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  • Raumflieger

365 Beiträge seit 12.08.2024

Wieso nicht pragmatische Lösungen suchen?

Die wichtigste Frage wird nie gestellt: welcher pragmatische Lösungsansatz verspricht den größtmöglichen Erfolg bei geringstmöglichen Aufwand?

Die pragmatischste aller Lösungen wird sowohl aus politischen wie ideologischen Gründen direkt gar nicht erst auf die Theke gelegt, und die nennt sich "Hybride Energieversorgung". Hybrid, weil 100% "Regenerative" nicht in Deutschland ohne erheblichen Aufwand bei enormen Zugeständnissen möglich sind. Deutschland nunmal nicht Norwegen und nicht Schweden, die Bevölkerungsdichte ist vielfach höher und damit lassen sich Rezepte, die in den beiden genannten Ländern möglich sind, nicht einfach so auf unser Land übertragen.

Für 100% "Regenerative" brauchen wir auch Speicher, die in der Lage sind, mehrere Tage fehlende Erträge aus Wind und Solar abzufangen. Stunde für Stunde müssen also aus den Speichern im Schnitt 70GW Leistung bereitgestellt werden, denn dies ist der durchschnittliche Bedarf unserer Gesellschaft. Es kann also auch mal mehr oder weniger sein. Die Elektromobilität für Züge und Straßenbahnen ist da mit drin, die Fast Charger für die inidividuelle E-Mobilität dagegen nicht. Die kommt noch oben drauf.
Nur wie sollen die Speicher aussehen? Wir können nicht unbegrenzt Pumpspeicherbecken bauen und dort den Tagesertrag der Sonne einlagern. Akkus sind trotz der gegenwärtigen Preissenkungen immernoch zu teuer und zu wartungsintensiv und können nur individuell zur Lösung beitragen, sind aber für zentralisierte Anlagen nicht gut geeignet. Jährlich würden Milliardenkosten entstehen, die nur für den Erhalt und die Wartung der Akkuspeicher anfallen würden und den Strompreis treiben.

Nein. Das funktioniert nicht. Kann auch nicht.

Die pragmatische Lösung ist eine hybride Lösung. Ziel ist, den regenerativen Anteil auf ein technisch machbares, ökonomisch vertretbares Optimum anzuheben, und zwar nicht nur auf's Jahresmittel betrachtet, sondern auch auf den individuellen Tag heruntergebrochen. Dann müssen wir uns u.a. auch über Dinge unterhalten, die bislang so nicht praktiziert werden, aber zwingend erforderlich werden für eine möglichst fossilarme Energieversorgung. 0% Carbon ist Ideologie und nicht umsetzbar.

These 1: Sonne & Wind müssen 24/7 anliegen. Das ist aber nicht möglich, sondern kann nur durch geeignete Speicher ermöglicht werden.

These 2: Ausschließlich Überschusserzeugung aus Regenerativen darf verwendet werden, um einen "Wintervorrat" anzulegen. Dieser Wintervorrat besteht aus einem Mix von Wasserstoff, synthetischem "Erdgas" und synthethischen Kraftstoffen. Zusätzlich wird der Vorrat ergänzt durch Biomasse und Biogas.

These 3: Der "Wintervorrat" darf ausschließlich im Winter verstromt werden.

These 4: Für den 24-Stunden-Zyklus muss auf kurzzeitig verfügbare Speicher zurückgegriffen werden, und zwar ausschließlich auf Akkus. Pumpspeicherwerke müssen weiterhin als schnelle Reserve greifen können und müssen Peaks bei Erzeugung oder Bedarf ausgleichen können.

These 5: Grundbedarfskraftwerke bleiben erhalten und tragen ca. 20 - 25% im Strommix bei. Das können Kohle-, Öl- oder Kernkraftwerke sein. Hauptaufgabe ist die Grunderzeugung von elektrischer Energie, aber auch als Pendelpunkt für Blindleistungen und als Netzfrequenzregulatoren.

Mit den 5 Punkte, vernünftig umgesetzt, kann Deutschland eine Energieerzeugung sicherstellen, die zu 75% sich aus Regenerativen speist und zu 25% aus fossilen Energieträgern. Die fossilen Energieträger könnten abgelöst werden durch Kernenergie oder, falls technisch jemals möglich, Fusionsenergie. Wenn die Fusionsenergie als sichere und saubere Energiequelle zur Verfügung steht, kann auch wieder der Anteil "Regenerativer" abgesenkt werden, insbesondere bei den Anforderungen an die Speicher. Das hilft auf Dauer, die Kosten für die Energieversorgung zu senken.

Die E-Mobilität profitiert in jedem Falle davon, wenn die Energieversorgungssicherheit nicht mehr von Wolken, Tages- und Jahreszeiten abhängig ist.

Pragmatisch halt.
Prager Fenstersturz: raus mit den Ideologen, rein mit den Praktikern!

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