Ansicht umschalten
Avatar von Ulrich Sommer
  • Ulrich Sommer

mehr als 1000 Beiträge seit 15.07.2010

Lebensmittel in den Tank?

Es ist schon besonders perfide, dass ausgerechnet Nahrungsmittel nun
dazu herhalten müssen, dass wir unseren maßlosen Energiedurst auch
nach dem Ende des billigen Erdöls noch nicht zügeln wollen.

Dass die Nahrungsmittel zuvor in fast schon trinkbaren Alkohol
umgewandelt werden müssen, kann symbolisch so gedeutet werden, dass
wir schon reichlich "besoffen" sein müssen, dass wir die Dinge nicht
in den Griff bekommen.

Dabei sollte bekannt sein, dass die UNO bereits darauf hingewiesen
hat, dass die Zahl der Hungertoten weltweit deshalb wieder zunimmt,
weil wir neuerdings Nahrungsmittel zur Deckung unseres Energiebedarfs
verwenden.

Das Kuriose an der Situation wird noch durch den Umstand
verdeutlicht, dass im Allgemeinen bereits nur zur Destillation des
Alkoholes so viel Energie benötigt wird, wie im Alkohol selbst
enthalten ist. Diese Energie wird im Allgemeinen aus dem Stroh des
vergorenen Getreides gewonnen.

Das bedeutet folgendes:
Würden wir alternativ das Stroh zu Pellets verarbeiten und zur
Beheizung der Häuser verbrennen, dann könnten wir den selben Weizen
als Nahrung verwenden, wir könnten das Stroh zur Hausheizung
verwenden und das gesparte Heizöl als Diesel dem Verkehr zukommen
lassen und somit die unsinnige Alkoholbeimengung ersparen.
Die Asche der Strohpellets müsste zu Dünger aufgearbeitet werden und
die Verwendung der Strohpellets wäre mit nachhaltiger Landwirtschaft
vereinbar.

Noch mal kurz, falls es zu kompliziert war:
Die Energie, für die wir derzeit Nahrungsmittel verwenden, verrottet
derzeit ungenutzt auf unseren Feldern. Mit vergleichsweise minimalen
Förderkosten könnten wir die entsprechenden Wirtschaftskreise
erstellen und wir bekämen zu minimalen Produktionskosten die
Brennstoffenergie von Stroh quasi geschenkt.

Am Rande sei angemerkt, dass die baldige Einführung von Euro V und
Euro VI den Anteil von Dieselbetriebenen Kleinwagen gegen Null
drücken wird. Dadurch wird die Senkung des Spritbedarfes von PKW noch
einmal wirkungsvoll verhindert. Dabei geht es nicht um Ruß, der noch
weiter gesenkt werden sollte, sondern um Stickoxyde. Stickoxyde sind
unangenehm, aber nur von kurzer Verweildauer. Sie liegen bei der bis
heute gültigen Euro IV auf einem Niveau, mit dem wir leben könnten.
Die Notwendigkeit, Sprit zu sparen sollte jedenfalls höher bewertet
werden, als die weitere Reduktion von Stickoxyden.

Ich würde eine Regelung vorschlagen, die Kleinwagen mit einem
Dieselverbrauch von unter 4 Litern von der Notwendigkeit zusätzlicher
teurer Maßnahmen wie Katalysatoren befreit. Diese Maßnahme würde
kurzfristig bereits heute wesentlich mehr bewirken, als das
Jahrelange Warten auf Elektroautos.

Elektroautos sollen gefördert werden und können einen positiven
Beitrag leisten. Aber aufgrund der wirtschaftlichen und
gebrauchstechnischen Nachteile werden sie bei weitem nicht leisten
können, was sparsamere Autos mit Verbrennungsmotor an CO2-Entlastung
(und Entlastung der Versorgungssituation) leisten könnten. Hier muss
gehandelt werden.

Die Politik ist gefordert (insbesondere, die genannte
Beimengungsverordnung NICHT zu verabschieden). Sie, lieber Leser,
sind auch gefordert. Kaufen Sie, wenn es irgend möglich ist, das
sparsamste Auto, das erhältlich ist oder verzichten Sie ganz auf das
Auto! Namentlich möchte ich mal wieder den VW Polo Blue Motion
erwähnen, der heute das sparsamste auto mit derartiger
Transportleistung darstellt.

Bio-Sprit ohne konsequente Vermeidung von Nahrungsmittel-Konkurrenz
darf keine Lösung sein! Ich stimme anderen Postern zu, die in diesem
Zusammenhang von "Mord" sprechen.

Eine Antwort bleibt der Artikel mit der Überschrift "Qui Bonum"
schuldig:
Wer hat das Interesse?
Dass es die Erdölkonzerne eher weniger sein sollten, sollten wir als
Möglichkeit in Erwägung ziehen. Schließlich tritt "Bio-Sprit" in
Konkurrenz zu Erdöl.
Diesen Gedanken sollten wir dahin weiterdenken, dass Erdölkonzerne
heute, nach dem Überschreiten von Peak Oil vielleicht keine
Wiederstände gegen sparsamere Autos bieten könnten.
Auch Autohersteller sollten eher das Interesse haben, etwas teurere
und dafür sparsamere Autos zu verkaufen, die dafür den Verbraucher
beim Kauf des "Betriebsmittels" Sprit wirtschaftlich entlasten, um
das Geld bevorzugt für das Auto auszugeben.
Dies als Hinweis für Personen, die aus Angst vor entsprechenden
Wiederständen mutige Projekte bislang nicht angegangen sind.
Lieber sparsamere Autos, als Biosprit.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten