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  • Bajoou

mehr als 1000 Beiträge seit 27.06.2005

Re: Lebensmittel in den Tank?


Die Sichtweise sollte etwas diiferenzierter sein. 

1. Wird in den Industrienationen immer noch die tw. Hälfte aller
erzeugten Lebensmittel vernichtet und entsorgt. Der Film "Feed the
world" zeigt dies sehr schön...

2. Die Fleischerzeugung ist ein Problem: sowohl hinsichtlich der
Nahrungsmittelerzeugung - als auch hinsichtlich Umwelt und
Gesundheit.

3. Biosprit hat eine positive Klimabilanz, nur leider ist die
Betrachtung unfair. Verglichen werden die Emissionen des Biosprit
(für die Herstellung) mit den Emissionen fossiler Kraftstoffe (bei
der Verbrennung). Die meisten Studien sind höchst zweifelhaft (zB
sind Lachgasemissionen durch Wirtschaftsdünger ein Problem der
Massentierhaltung, nicht des Biosprits), überdies wird negiert, dass
fossile Kraftstoffe eben auch zunehmend aufwändiger gefördert und
raffiniert werden müssen. Abfackelung von Erdgas wird genauso wenig
berücksichtigt wie weitere Umweltschäden - von der Förderung
unkonventioneller Vorkommen (zB Teersände) mal ganz zu schweigen...

4. Bei Biosprit muss differenziert werden: sogenannte Kraftstoffe der
1. Generation, zB Biodiesel aus heimischen Raps, haben eine bessere
Bilanz als ihr Ruf. Nur leider werden Koppelprodukte wie
Presskuchen/Rapsschrott nicht berücksichtigt. Auch nicht die
positiven Auswirkungen in der Fruchtfolge: nach Raps bringt Weizen
einen 20% höheren Ertrag. 

5. Palmöl - riesige Plantagen / Monokulturen, die Rodung von
Regenwäldern: das ist ein Problem. Die Diskussion ist aber verlogen,
da der "Westen" die Entwicklungsländer ausbeutet und somit schuldig
an der Zerstörung der Natur dort ist: völlig egal, ob es sich dabei
um Soja für die Tiermast, Palmöl (immer noch mehr als 70% gehen in
die Bereiche Nahrungsmittel/Tiermast und Kosmetik) - oder anderer
Agrarrohstoffe handelt. Die Bewirtschaftung erfolgt nicht nachhaltig,
von der Zerstörung der Natur mal gar nicht zu reden.

Daran wird nichts geändert; dabei ist das ganze System das Problem,
nicht der Biosprit.

Und als man seinerzeit eine Quote eingeführt hat, kam dies nur den
großen Ölmultis zu Gute, diese haben ihr Distributionsmonopol
erhalten können - und forcieren den Import großer Mengen aus den
Entwicklungsländern. 

Die Steuerbefreiung für Biokraftstoffe hat dagegen den Anbau in D
gefördert, den Landwirten geholfen - und das Distributionsmonopol der
Konzerne gefährdet: Deswegen wurde politisch eingegriffen - zum
Nachteil der Umwelt.

Fazit: Biosprit ist nicht per se schlecht, im Gegenteil.


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