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  • ZaphodBB

mehr als 1000 Beiträge seit 31.07.2001

Target2-Verbindlichkeiten

Die Target2-Verbindlichkeiten gegenüber der Bundesbank haben die 900-Milliarden-Euro-Grenze bereits gerissen. Die Staaten Südeuropas finanzieren über Target2 ihre Leistungsbilanzdefizite, ohne dass sich die Länder Nordeuropas - allen voran Deutschland - dagegen wehren können. Die 900 Milliarden werden wir nie wieder sehen und können sie der deutschen Staatsverschuldung in Höhe von 2 Billionen hinzuaddieren.

Das ist Unsinn.

Selbstverständlich werden wir die 900 Mrd. nie wiedersehen, weil wir sie längst bekommen haben. Das ist das an uns aus dem Ausland überwiesene Geld. Wenn ich z.B. von meinem frz. Konto in Paris 100 Euro auf mein deutsches Konto in Hamburg überweise - das ist mein Geld und es bleibt mein Geld und ich bleibe da niemandem etwas schuldig - erhöhe ich damit die Target2-Verbindlichkeiten Frankreichs gegenüber Deutschland.

Warum ist das so? Weil die Eurozone so konstruiert ist, als gäbe es noch D-Mark, Franc, Lira usw. Damit endet der Geldverkehr primär weiterhin an den Landesgrenzen.
Wenn z.B. früher jemand n Franc nach Deutschland überwiesen hatte und da x D-Mark ankamen, dann mussten aus den Franc irgendwie D-Mark werden. Das geschieht dadurch, dass in letzter Instanz die frz. Zentralbank n Franc einzog und sich die entsprechende Anzahl D-Mark bei der Bundesbank geliehen hatte, d.h. diese zum Geldschöpfen bewegt hat. Macht ja auch Sinn: wenn durch den Außenhandel Geld ins Land fließt, muss sich in dem einen Land die Geldmenge verringern und in dem anderen diese erhöhen. Fließt das Geld in die andere Richtung, passiert das selbe und die Bilanz gleicht sich wieder aus.

Trotz der Währungsunion sind uns die Nationalbanken erhalten geblieben und die wickeln den Zahlungsverkehr ab wie gehabt und wechseln wie oben beschrieben z.B. "frz. Euro" in "deutsche Euro". Genaugenommen zählen die nur die Transfers, die man so ohne sie überhaupt nicht zählen könnte. Daher ist es auch vollkommener Nonsense, diese Bilanzen mit "Geldschulden" der jeweiligen Länder gleichzusetzen, da diese ja dadurch zustande kommen, dass unsere Kunden aus dem europäischen Ausland unsere Waren auf wirklich bezahlen.

Was da genau genommen gezählt wird, sind - wenn man das als "Schulden" sehen will - Schulden auf der Warenebene und keine Geldschulden.

Daher sind wir Deutschen dem auch nicht hilflos ausgeliefert. Um die Bilanz auszugleichen müssten wir nur eines tun: mit dem verdienten Geld auch dort einkaufen gehen, wo man uns die Waren schuldet. Denn auch wenn die Unternehmen die Sache mit dem Außenhandel nur wegen des Geldes tun, volkswirtschaftlich tun wir das nur wegen der Waren, die wir vom Ausland bekommen können. Denn ginge es uns wirklich nur um das Geld, könnte man auch auf die Arbeit für die Exportüberschüsse verzichten und unsere Zentralbank auch so zum Gelddrucken veranlassen - das käme auf exakt das selbe heraus.

Mit dem Einkaufen als Lösung gibt es allerdings ein Problem: das Geld verdienen bei uns die Falschen, d.h. jene, deren Konsumbedürfnisse trotz allem Luxus weit hinter ihren Einkommen zurückbleiben. Die wollen keine weiteren Waren. Auf der Strecke bleiben jene, die dafür bei uns arbeiten und jene die gerne im Ausland für uns arbeiten würden. In Deutschland verdienen die zu wenig Geld und im Ausland werden sie arbeitslos, weil im Gegenzug keiner bei Ihnen so zum Shoppen kommt wie sie bei uns.

zaphodbb

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.05.2019 11:20).

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