Nützy schrieb am 31.12.2019 14:42:
Wie gesagt, in letzter Konsequenz muss die Entscheidung jeder selbst treffen.
Was hat jemand denn für eine Entscheidungsfreiheit, wenn er in einem Land lebt, in dem er partout keine Hypothek für eine Eigentumswohnung bekommt, wegen der Regeln, die dort gelten, als zu emigrieren? (Um bei dem Beispiel zu bleiben.)
Die BRD ist eine repräsentative Demokratie – und doch werden permanent Entscheidungen getroffen, die nur einer kleinen, wohlhabenden Minderheit dienen. Irgendwie komisch, oder? Der Rest darf dann immerhin für €10 solche "Du-kannst-alles-erreichen-wenn-du-nur-willst-Bücher" kaufen.
Natürlich will die Bank ihr Geld wiedersehen. Das ist trivial in meinen Augen.
Aber gerade bei Immobilien bleibt der Wert der Wohnung doch erhalten, selbst wenn sie den Eigentümer wechselt – vorausgesetzt, dass sich am Markt keine Blase gebildet hat. Aber auch letzteres geht wieder aufs Konto reicher Spekulanten. (Die nämlich nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Geld, und darum rund um die Welt immer mehr Immobilien aufkaufen bzw. aufkaufen lassen.)
Wenn eine Wohnung nicht wirklich so viel wert ist, wie die Bank an Hypothek dafür bereitstellen will, dann soll sie es nicht machen.
1. Diese 70 Jahres-Kiste ist in der Tat ein wenig problematisch. Es ist aber nun mal internationales Recht, dass das Urheberrecht nach dem Tod des Urhebers weiterhin gilt.
Ob es international ist oder nicht – nebenbei: nicht in allen Ländern gilt das so – ist doch völlig unerheblich für die Frage, ob es gerecht ist.
2. Generell habe ich - im Gegensatz zum deutschen Mainstream - nichts gegen das Erbrecht. Ich denke, dass es das Recht einer Person ist, das Eigentum, das er sich erworben hat, auch an die nächsten Generation weiterzugeben.
Woher soll dieses individuelle Recht kommen?
Privateigentum haben wir aus genau dem Grund, dass wir staatliche Institutionen haben, die es gewähren (etwa ein Grundbucheintrag für eine Immobilie; Wertpapiere, die auf unseren Namen stehen; Geld auf dem Konto [also das wir faktisch der Bank leihen]; Edelmetalle, deren Wert davon abhängt, was andere dafür bezahlen).
Du gehst in deinem Argument erstens davon aus, dass die Person ihr Eigentum gerecht erworben hat; das ist in vielen Fällen gar nicht so. Und zweitens, wieso sollte jemand über seinen Tod hinaus dieses durch gesellschaftliche Institutionen gewährte Recht behalten? Was ist das für eine schräge Welt? Und drittens, warum sollte eine kleine Minderheit ohne eigenes Zutun immense Güter (so gut wie) geschenkt bekommen, während die große Mehrheit zum Erhalt des Status quo immer härter arbeiten muss?
P.S.: Wieso "Recht und Ordnung"? Haben Sie ernsthaft den Eindruck, dass meine, nun, nennen wir sie mal "literarische Kritik" die öffentliche Ordnung gefährdet?!
Du verweist hier doch selbst auf internationales Recht usw.