Der britische Wissenschaftler Derek Abbott hat mal ausgerechnet, wie viele Kernkraftwerke nötig wären. Das Ergebnis: 15.000 Atomreaktoren mit einer Leistung von je einem Gigawatt könnten den gesamten Energiebedarf der Menschheit decken, inklusive Verkehr. Allerdings stammt seine Berechnung aus dem Jahr 2011 - mittlerweile müssten sogar 18.000 Kernkraftwerke gebaut werden.
Im Unterschied zu Kohlekraftwerken haben Kernkraftwerke zwar einen größeren Platzbedarf und benötigen einen Zugang zu ausreichend Kühlwasser aus Flüssen oder dem Meer..
Auch die Gefahr von Unfällen bleibt bestehen und erhöht sich laut Abbott, wenn mehr Atomkraftwerke gebaut würden. Rechnet man die Unfallgefahr ausgehend von den bisherigen Erfahrungen auf 15.000 Kraftwerke hoch, würde das einen GAU irgendwo auf der Welt jeden Monat bedeuten.
Der Brennstoff Uran ist ebenfalls nur begrenzt auf der Erde vorrätig. Bei 15.000 Kraftwerken im Dauerbetrieb wäre er laut Abbott in wenigen Jahren erschöpft. Allerdings gibt es die Möglichkeit, Uran aus Meerwasser zu gewinnen - was die Vorräte jedoch maximal um ein paar Jahrzehnte strecken dürfte. Beim massenhaften Einsatz effizienter Atomkraftwerke wie sogenannter Schneller Brüter hingegen könnten die Vorkommen etwa 300 Jahre reichen - allerdings zu gewaltigen Mehrkosten.
Ein weiteres Problem ist das der Abnutzung. Neutronen und chemisch aggressive Stoffe führen dazu, dass Kernkraftwerke im Schnitt nach 50 Jahren stillgelegt werden müssen - und der Bau eines neuen Kraftwerks nötig wird. Bei 15.000 Kraftwerken würde das ein neues Kraftwerk pro Tag bedeuten. Allerdings beträgt die Bauzeit sechs bis zwölf Jahre - die Stilllegung dauert sogar bis zu 50 Jahre.
Für den Bau von Atomreaktoren sind seltene Materialien nötig wie Hafnium, Beryllium oder Zirconium. Der Bau von 15.000 Atomkraftwerken - und die ständige Erneuerung des Bestands - würde die weltweiten Ressourcen der seltenen Materialien schnell erschöpfen. Denn recycelbar sind diese nach Gebrauch radioaktiven Elemente für lange Zeit nicht mehr.
Bleibt am Ende noch das bisher ungelöste Problem der Endlagerung. Solange es nicht gelöst ist, dürfte es kaum vertretbar sein, so Abbott, einen massiven Ausbau der Atomkraft anzugehen.
Quelle: https://www.n-tv.de/wissen/Rettet-Atomkraft-uns-vor-dem-Klimakollaps-article21234793.html