Amlagam hat als Material die Eigenschaft, sich bei Druck zu verdichten. Das macht es für die Verwendung bei Füllungen so attraktiv, neben der einfachen Applikation, dem guten Randschluss und dem Preis.
Allerdings gibt es doch schon etliche Nachteile.
Die elektrochemische Komponente der Amalgam-Füllungen kann man sehr plastisch mit einem kleinen Stück Aluminimum-Folie zur Geltung bringen. Aber auch ohne Aluminium sind Amalgamfüllungen aktiv: die schwarze Verfärbung ist Silber- und Kupferoxid. Sind kleine Mengen Zink enthalten, haben wir Elemente einer Knopfzelle (Silberoxid-Zink-Batterie) im Zahn. Sind mehrere Amalgam-Füllungen "verbaut", entsteht allein durch die Differenz der Ionenkonzentration ein Stromfluss, mit einer Spannung von einigen Millivolt. Was zwar noch unter dem Ruhepotential von Nervenzellen liegt, aber der stete Tropfen höhlt den Stein. Die Anzahl der Füllungen und deren "Formulierung" und Alter spielt dabei natürlich auch eine Rolle.
Elektrochemische Aktivität heißt dann Metallionen im Elektrolyt, also auch Quecksilber-Ionen. Die im Speichel - spätestens im Magen - mit Säure und organischen Komponenten in Kontakt kommen und zu sehr viel giftigeren Quecksilberverbindungen reagieren. (HgCl2, Methylquecksilber) Die Menge mag extrem gering sein, also im Vergleich zu einer Portion Sushi, aber sie ist eben da und das jede Stunde, jeden Tag, jedes Jahr. Und das hat Konsequenzen.*)
Neben dem elektrochemischen Eigenschaften kommt auch die typisch hohe Leitfähigkeit von Metallen für Wärme und Kälte. Und die leitet das Amalgam bis in den Kern des Zahnes. Hinzu kommt, dass der Ausdehnungskoeffizient von Amlagam nicht dem des Zahnmaterials entspricht. Was dann - auch mit Blick auf die zu bohrende Form der Kavität - Amalgam: /__\ Kunststoff \_/ - bedeutet, dass Amalgam Risse im Zahn verursachen kann. Risse, die bis in den Wurzelbereich gehen können. Was dann mindestens eine Behandlung beim Kieferchirurgen, oft genug aber auch einen Totalverlust des Zahnes bedeutet. Der dann eine teure und aufwendige Behandlung - Brücke oder Implantat - nach sich zieht. Unschön ist in jedem Fall die Sanierung alter Amalgamfüllungen. Eine Umstellung auf Kunststoff ist da kaum möglich: die Kavität muss von /__\ auf \___/ erweitert werden. Gold (|__|) geht da (bohr)technisch etwas besser, aber Gold hat was die Ausdehnung angeht die gleichen Probleme wie Amalgam und damit wird der Mundraum auf jeden Fall zur Batterie. (s. elektrochemische Spannungsreihe) Nicht zu vergessen die Wechselwirkung zwischen Gold und Quecksilber.
Es gibt dann auch noch das Phänomen der "Amalam-Tatoos", das sind schwarze Verfärbungen an Zunge, Zahnfleisch oder Wangenschleimhaut, wenn die Amalgam-Füllung damit in Kontakt kommt. Was letztlich zeigt, dass die Zahnärzte Amalgam als Füllmaterial nicht nur bei Defekten der Kauflächen angewendet haben. Zeigt immerhin, dass ein Materialtransport stattfindet und die Oxide tief im Gewebe eingelagert werden.
Amalgam eignet sich vielleicht zur Versorgung kleiner Defekte an den Kauflächen, wenn die Versorgung nicht nur provisorisch sein soll, dem keine Kontraindikation (z.B. bestehende Goldfüllung) entgegen steht. Und vor allem nur dann, wenn wirklich keine Alternativen zur Verfügung stehen. Denn langfristig hat Amalgam erhebliche Nachteile und führt zu Problemen, die teure und aufwendige Behandlungen nach sich ziehen.
Archaischen Sichtweisen wie "Pflaster für eine Wunde" (1895 KVG Berlin) ist scharf entgegenzutreten, denn es handelt sich bei einer Füllung nicht um eine Wundversorgung, sondern um eine dauerhaft im Körper verbleibenden Prothese. Denn der Zahn heilt ja natürlicherweise nicht und wächst auch nicht nach.
Eigentlich sollten die Zahnärzte schon aus Interesse an der eigenen Gesundheit auf die Verwendung von Amalgam verzichten, denn sie sind beim Umgang mit dem Material ja auch laufend Quecksilberdämpfen ausgesetzt. Und der Umgang mit Amlagam, soweit ich es aus eigener Erfahrung erlebt habe, erfüllt die erforderlichen Qualitätskriterien allzu oft nicht.
Ein Verbot ist da aller Wahrscheinlichkeit nach für alle Beteiligten eine gute Sache.
*) "1984 machten eine Studie diese Theorie unhaltbar. Aufgrund des durch Tierversuche
bekannten Metabolismus von dampfförmigen Quecksilber untersuchten Rainer
Schiele und seine Mitarbeiter die Quecksilberzielorgane Niere und Gehirn akut
Verstorbener.459 Das Ergebnis beschrieb Schiele als überraschend und unerfreulich.
Es konnte eine signifikante Abhängigkeit der Quecksilberkonzentration von der Zahl
der Amalgamfüllungen nachgewiesen werden: „Aus den Relationen von
Füllungsträgern und Nichtfüllungsträgern war (...) abzuleiten, dass die Unterschiede
bis etwa das 20fache der üblichen Grundbelastung mit der Nahrung ausmachen
können.“ Anschlussuntersuchungen in Schweden, den USA und Deutschland
bestätigten das Ergebnis."
(https://edoc.ub.uni-muenchen.de/1947/1/Mueller-Schneemayer_Ingrid.pdf S.92)