H3PO4 schrieb am 19. März 2009 18:27
> >> Syndikalismus - Sehr interessant. Was ist darunter zu verstehen?
> >Also ich verstehe darunter Produktionsmittel in den Händen der
> >Arbeitnehmer, gewerkschaftlich organisiert und demokratisch geführt.
>
> Das klingt sehr nach einer sozialistischen Theorie. Wie ermöglichen
> Sie, dass die Produktionsmittel "in die Hände der Arbeitnehmer"
> gelangen? Wie sollen sie da verbleiben? Wird es dann nicht auch
> wieder einige geben, die lieber andere für sich arbeiten lassen
> wollen? Und wie wollen sie die Minderheiten in der Demokratie
> schützen? Ist da Konsens nicht das bessere Modell, also eine
> Soziokratie?
Das kann ich dir sagen, wie sowas funktioniert....
1) Am Anfang ist immer sehr viel pseudeo-intellektuelles gelabbere.
Hauptsache nix konkretes. Da romatnisiert dann dieser allseits
bekannte selbstverliebte Schlag von Menschen mit zwei linken Händen
mit der arbeitenden Schicht.
2) Dann wird "enteignet". Also die Verträge gebrochen, Leute beklaut.
Am Anfang erwischts durchaus ein paar, wo der Bauch einem sagt: Da
triffts nicht die falschen. Nur die Weltverbesserungsmaßnahme muss
natürlich konsequenz umgesetzt werden. Weil hier regiert die
Ideologie und nicht der Pragmatismus. Und Ideologie ist von der
psychologischen Wirkung auf den Menschen ähnlich wie Religion. Da
gibts keine halben Sachen.
3) Damit alle Menschen "gleich" sind, und damit keine Elite mehr
existiert (außer den neuen Machthabern), wird alles gleich verteilt.
Jeder besitzt nun gar nix mehr. Und das soll auch so bleiben.
4) Weil durch die Weltverbesserungsmaßnahme nun alle gleich sind,
gibts für die ewigen Nörgler von gestern auch nix mehr zu nörgeln.
Gestern noch halb an Hartz4 verhungert. Heute mit Schadenfreude
beobachten, dass es dem Nachbarn nun endlich auch so geht. Das alte
Kapitalistenschwein... endlich auf Augenhöhe.
5) Erst werden natürlich all die Kapitalistischen Umtrieben
"entfernt". Da ist man irgentwann am Punkt, wo man fertig ist. Das
ist aber auch langweilig. Und das langeweile Leute zum Unsinn machen
anregt, weiss man ja seit der Schule. Und nix ist schlimmer als
dieser undefinierte, ungewisse Unsinn. Das könnte evtl. ja wieder so
ein Rückschritt von der Weltverbesserungsmaßnahme sein. Und, sind wir
mal ehrlich: so richtig sicher, ob all diese alten kapitalistischen
Umtriebe entfernt sind, kann man sich ja auch gar nicht sein.
Also lieber auf Nummer sicher gehen.
6) Da die Weltverbesserungsmaßnahme natürlich immer auf der Hut sein
muss, dass die alten Zustände nicht mehr einkehren... darf man
natürlich nie so richtig fest einschlafen. Immer mit einem Auge
wachbleiben. Und nach einiger Zeit entsteht dann wegen all Nächte in
Halbschlaf eine gesunder Paranoia.
7) Alles was man nicht so wirklich aus Blickwinkel der
Weltverbesserungsmaßnahme analysieren kann, muss man erstmals mit
argwohn beobachten. Religion, Jugendbewegungen, Homosexualität, ...
man weiss es nicht so genau, was dahinter steckt. Es könnte sich zu
einem goldenen Kalb neben der einzig wahren göttlichen
Weltverbesserungsmaßnahme entwickeln. Auch hier gilt: Vorsicht ist
die Mutter der Porzellankiste.
8) Damit das Grundprinzip der Weltverbesserungsmaßnahme nicht
gefärdet wird, also das es allen Teilnehmern gleich gut geht,
versucht jeder seinen Lebensstandard zu halten. Allen gehts gut,
keiner wird beschissen oder beklaut.
Der Karl-May Leser erkennt hier sofort die Erfüllung eines starken
deutschen Gefühles, nämlich der Indianer Romantik, die sympatie für
den Wilden. Man versucht praktisch eins mit der Natur zu werden. Das
Tempo rausnehmen. Bildlich gesprochen: Nur noch die Büffel erlegen,
die man wirklich zum essen braucht. Keinen Handstrich mehr tun.
9) Die Menschen sind glücklich, und voller Wohlstand. Falls der
allmächtige, allwissende, aber dennoch un-elitäre, staatsapperat
einmal eine gesellschaftliche herausforderung für den einzelnen
erkennt (er kann das natürlich viel besser und genauer als der
einzelne...), nimmt er sich dieses Problem an. Ein Plansoll wird
definiert, und der hochmotivierte Weltverbesserungsteilnehmer
versucht natürlich dies für die Allgemeinheit zu erreichen. Das ist
dann aber alles viel menschlicher als bei einer Renditevorgabe im
Kapitalismus. Es menschelt überhaupt ziemlich stark in so einem
tollem system.
10) und wenn sie nicht gestorben sind, dann läuft der laden heut
noch. Ich geh jetzt eine banane essen!
> >> Syndikalismus - Sehr interessant. Was ist darunter zu verstehen?
> >Also ich verstehe darunter Produktionsmittel in den Händen der
> >Arbeitnehmer, gewerkschaftlich organisiert und demokratisch geführt.
>
> Das klingt sehr nach einer sozialistischen Theorie. Wie ermöglichen
> Sie, dass die Produktionsmittel "in die Hände der Arbeitnehmer"
> gelangen? Wie sollen sie da verbleiben? Wird es dann nicht auch
> wieder einige geben, die lieber andere für sich arbeiten lassen
> wollen? Und wie wollen sie die Minderheiten in der Demokratie
> schützen? Ist da Konsens nicht das bessere Modell, also eine
> Soziokratie?
Das kann ich dir sagen, wie sowas funktioniert....
1) Am Anfang ist immer sehr viel pseudeo-intellektuelles gelabbere.
Hauptsache nix konkretes. Da romatnisiert dann dieser allseits
bekannte selbstverliebte Schlag von Menschen mit zwei linken Händen
mit der arbeitenden Schicht.
2) Dann wird "enteignet". Also die Verträge gebrochen, Leute beklaut.
Am Anfang erwischts durchaus ein paar, wo der Bauch einem sagt: Da
triffts nicht die falschen. Nur die Weltverbesserungsmaßnahme muss
natürlich konsequenz umgesetzt werden. Weil hier regiert die
Ideologie und nicht der Pragmatismus. Und Ideologie ist von der
psychologischen Wirkung auf den Menschen ähnlich wie Religion. Da
gibts keine halben Sachen.
3) Damit alle Menschen "gleich" sind, und damit keine Elite mehr
existiert (außer den neuen Machthabern), wird alles gleich verteilt.
Jeder besitzt nun gar nix mehr. Und das soll auch so bleiben.
4) Weil durch die Weltverbesserungsmaßnahme nun alle gleich sind,
gibts für die ewigen Nörgler von gestern auch nix mehr zu nörgeln.
Gestern noch halb an Hartz4 verhungert. Heute mit Schadenfreude
beobachten, dass es dem Nachbarn nun endlich auch so geht. Das alte
Kapitalistenschwein... endlich auf Augenhöhe.
5) Erst werden natürlich all die Kapitalistischen Umtrieben
"entfernt". Da ist man irgentwann am Punkt, wo man fertig ist. Das
ist aber auch langweilig. Und das langeweile Leute zum Unsinn machen
anregt, weiss man ja seit der Schule. Und nix ist schlimmer als
dieser undefinierte, ungewisse Unsinn. Das könnte evtl. ja wieder so
ein Rückschritt von der Weltverbesserungsmaßnahme sein. Und, sind wir
mal ehrlich: so richtig sicher, ob all diese alten kapitalistischen
Umtriebe entfernt sind, kann man sich ja auch gar nicht sein.
Also lieber auf Nummer sicher gehen.
6) Da die Weltverbesserungsmaßnahme natürlich immer auf der Hut sein
muss, dass die alten Zustände nicht mehr einkehren... darf man
natürlich nie so richtig fest einschlafen. Immer mit einem Auge
wachbleiben. Und nach einiger Zeit entsteht dann wegen all Nächte in
Halbschlaf eine gesunder Paranoia.
7) Alles was man nicht so wirklich aus Blickwinkel der
Weltverbesserungsmaßnahme analysieren kann, muss man erstmals mit
argwohn beobachten. Religion, Jugendbewegungen, Homosexualität, ...
man weiss es nicht so genau, was dahinter steckt. Es könnte sich zu
einem goldenen Kalb neben der einzig wahren göttlichen
Weltverbesserungsmaßnahme entwickeln. Auch hier gilt: Vorsicht ist
die Mutter der Porzellankiste.
8) Damit das Grundprinzip der Weltverbesserungsmaßnahme nicht
gefärdet wird, also das es allen Teilnehmern gleich gut geht,
versucht jeder seinen Lebensstandard zu halten. Allen gehts gut,
keiner wird beschissen oder beklaut.
Der Karl-May Leser erkennt hier sofort die Erfüllung eines starken
deutschen Gefühles, nämlich der Indianer Romantik, die sympatie für
den Wilden. Man versucht praktisch eins mit der Natur zu werden. Das
Tempo rausnehmen. Bildlich gesprochen: Nur noch die Büffel erlegen,
die man wirklich zum essen braucht. Keinen Handstrich mehr tun.
9) Die Menschen sind glücklich, und voller Wohlstand. Falls der
allmächtige, allwissende, aber dennoch un-elitäre, staatsapperat
einmal eine gesellschaftliche herausforderung für den einzelnen
erkennt (er kann das natürlich viel besser und genauer als der
einzelne...), nimmt er sich dieses Problem an. Ein Plansoll wird
definiert, und der hochmotivierte Weltverbesserungsteilnehmer
versucht natürlich dies für die Allgemeinheit zu erreichen. Das ist
dann aber alles viel menschlicher als bei einer Renditevorgabe im
Kapitalismus. Es menschelt überhaupt ziemlich stark in so einem
tollem system.
10) und wenn sie nicht gestorben sind, dann läuft der laden heut
noch. Ich geh jetzt eine banane essen!