Bitte entschuldigt die lange Vorrede - bevor es um Interleukin 11 geht.
Am Fritz-Lipmann-Institut in Jena entdeckte man bereits 2010 Ursachen der Kortison-vermittelten Osteoporose. Biologen um Jan Peter Tuckermann zeigten, dass Knochenschwund durch Langzeit-Therapien mit Kortison Folge des gestörten Knochen-AUFBAUS ist. Osteoporose entsteht durch das gestörte Gleichgewicht zwischen Osteoblasten als knochenaufbauenden Zellen und Osteoklasten, die Knochen abbauen.
„Bei kortisonbedingter Osteoporose ist der Knochen-AUFBAU gestört“.
Dies vermitteln Glukokortikoid-Hormone. Dabei spielt die Form des Glukokortikoid-Rezeptors eine Rolle. Am Rezeptor dockt das Glukokortikoid-Hormon an. Als Doppelmolekül (Dimer) spielt der Rezeptor bei der Regulation des Zuckerstoffwechsels eine Rolle. Als Einzelmolekül (Monomer) bestimmt er die entzündungshemmende Wirkung der Glukokortikoid-Hormone.
Auch die Hemmung der Knochenbildung wird über den Glukokortikoid-Rezeptor als Einzelmolekül vermittelt. Die kortisonbedingte Osteoporose hängt von der monomeren Form des Rezeptors ab.
„Kortison hemmt Entzündungen und verändert Knochen über denselben Monomer-Prozess. Leider ist die Therapiewirkung mit Osteoporose verbunden. Die gute Nachricht:
Wir hoffen, dass diese ‚unheilige Allianz‘ zwischen Therapie und Nebenwirkung durch neue Glukokortikoide aufzubrechen ist“.
Vielleicht ist ja in London ein solches Glukokortikoid verabreicht worden.
Als Doppelmolekül wirkt der Glukokortikoid-Rezeptor als Genschalter. Als Einzelmolekül (Monomer) hemmt er andere Transkriptionsfaktoren wie AP-1 und NFkB. Durch die Hemmung von NFkB nimmt die Entzündung ab. Die AP-1-Abschaltung löst Knochenschwund aus.
„Durch (neuartige) selektive Glukokortikoide, die nur den Entzündungsfaktor NFkB hemmen ohne AP-1 abzuschalten, könnten Knochen unversehrt bleiben“.
AP-1 aktiviert die Interleukin 11-Bildung. IL-11 reguliert die Zelldifferenzierung.
Das ist auch für Nervenzellen nachgewiesen!
Ohne IL-11 reifen Osteoblasten-Vorläuferzellen nicht, was die Knochenbildung stört.
Dann folgt die Osteoporose. Für Altersforscher sind Glukokortikoid-Hormon-Nebenwirkungen wichtig: Die Kortison-Nebenwirkungen gleichen neben Osteoporose auch der Bindegewebs- und Muskelschwäche, Diabetes und Depressionen.
Mäuse ohne Glukokortikoid-Rezeptor in den Osteoblasten zeigten keinen Knochenverlust durch Prednisolon. Knochenschwund zeigten auch die Mäuse, bei denen nur die Dimerisierungsfunktion des Rezeptors abgeschaltet war.
Rauch A, Seitz S, Baschant, U, Schilling AF, Illing A, Tuckermann J. et al. Glucocorticoids suppress bone formation by attenuating osteoblast differentiation via the monomeric glucocorticoid receptor. Cell Metabolism 2010, Jun 9;11(6):517-531.