tzefix schrieb am 31.12.2020 19:57:
Trotz dem (nicht ganz gesicherten) Nachweis von Phosphin in der Venus-Atmosphäre kann dort einzelliges Leben nur deshalb erstaunen, weil es offenbar nur in der oberen Atmosphäre existieren kann. Die Venus-Oberfläche brennt mit durchschnittlichen 460 Grad Celsius jegliches Leben weg.
Menschliches Leben gewiß, menschenähnliches Leben vermutlich - wobei ich mir über die Grenzen extremophiler Kleinstlebewesen nicht so sicher wäre wie Du.
Aber "Leben" in einem erweiterten Anthropozentrismus mit "menschenähnlichem Leben" gleichzusetzen, ergibt nur Sinn, wenn man eine "Panspermie-Hypothese" im Hinterkopf hat. Wir nehmen um uns herum nur menschenähnliches Leben wahr. Aber daraus zu schließen, dass es überall so sein müsste - das kommt mir so vor wie die felsenfeste Gewißheit eines Kindes, daß überall im Universum ein Frühstück nur aus Brot mit Margarine und Saft aus Trinkbechern bestehen kann. Alles andere ist völlig undenkbar. Es kommt nicht vor. Punktum.
Warum sollte die Frage nach Ein- und/oder Mehrzelligkeit eigentlich eine Rolle spielen? (Das wäre die Variante von Frühstück mit Brötchen und Milch oder so.) Warum sollte sich nicht Leben auf Basis deutlich reaktiverer Moleküle (Schwefelwasserstoff) in Verbindung mit trägeren (Silizium) entwickeln können? (Da wären wir vielleicht schon bei einem Frühstück aus Reis.)
"Leben" gab es als Begriff schon, bevor Menschen Moleküle betrachtet haben. Man kann es also aus seiner gegenwärtigen scientizistischen Beschränktheit (Stoffwechsel, Vermehrung) wieder herauslösen, wenn es nötig werden sollte, um dem gerecht zu werden, daß anderswo echt nicht alles sein muß wie bei uns.
Andere haben ja auch schon angesprochen, daß durchaus auch auf unserer Welt Leben vor unserem möglich gewesen sein könnte. Etwas, das sich in kochender Magma und Lava wohlfühlt, würde das allmähliche Abkühlen der Erde vermutlich als entsetzliche Klimakatastrophe wahrgenommen haben. Aber was würden wir davon noch wiederfinden können? Sie können sogar Werkzeuge aus kühlerem Stein gehabt haben - wenn er danach wieder mit allem anderen verschmolzen ist, woran würden wir es erkennen?
Wir erkennen derzeit keine Anzeichen - das ist alles. Auf einem (quasi-)religiösen Hintergrund kann man noch halbwegs sinnvoll sagen, daß das daran liegt, daß da nichts war, weil sich alles um uns (als religiöse Subjekte) zu drehen hat. Wenn man sich davon trennt, sollte man auch den Blick von Brot mit Margarine und einem Becher mit Saft weglenken können.