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  • blu_frisbee

mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2002

Prometheus und Epimetheus

buerocrat schrieb am 19. September 2007 16:14

> blu_frisbee schrieb am 19. September 2007 15:41

> > YeahYeah schrieb am 18. September 2007 18:30
> >
> > > Klärt mich auf. Das einzige Problem, dass ich sehe ist, dass heute
> > > Zulassungen für Gentechprodukte zu schnell erteilt werden, ohne dass
> > > ihre Sicherheit hinreichend geprüft wurde.
> >
PS: Definiere "hinreichend". Mir reichts eben nicht.
> > Die Sicherheit überprüfen?
> > Das heißt irreversibel.
> > Es handelt sich bei dem System das irreversibel verändert würde
> > wohlgemerkt um unsere Umwelt, dh notwendige Existenzbedingung.

> Was meinst Du denn wie das vor 50 Jahren war? Da wurde das Saatgut
> eben radioaktiv bestrahlt, in der Hoffnung, dass sich zufällig mal
> eine passende Mutation ergibt - oder eben eine die das System
> irrversibel ändert. Das ist offensichtlich gefährlicher als gezielt
> vorzugehen. Denoch hat sich kein Mensch darüber aufgeregt.

Daß in der Vergangenheit nix passiert ist (wirklich?) beweist nicht,
daß es in der Zukunft nicht der Fall sein wird. Kein Argument.
Sondern Lebenseinstellung.
Prometheus = der, der vorher die Folgen bedenkt
Epimetheus = der, der hinterher jammert

> > Lediglich nicht fortpflanzungsfähige (Samenbildung unterdrückt)
> > GVOs würden sich nicht ausbreiten. Das ist äquivalent zur
> > Enteignung/Privatisierung des traditionellen Bauernwissens
> > (weil patentgeschützt).

> Was meinst Du wie das vor 50 Jahren war? Da haben nicht Dilettanten
> und Amateure gezüchtet sondern Unternehmer die Geld verdienen
> wollten. Damals musste der Bauer auch schon in die Tasche greifen
> wenn er eine moderen Sorte haben wollte.

Seit Anbeginn der Agrikultur ist es das erste Vorrecht eines
freien Bauern, selbst zu züchten. Eben deshalb werden auch
große Datenbanken von traditionellen Sorten aufgebaut.

> Es ist doch wohl offensichtlich gerechter die Forschungskosten
> nutzungsabhängig umzulegen als pauschal beim einmaligen Kauf. Wo ist
> bitte das Problem? Wenn der Bauer lieber mit den alten Sorten
> weiterarbeiten will kann er das doch tun. Er kann aber nicht erwarten
> für lau die Arbeitsergebnisse seiner Mitmenschen - konkret z.B. derer
> mit dem Laborkittel - zu erhalten und sich ein fettes Leben zu
> machen. Und bevor jetzt die Dritte-Welt-Leier losgeht: Globale
> Umverteilung kann auch nicht auf dem Rücken der Laboranten erfolgen
> nur weil da ein direkter Bezug erkennbar ist.

Ich halte Wissen für eine Allmende, die unveräußerlich der gesamten
Menschheit zur Pflege überlassen ist.
Ich bin strikt gegen jedes Eigentum an geistig Geschaffenem.
Aber hier wirds tief philosophisch...

> > MaW werden aus freien Bauern Angestellte.
> > Ein dezentrales System der Nahrungsherstellung wird durch
> > ein zentrales ersetzt. Und wenn ein Fehler passiert sind zentrale
> > Systeme wegen single point of failure katastrophal, dezentrale
> > verteilte Systeme prinzipiell fehlertolerant (--> Internet).
> > Ebenso sind zentrale Systeme unvereinbar mit Demokratie.
> > Die Demokratie endet am Fabriktor zB von Monsanto.

> Demokratie wie Du sie verstehst endet an Fabriktor jeden großen
> Konzernes und das ist auch gut so wie uns die Erfahrung des
> Kommunismus gelehrt hat.
> Auf der anderen Seite ist der Markt doch sehr demokratisch. Nochmal:
> niemand zwing die Menschen gentechnisch verändertes Saatgut oder
> Waren zu kaufen. Wer den Kauf hingegen verbietet oder erschwert
> handelt antidemokratisch.

Ich verstehe unter "Kommunismus", daß die Produktion gesellschaftlich
erfolgt, ua. radikal öffentlich zu sein habe. Desgleichen, daß
alle Beteiligten *vorher* diskutieren, was und wie produziert wird.
Das, was du "Kommunismus" nennst war kein demokratisches System.

Wenn Konsumenten erst *hinterher* entscheiden dürfen verlange ich
eine so umfassende Kennzeichnungspflicht mit entsprechenden
demokratisch legitimierten Kontrollinstanzen und Aufklärung
aller Verbraucher, daß so ein System nicht profitabel wäre.
Alles andere ist Entmündigung, Sklaverei und großer Beschiß. 

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