Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 14.02.2016

Keine "Grand Area"-Strategie

Nicht nur unsere liebe "Gesine Hammerling", auch zahlreiche der AfD nahestehende User werden sich rasch die Scheißhausparole einleuchten lassen, "Mutti" habe ihr "Armes Deutschland" nun mit Haut und Haar an die NATO verkauft.

Dem ist nicht so. Gesine assoziierte die Aufrüstungs-Initiative argumentlos mit der "Grand Area"-Strategie der "Group on Grand Strategy" unter James Rogers:
http://www.imi-online.de/2011/10/12/die-geostrategie-eur/

Jürgen Wagner, dem 2011 viel an der Skandalisierung der Sache lag, hat dennoch bemerkt und einigermaßen deutlich gesagt, das diesem Entwurf jeder praktische Realitätsbezug fehlte. Es handelte sich um eine Psy-Op, um die "Bekanntgabe", die USA und namentlich ihr neu gewählter Gröfaz Obama forderten von der EU ultimativ die Bereitstellung von Hilfstruppen zur Niederringung Russlands unter Containment Chinas. Die "Grand Area", die da einer künftigen "Großmacht Europa" abgesteckt und zugewiesen ist, von Pakistan bis Marokko, ist Gegenstand einer atomaren Erstschlagsstrategie der USA, nicht einer konventionellen europäischen Machtprojektion.

Als Rogers seinen Entwurf vorstellte, waren die Vorbereitungen Killary's zum Angriff auf Libyen gegen den Widerstand des Weißen Hauses und der CENTCOM Generäle abgeschlossen. Ihre Verbündeten hockten im EUCOM und AFRICOM, die taktischen Vorbereitungen aber hatten nahezu exklusiv MI6 und die britische Regierung getroffen, die Sarkozy für den Plan gewannen ("Operation Southern Mistral"). Der Libyenkrieg war ein Putsch sowohl gegen Obamas außenpolitische Pläne, als auch gegen die "Deutsche Friedenspolitik", die zwar alles andere, als friedlich ist, aber in der Tat nicht zig-millionenfachen Massenmord als willkommenen Mitnahmeeffekt behandelt, wie es die Strategie der Chaosfraktion tut.

Killary wurde allerdings von den Briten selbst 'reingelegt. Deren Versprechungen zu den Erfolgsaussichten des Feldzuges waren schauerlich getürkt. Im Juni war der Krieg trotz einer Bombenkampagne, die gemessen an der Bevölkerung, gegen die es ging, alles bis dahin dagewesene übertraf, verloren.
Teilweise beruhte das auf echten Fehleinschätzungen, zum Beispiel die Rolle der Warfalla betreffend und auf einer Antwort Gaddafis, die niemand vorhergesehen hatte: Volksbewaffnung. Der "Schlächter von Tripolis" öffnete den Stämmen die Arsenale, die sich in der übergroßen Mehrheit nicht gegen den "Diktator und Kinderschänder" wandten, sondern gegen die Ragtag-Söldner des Imperiums.
Ein bedeutender, vielleicht der größte Teil, beruhte allerdings auf Sabotage. Das hat zum Ende des Krieges Hugh Roberts, ehemals zuständiger Gruppenleiter der "International Crisis -Group", die massiv für den Krieg geworben hatte, in einem LRB-Artikel so deutlich gemacht, wie es ihm möglich schien:
http://www.lrb.co.uk/v33/n22/hugh-roberts/who-said-gaddafi-had-to-go Das Resultat der Sabotage ist das heutige "Libyen", ein entstaatlichter Tummelplatz für jeden, der die EU schädigen will.

Ein mehr oder auch weniger planmäßiges Nebenziel der Sabotage war die anschließende Aufmischung Mali's. Hollande forderte daraufhin in Washington Waffenhilfe und wurde kühl abgewiesen. Das, und die Zurückweisung französischer Forderungen nach einer Besetzung Libyens durch die NATO unterminierte den Einfluß der Transatlantiker in Paris nachhaltig, machte v.a. klar, was von Rogers Versprechungen zu einer globalen Machtteilung zwischen EU und USA zu halten war.

Deshalb widerstanden die deutsche Regierung und ihre Alliierten den ultimativen transatlantischen Forderungen nach Vervielfachung der Rüstungsausgaben, auch nachdem sie mit dem Abschuß von MH17 "unterfüttert" wurden. Und dabei ist es - genau genommen - geblieben.
Denn Mogherinis Ankündigung eines Projektes zum Aufbaus einer genuin europäischen Aufrüstungsindustrie ist nunmal fast das Gegenteil dessen, was die Chaos-Fraktion und die Briten wollten. Sie wollten die Fütterung des amerikanisch-britisch-israelischen MIC, keine Konkurrenz. Sie wollen europäisches deficit-spending in Dollar-Kassen klingeln hören, nicht in Euro-Kassen.

Mehr noch, die Ankündigung einer Neuverhandlung der Lissaboner Verträge mit Blick auf eine einheitliche militärisches Kommandolinie in der EU ist eine Kriegserklärung an Polen und seine verbündeten Partner unter den Visegrad-Staaten, die eine Schwächung der EU-Institutionen wollen, keine Stärkung. Ich habe mich in das Thema noch nicht eingearbeitet, aber man darf zum Auftakt getrost davon ausgehen, der italienisch-deutsche-belgische- französische Verbund, der da am Werke ist, hat ein paar Asse im Ärmel, wenn er das Risiko von Neuverhandlungen eingehen will. Zum Beispiel die Niederlande. Die Waffenindustrie der Niederlande hat in den vergangenen Jahren einen steten Aufschwung genommen, u.a. deshalb, weil sie fortgeschrittene Luftkriegsmunition in Lizenz für die britischen und amerikanischen NATO-Zulieferer bauen durfte. Die niederländisch-britischen Lieferbeziehungen sind nun neu zu verhandeln und deshalb umfaßt Mogherinis Ankündigung nicht nur ein Kompensationsprogramm für die Niederlande, sondern Aussicht auf mehr, wesentlich mehr. Das enthaltene Konjunkturprogramm für Frankreich dürfte ein Lächeln auf die Mienen portugiesischer und spanischer Zulieferer zaubern, insbesondere steht ein Flottenaufbauprogramm an.

Kurzum, das deutsche Europa macht sich anheischig, eine echte Regionalmacht zu werden, und das richtet sich bei aller transatlantischen Rhetorik halt nicht gegen Russland, nicht gegen die Interessen russischer Regionalmacht. Die wird in der Ägide Killary's reichlich genug beschäftigt sein, von der Chaos-Fraktion gestiftete Unruhen im Kaukasus und Zentralasien zu deckeln und braucht an der Westfront, wie die EU, vor allem Ruhe.

Mehr - und besser Unterfüttertes - kommt von mir vielleicht nach zwei, drei Wochen Lektüren.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten