Um jetzt nur mal einen Punkt herauszugreifen. Das ist das Eine.
Dass er sich gut in die seit Jahren verstärkt reaktionäre, teilweise rechtspopulismus- und rechtsextremismusfreundliche Telepolis-Linie mitsamt zugehöriger Forenbelegschaft einpasst, indem er den Eindruck vermittelt, dass sich die Autorin lieber mit Kritteleien an einer konkreten, kritisch-wissenschaftlichen Untersuchung rechter Haltungen beschäftigt als mit der Kritik an den rechten Haltungen selbst, dass mithin Unschärfen bei deren Untersuchung für sie problematischer sind als Rechtspopulismus und Rechtsextremismus themselves, das ist das Andere.
Wie fehlerhaft dabei die logisch-sprachlich-intellektuellen Ansätze der Autorin sind, die sie für eine Manöverkritik v.a. an der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Stellung bringt, das zeigt sich indes am deutlichsten beim Thema Antisemitismus. So heißt es da:
Die Aussage "Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat" segelt unter der Flagge "sekundärer und israelbezogener Antisemitismus". Hier wird allerdings eine Bewertung der Politik Israels, unzulässig, mit der "Haltung gegenüber Juden" vermischt bzw. gleichgesetzt.
Und das ist ja nun auf gleich zwei Ebenen, in zwei verschiedenen Aspekten katastrophal falsch – und, um den Bezug zu meinem Beitragstitel dann auch gleich herzustellen, antisemitisch, weil es damit einen zweifelsfrei vorhandenen Antisemitismus in einer Aussage verleugnet und verharmlost.
Erstens liegt eine katastrophale Fehldiagnose zwar nicht dahingend vor, dass etwas "vermischt bzw. gleichgesetzt" wird, sehr wohl aber dahingehend, wo die Vermischung stattfindet. Die liegt ja nun bereits in der "Aussage" des Fragenkatalogs und somit in den Haltungen derer, die ihr zustimmen, nicht in der Untersuchung. Wer der "Aussage" zustimmt, der ist es, der eine ablehnende Haltung gegenüber Juden mit einer tatsächlich oder vermeintlich ablehnenswerten Politik Israels rechtfertigt, und das ist genau die Art von Haltung, die den Juden die Schuld für ihre eigene Verfolgung und im Extremfall für den Holocaust gibt.
Denn, und das ist der zweite Fehler, den die Autorin hier macht, selbstverständlich sind es überwiegend Juden, die die Politik Israels bestimmen, und es sind auch überwiegend Juden, die in Israel leben, und zwar zusammen mit den US-amerikanischen Juden die größte jüdische Bevölkerungsgruppe, und selbstverständlich ist jeder Angriff auf Israel hauptsächlich ein Angriff auf Juden, weil da nun mal hauptsächlich Juden leben; und wegen größte Bevölkerungsgruppe und der Verfasstheit Israels als Zufluchtsort für alle Juden ist jeder Angriff auf Israel auch mehr als nur ein Angriff auf Juden, er ist notwendigerweise ein Angriff auf die Juden.
Es wäre eigentlich notwendig, den Rest des Artikels ebenfalls näher zu würdigen, das werde ich allerdings erst mal nicht leisten. Meine letzte sachlich mehr als gerechtfertigte Kritik an einem Telepolis-Artikel neulich wurde relativ schnell entfernt, daher mache ich mir hier erst mal nur noch begrenzt Mühe mit sowas. Anscheinend wird man bei Heise/Telepolis im selben Maß, wie man der politischen Rechten gegenüber immer freundlicher wird, auch zunehmend dünnhäutiger, was die Kritik an den eigenen redaktionellen Texten angeht. Die gegenüber Kritikern rechter Hetze im Forum, welche systematisch stehengelassen wird, immer gern ins Feld geführte Verpflichtung der Meinungsfreiheit gegenüber, die wiederum wird so natürlich auch zu einem immer hanebücheneren Argument.
Cheers,
d. d.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.02.2017 20:37).