Ansicht umschalten
Avatar von kulinux
  • kulinux

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2001

Re: Kann mal jemand die Lepra-Metapher erklären? -- gerne

thomas_appleton schrieb am 26.03.2017 07:53:

… im letzten finanzjahr hat der vatikan ein plus von ca 60 millionen erwirtschaftet -- kein wunder, dass man sich scheut, noch einmal an die USA 750 mio dollar abtreten zu müssen. daher predigt der papst die billigversion der "barmherzigkeit". …

Soweit ich mich erinnere, betraf diese Meldung nur den Vatikan als Staat und zugleich Wirtschaftsunternehmen. Dass diese 60 Mio. lächerlich niedrig sind, liegt daran, dass formell alle möglichen Teile der Kirche finanziell selbständig handeln. Allein in Rom besitzt die kath. Kirche mehr Immobilien als die seit vielen Jahrhunderten alteingesessenen Adelsfamilien wie die Colonna und Orsini, denen mal ca. jeweils die Hälfte der Stadt gehörte. Wer die schreienden Mieten und Grundstückspreise in Rom kennt, kann sich also an zwei Fingern ausrechnen, dass allein dieses Eigentum weit mehr als 60 Mio. im Jahr abwirft. Das "gehört" dann nur eben irgendwelchen Orden, "Hilfsorganisationen", einzelnen lokalen Kirchengemeinden etc.

In den 1960er Jahren (s. z.B. Dokumentenanhang zu Rolf Hochhuths "Stellvertreter") war die Kirche bspw. der größte Anleger weltweit. Ihre größten Einkünfte kamen

1. von den "Bettelorden" (Franziskaner, Dominikaner und deren Abspaltungen) in den USA, denen eben viel gespendet und vermacht wurde (was sie dann gut angelegt haben, z.B. in Rüstungsaktien – schon mal irgendeinen Papst gegen Waffenherstellung und -handel statt nur gegen Waffeneinsatz wettern hören? Nein? Warum wohl…?)

2. aus dem Anteil an der Kirchensteuer, den das Erzbistum Köln nach Rom abführte.

Wer glaubt, dass sich diese Zahlen seither verringert haben – sowohl absolut als auch relativ –, der muss mit dem Klammerbeutel gepudert sein, denn im sorgsamen Umgang mit Vermögenswerten hat die kath. Kirche mindestens 1800 Jahre Erfahrung. Und sie war IMMER extrem darauf bedacht, ihre Werte zu sichern und "im Haus" zu behalten (daher z.B. der Zölibat, damit die Priester nichts ihren Frauen und Kindern vererben konnten, was bis ins Mittelalter noch häufig geschah und hart bekämpft wurde).

Man wird ohne Übertreibung sagen dürfen, dass der Weltkonzern "Katholische Kirche" immer noch mit Abstand der "wertvollste" ist – und das liegt NICHT an den Schätzen, die in den Kirchen als "liturgische Geräte" und sonstige Kunst angehäuft sind, sondern an dem Besitz von realem "Kapital".

Wie sagte Deschner so treffend: "Das Wichtigste an der Erlösung ist der Erlös."

Bewerten
- +
Ansicht umschalten