Der Ökologe befragt, was Stabilität ausmacht, dann kommt Omnipotenz ins Spiel. Diese ist in komplexen Systemen auch mit Diversität verbunden. Eine Vielfältigkeit in den Strukturen und Prozeßen erlaubt es in schneller Zeit auf pessimale oder auch supergute Entwicklungen und Konditionen zu reagieren. Omnipotenz erlaubt stabilisierende Entwicklungen. Das nennt man modern zugleich Vorsorge wie auch Nachhaltigkeit. Aber wie sieht die Realität aus? Wir haben in den letzten Jahrzehnten mit der Globalisierung diese Omnipotenz eingebüßt. Besonders in der Ökonomie wurden funktionsfähige Zellenstrukturen aufgegeben, zugunsten "scheinbar" günstigerer marktwirtschaftlicher Entwicklungen in einem globalisierten Netzwerk. So sind ganze Wirtschaftszweige bei uns massiv abgebaut worden oder verschwunden, ob Solartechnik, Halbleiterproduktion, Rotorenbau, Nutzschiffsbau etc. Das fällt natürlich erst in der Krise auf, wenn Resilienz angefragt wird. Die plötzliche Krise trifft uns hart und dies gleich zweifach. Wir sind weltweit angefragte Produzenten, aber dies nur, wenn uns die preisgünstigen Zulieferketten erhalten bleiben. Dazu gehört auch die Energieversorgung. Und jetzt müssen wir sogar frustriert erkennen, dass uns unsere Anpassungsfähigkeit verloren gegangen ist. Die Amerikaner legen gleich zwei Gänge zu, hauchen mit hegemonialer und protektiver Kunstfertigkeit der eigenen Wirtschaft Leben ein, saugen bei den säuerlichen Partnern verbliebene Omnipotenz ab. Zur Omnipotenz gehört für mich auch, dass unser Nachbar Frankreich sich seine Kernbrennelemente-Lieferungen aus Russland ohne Sanktionierungen erhalten hat, während wir in dogmatischer Schockstarre nach der Selbstverweigerung weder Gasförderung im eigenen Land noch eine Reaktivierung letzter AKWs über längere Laufzeiten hinbekommen. Es wird aber allgemein deutlich, dass der Protektionismus zurückkehrt, weil man der Globalisierung keine echte Chance gibt. Und die könnte nur funktionieren, wenn sie von Fairness und Respekt untereinander getragen wäre. Das sehe ich leider nicht mehr! Wir müssen jetzt zurückrudern. Wie sagte es Henry Kissinger: die Amerikaner haben keine Freunde oder Feinde, sondern Interessen. Und der ist schließlich deutscher Abstammung.