Ansicht umschalten
Avatar von marenghi
  • marenghi

mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.2020

Exzellent!

Es ist so ähnlich wie bei der Lektüre von Artikeln, die wissenschaftliche Studien zitieren - und dann daraus die Schlüsse ziehen, Alkohol sei des Teufels, "jeder Tropfen ist einer zu viel". So wie hier also die Meinung in den Köpfen zementiert wird, man sei so abhängig von russ. Uran.

Schaut man sich dann die Fakten an und hält erstmal inne, bevor das Hirn zu den Schlüssen springt, die zu unseren Vorurteilen passen, so muss man sagen: Eigentlich sind die Schlüsse genau andersrum!

Denn nur zu einem Fünftel (!) das Uran aus Russland zu beziehen, ist schonmal sehr gut. Besser als drei Viertel des Gases aus Russland - oder praktisch 100% der Solarpanelstoffe aus China (um gleich falsche Vorstellungen aus dem Weg zu räumen: Ich bin stark für einen massiven Ausbau von EE in Deutschland).

Dazu auch noch die Nachricht, dass dt. KKW anscheinend noch unabhängiger von Rosatom sind. Und zu guter Letzt, dass offensichtlich auch die 20% auch noch durch andere Länder ersetzt werden können, die nur die Produktion ausweiten brauchen. Was sie liebend gerne machen.

Nachdem wir also die Botschaft korrekt formen in: "Wir, bsd in D, sind bereits relativ unabhängig von Rosatom, und ganz Europa kann es auch noch werden", komm ich als Start ins Wochenende praktischerweise auf den Alkohol:

Die großen Mortalitätsstudien der letzten Jahre zeigen, dass ein geringer Alkoholkonsum nur sehr, sehr wenig überhaupt das Risiko erhöht. "Gering" meint hier bspw 10g Alkohol am Tag, also ein halbes Bier oder 0,1 Wein pro Tag (gut ist allerdings aus Suchtprävention paar Tage in der Woche ganz ohne Alk). Was das Risiko um paar Prozent erhöht, bzw umgerechnet in Lebenserwartung ein dreiviertel Jahr kostet. Also lächerlich. Zum Vergleich: 10 Zigaretten am Tag erhöht das Krebsrisiko um 2000 (!) Prozent. Auch die doppelte Menge (Mann zu sein, wsl wegen des höheren Körpergewichts (nicht durch Fettmasse) ist allgemein bei Alkoholrisiken verzeihender).

Genauso übrigens mit rotem Fleisch und Wurstwaren. Diese erhöhen pro 30g mehr am Tag das Risiko für einige Krebsarten um einige Prozent. Nur: Das absolute Risiko dieser Krebsarten ist sehr gering, deshalb die Erhöhung nicht groß. Das ist immer immens wichtig, die relativen UND die absoluten Zahlen zu kennen: Eine Erhöhung der Toten durch Schnakenstiche um 5000% ist völlig irrelevant, eine Erhöhung der Herzinfarkttoten um 10% wäre ein dringender Startschuss für public health-Anstrengungen.

Die Schlussfolgerungen der Medien (und einiger beteiligter Wissenschaftler, die die Beduetung ihrer Studien natürlich pushen wollen), waren aber Dramatisierung und talibanische Dogmatik: Jeder Tropfen Alkohol sei gefährlich, jedes Gramm Wurst ungesund. Mit dementsprechenen politischen Forderungen wie Steuern, Verkaufseinschränkungen usw. Die neuen dogmatischen Krieger der Schwarz-Weiß-Dogmatik.

Wer sich für ein cleveres, rationales Vorgehen bei Entscheidungen unter Chancen und Risiken interessiert, dem sind im dt. Sprachraum die Infos von Gerd Gigerenzer ans Herz gelegt. Hier im med. Bereich, gut zu wissen, wenn einem der Arzt mal wieder was vorschlägt: https://www.youtube.com/watch?v=zdOBJW2zlKU

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.02.2023 09:22).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten