waren diese Bestechenden ja nicht. Da wendet man sich doch nicht ans Parlament und seine Vizepräsdidentin, wenn man in der EU etwas drehen will. Extra zu diesem Zweck wurde das Parlament ja systematisch entmachtet, um es dem Lobbyisten leicht zu machen. Die eigentlichen Entscheidungen fallen in der Kommission oder im Ministerrat, wo keine neugierigen Journalisten zugegen sind. Und dieses lästige Parlament umgangen werden kann. Da muss man ja Hunderte bestechen, das ist teuer und fliegt am Ende auf.
Daneben gibt es unzählige Grüppchen und Zusammenschlüsse, die sich selbst empowern. Die Eurogruppe, mit deren Hilfe Wolfgang Schäuble seinerzeit die Innenpolitik Griechenlands diktierte, hat eigentlich nichts zu sagen, sie hat rein beratende Funktion. Was aber napoleonische Charaktere nicht davon abhält, sie in ganz anderem Sinne zu nutzen. Geht alles, wenn das Parlament entmachtet wurde.
Oder aber den "Europarat", den Asebeidschans Alijew nutzte, um seine Anliegen zu platzieren. Das dürfte als Musterbeispiel einer professionellen Einflussnahme gelten, A. hat da alles richtig gemacht. Wenn man diese beiden Fälle vergleicht, springt regelrecht ins Auge, was das für Stümper waren, hier mit Geldkoffern operieren.
Geldkoffer? Das genügt, um Kaili sofort überall hinaus zu werfen. Weitere Beweise sind nicht nötig. Nach eigener Aussage und auch der ihres Partners hat sie veranlasst, dass das Geld sofort aus dem Haus kam. Ihr Vater wurde dann von einem Polizisten festgenommen, dessen kriminalistischer Instinkt ihm sagte: diesen Mann muss ich durchsuchen. Noch so eine Merkwürdigkeit.
Einziges Resultat des Spektakels ist bislang eine massive Rufschädigung des gewerkschaftsnahen Flügels. Nicht nur Martin Sonneborn wittert hier Verrat und Desinformation. Das gilt es genau zu beobachten.