Nowak eiert weiter. Tritt er hier üblicherweise als Querschläger-Versteher auf, verdammt er nun das Merkel dafür, dass sie dem Druck der Wirtschaft nachgegeben habe. Dämmert ihm vielleicht, das die Hütte eben doch brennt?
In diesem Fall ist der Vorwurf an die Bundeskanzlerin allerdings nur halb korrekt. Man kann ihr durchaus glauben, dass sie vor dem juristischen Diluvium, dass ihr gedroht hätte, wenn die offenbar relativ spontan gefundne Regelung umgesetzt worden wäre, die Segel gestrichen hat. Im formalsüchtigen Deutschland, das sich habituell an den Buchstaben irgendwelcher Regelungen klammert, auch wenn der aktuelle Kasus diese ganz offensichtlich ad absurdum führt, ist ihre Handlungsweise nachvollziehbar. Falsch, aber nachvollziehbar.
Was wäre dagegen einzuwenden, würde man die juristische Figur eines Seuchen-Notstandes einführen, die erlauben würde, sich für die Zeit, in der eine grassiert, gewisse Gesetze und Verordnungen ausser Kraft zu setzen? Die es erlauben würde, sich über den in solch einem Fall offensichtlich hinderlichen Föderalismus hinwegzusetzen? Es ist mittlerweile offensichtlich dass die gegebenen politischen Instrumente zurzeit versagen. Es muss möglich sein, im Rahmen des Vorgesehenen, unter klar definierten Bedingungen, also zeitlich scharf begrenzt, gewisse Rechte einzuschränken. Durchaus nicht nur zum Schutz des Lebens. Auch ökonomisch schneidet ein Staatswesen, das ohne Verzug alles tun kann, was in einer solchen Situation nötig ist, besser ab. Das Gift der Pandemie liegt in ihrer Dauer. Wer die notwendigen Massnahmen mit welchen Argumenten auch immer verzögert oder gar verhindert, verlängert damit die Pandemie. Die Giftdosis nimmt zu. Ein solches Verhalten ist dumm, irrational.
Für dieses Mal ist es reichlich spät.