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  • Karl-Katja Krach

528 Beiträge seit 09.07.2019

Diskriminieren ist einfacher als Krankenhausplätze schaffen.

Meinetwegen sollen Impfunwillige machen, was sie wollen, wenn das auch Geimpfte dürfen. Der Staat darf Menschen nicht vor sich selbst beschützen. Das hat das BVerfG kürzlich erst wieder klargestellt. Jeder hat das Recht, sich Hilfe beim Suizid zu besorgen. Wer meint, dass der eigene Darwinismus das Risiko, zu sterben oder dauerhaft geschädigt zu sein, wert ist, den darf der Staat also auch nicht zwingen, sich vor Corona zu schützen, wenn es eine Impfung gibt. Dürfte man zumindest meinen.

Allerdings habe ich auch ein Recht auf eine ärztliche Versorgung im Notfall. Wenn ich von Nazis weggeprügelt werde und dann ist die ganze Notaufnahme mit Coronaverharmlosern voll - da würde ich dann schon gern bevorzugt werden. Gegen Nazis gibt es schließlich keine Impfung. Aber das können Ärzt:innen ja auch nicht machen und ich sehe auch ein, warum. Sie müssen die Patien:innen nach der Schwere ihrer Erkrankung priorisieren.

Ich habe schon einmal drei Wochen mit lebensdrohlichem Zustand im Krankenhaus auf ein OP gewartet und immer wieder kamen neue Schwerverletzte in akut lebensgefährdendem Zustand aus dem Straßenverkehr vor mir auf den OP-Tisch. Das war nicht toll, denn ich hätte auch eines Morgens mit einer Querschnittslähmung aufwachen können.

Das Problem wird - bei der derzeitigen Anzahl der Impfunwilligen - solange nicht weggehen, bis die meisten der Impfunwilligen eine CoVid-Infektion überstanden haben - oder daran gestorben sind. Anstatt also über die Diskriminierung von Impfunwilligen zu diskutieren, sollte die mangelnde Bettenanzahl und Personalstärke im Fokus der Anstrengungen stehen (neben dem Impfen).

Den Urlaubern im Winterskiort wird doch auch nicht gesagt: "Der Skilift ist gesperrt, denn das Krankenhaus haben wir zugemacht." Da wurden die Plätze geschaffen, weil die Tourismusindustrie Druck machte und die Krankenversorgung im Einklang mit kapitalistischen Verwertungsinteressen steht. Woanders waren die Krankenhausbetten und das Personal schon vor Corona zu knapp.

Wenn es also tatsächlich Diskriminierung von Impfunwilligen geben sollte, hoffe ich, dass die Gerichte das entweder ganz kassieren oder zumindest die Gesetzgeber mit einem Ultimatum dazu verpflichten, für eine ausreichende Krankenversorgung zu sorgen. Inzidenzwerte und Todeszahlen dürfen - wenn alle die Geimpft werden wollen, eine Chance dazu hatten - außerdem keine Orientierungspunkte mehr sein, wenn es um Einschränkungen geht, sondern nur die Krankenhausauslastung.

Es kann nicht jeder für sich selbst entscheiden, das sei gegenüber den Verfechter:innen des Egoismus klargestellt.
Aber Kinder werden auch nicht vor ihren darwinistischen Eltern geschützt, wenn es um Masern geht und warum sollte das bei Corona anders sein?

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