Die Akteure handeln aber nicht im luftleeren Raum aus Langeweile heraus, sondern haben begründete Ziele und begründete Interessen. Diese Begründungen müssen natürlich nicht öffentlich gemacht werden, das bedeutet aber nicht, dass es sie nicht gibt. Sie wissen das auch selbst, schließlich schreiben Sie:
Der Westen vermeidet es, seine Unterstützung der Ukraine soweit zu eskalieren, dass es zur direkten Konfrontation mit russischen Truppen kommt.
Die westliche Welt weiß doch mittlerweile, dass die russischen Truppen schlecht ausgerüstet, demoralisiert und inkompetent sind. Warum nicht fertigmachen? Dass der Westen die direkte Konfrontation vermeidet hat nun einmal ebenfalls nicht immer öffentlich gemachte Gründe, nämlich neben der allgemeinen Unberechenbarkeit bewaffneter Konflikte mit einer Atommacht vermutlich u.a. auch diesen hier:
Putin [kann] die westliche Unterstützung als Anlass nehmen, eine direkte militärische Konfrontation mit westlichen Truppen zu suchen, oder kann es eben auch bleiben lassen.
Ob man als Kriegspartei gesehen wird (im materiellen Sinn, nicht im hier völlig nutzlosem völkerrechtlichen) kann nun mal wichtig für diese Entscheidungsfindung sein. Man braucht schließlich keine Staaten angreifen, von denen aus man keiner Bedrohung ausgesetzt ist. Danach werden die Akteure dann handeln. Auch wenn sie es öffentlich nicht so begründen müssen. Sobald es passiert, wird es aber schon zu spät sein, deswegen wird dieses Spiel mit dem Feuer auch völlig zurecht kritisiert.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.10.2022 17:43).