Im Gegensatz zur "moralischen Avantgarde" und auch den Autor dieses Artikels bin ich immer auf der Seite der Lebensbewahrung. Also für Zero-Covid-Massnahmen - natürlich als es noch möglich gewesen wäre, also ganz zu Anfang, später dann gegebenenfalls Lockdowns, nicht bloss Freizeit-Lockdowns, wie von der deutschen Regierung dekretiert, und was eben zum jeweiligen Zeitpunkt und den dann herrschenden Umständen sinnvoll ist - und für eine kriegsverhindernde Verhandlungslösung - natürlich als es noch möglich war, also vor dem russischen Angriff und nun ebenfalls für Verhandlungen von realistischen Ausgangspositionen aus, um so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand und schliesslich zu einer Lösung zu gelangen, wobei die Verhandlungen einerseits zwischen Russland und der Ukraine, andererseits zwischen Russland und der nato zu führen wären.
Es ist nach wie vor Bullshit zu behaupten, die meisten Covid-Opfer seien gar keine. Und auch das verdankenswerte Aufzeigen haarsträubend blinder Inkonsequenz, ja Irrationalität bis hin zu rassistischen Äusserungen - Beispiel Florence Gaub - wenn es um die Ukraine geht leider nicht nur bei den Woken, sondern praktisch über die gesamte Medienlandschaft hinweg, ändert daran nichts. Die aus politischen oder egozentrischen Gründen vorgschobenen Grundrecht-Argumente sind angesichts der Tatsache, dass erstens Epi- bzw. Pandemien noch vor Kriegen der grösste Menschheitskiller sind und auch C-19 nach realistischen Schätzungen schon 20 Millionen Tote - offiziell gegenwärtig 6,2 Mio. - gefordert hat, der reinste Zynismus. Die deutsche - und auch die meisten anderen - Regierung muss man schon kritisieren, aber aus entgegengesetzten Gründen. Sie hat zu wenig zu spät getan und oft auch Unsinniges. Immer mit Blick auf die Wirtschaft, nicht die Menschen. Das Resultat dieses Versagens - der Virus konnte sich praktisch weltweit optimal ausbreiten und mutiert nun fleissig vor sich hin. Nicht nur Lauterbach warnt zu Recht davor, dass nichts dagegen spricht, dass dabei gelegentlich eine 'optimale' Kombination aus Infektiosität und Letalität resultiert.
Generell sollte man die beiden Krisentypen nicht gegeneinander ausspielen. Angesichts der heute verfügbaren Überwaffen kann eine Eskalation des Krieges, also der Sprung vom Epi- zum Pankrieg, uns allen extrem gefährlich werden. Es ist völlig verantwortungslos durch Waffenlieferungen den Krieg zu verlängern, sei es, weil der eigentliche Plan darin besteht, Russland maximal zu schaden, sei es, weil man es als westlicher Bürger schlicht nicht erträgt, von einer als nicht-westlich definierten Macht militärisch ihren Willen aufgedrückt zu bekommen. Jederzeit kann es zu einem Zwischenfall kommen, der schliesslich die nato involviert. Und dann gnade uns Gott - bloss bin ich Atheist.