Ansicht umschalten
Avatar von Destao
  • Destao

mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.2004

Unvollständige Analyse

... der Lage, meiner Meinung nach.

Herr Wimmer hat die Hegemonie-Ansprüche der USA zwar klar aufgezeigt,
aber beim Versuch, eine Alternative für ein freies Europa zu
erarbeiten, fehlt am Ende die Alternative. Wir können nicht für
alles, was in Europa nicht läuft, die Amis verantwortlich machen.
Wenn wir die galoppierende Systemkrise nicht als solche erkennen, ist
es egal, ob wir mit oder ohne die USA nichts verändern.

Systemkrise?

Fehlendes Wirtschaftswachstum ist für den Kapitalismus deswegen so
gefährlich, weil die ausgezahlten Zinsen nicht ausreichend durch
einen Gegenwert gedeckt sind. Das Verhältnis von Ware und Geldwert
verändert sich in Richtung Inflation. Dem könnte im Prinzip entgegen
gewirkt werden, indem die Geldzirkulation in der Gesellschaft an die
Wirtschaftsleistung angepasst wird. Dem ist auch so. Die
zirkulierende Geldmenge wird im Moment sogar geringer, was sich in
einer sich anbahnenden Deflation zeigt.

Die Gesamtgeldmenge erhöht sich aber gleichzeitig jedes Jahr um den
Zinsbetrag, der bei den Zinsgebern verbleibt. In gleichem Maße erhöht
sich auch das freie Kapital, welches händeringend nach
Investitionsmöglichkeiten sucht, die es aber in der Realwirtschaft
immer weniger gibt, weil die in der Gesellschaft zirkulierende
Geldmenge abnimmt und niemand die Produkte kaufen kann, die
zusätzlich entstehen würden, wenn die Industrie weiter aufgeblasen
würde. Also wird das zusätzliche Kapital in Finanzprodukte
investiert, die wenigstens ordentliche ZINSEN generieren... 

Dazu kommt, dass die Produktion in den Industriestaaten, auf den
einzelnen Bürger umgerechnet, schon heute das Mehrfache des
ökologisch nachhaltigen Maßes beträgt. Selbst wenn wir also die
Produktion weiter steigern könnten, müssten wir relativ bald auf die
Besiedlung zusätzlicher Planeten ausweichen. Mit den begrenzten
Ressourcen der Erde allein gibt es eine absolute Grenze des
Wachstums, die sich mit den notwendig exponentiell steigenden
Wachstumskurven der Wirtschaft schneiden.

Das ist nichts anderes als die von Marx postulierte zyklische
Systemkrise des Kapitalismus. Und wie Marx auch schreibt, sucht sich
das im Inneren versagende Kapital wieder äußere Feinde, um Kriege zu
veranstalten und sich selbst zu restrukturieren. Nach den Kriegen,
wenn wieder alles aus der Asche aufgebaut werden muss, lassen sich
auch wieder vom Wachstum gedeckte Zinsraten erzielen...


Bewerten
- +
Ansicht umschalten