vernimmt, trägt das nicht zur Vertrauensbildung bei, daß es bei einem 'Tschernobyl bleibt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.01.2025 22:24).

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