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105 Beiträge seit 30.12.2007

Re: Prima, Frankreich zieht sich zurück.....

Maulwurf33 schrieb am 03.02.2023 12:27:

Wie ginge es den Menschen in französich Polynesien ohne Geld aus Paris? Keine Lehrer aus Frankreich bezahlt, Gesundheitssystem mit Kaurimuscheln finanziert, nur noch Leben von Kokosnüssen und Fisch?

Wie ging es diesen Menschen denn vorher? Die Segnungen der Zivilisation sind wie eine brutal süchtig machende Droge, die uns ganz schnell davon überzeugt, dass das Leben ohne sie nie mehr wirklich lebenswert sein wird. Kein Weg mehr zurück. In dem Sinne sind die meisten Menschen, die schon mal davon genascht haben, unwiederbringlich verloren. Allerdings sollte man diese Art kritischer Selbsteinschätzung von einem Junkie eher nicht erwarten.

Was nicht heißen soll, dass es völlig unmöglich ist, aus diesem Zirkus (zumindest bis zu einem gewissen Grad) auszusteigen. Natürlich ist es im Allgemeinen erstmal ein Desaster (bzw. wird so wahr genommen), wenn sich der Dealer plötzlich zurückzieht. /Analogie

Was übrigens das Gesundheitssystem angeht, ist es bei uns zu einem nicht unerheblichen Teil mit der Behandlung von Zivilisationskrankheiten be- und überlastet. Das also nur mal so zum Nachdenken und zum Thema "Kokosnüsse und Fisch".

Im Übrigen kann ich zu dem Thema auch den Film 'Absturz ins Leben' empfehlen, der neulich auf ARTE lief. Hier wird, sozusagen als leise und fast schon liebevolle Analogie im Hintergrund (wenn man es denn so sehen möchte/kann), unsere inzwischen schon als selbstverständlich wahrgenommene Gier nach immer mehr Besitz in Frage gestellt und fast schon fratzenhaft bloßgestellt.

Mit nur ein wenig Fantasie kann man auch noch einen Schritt weiter gehen und darin leicht die Ursache allen Leids und all dessen sehen, was grundsätzlich schief läuft mit uns Menschen: Der Verlust von persönlichem Glück durch einen (politisch wie gesellschaftlich durchaus gewollten) Mangel an Bescheidenheit. Denn nur ein gewisses Maß an Gier und Neid hält die Sucht nach einem stetig wachsenden BIP am kochen. Wirtschaftswachstum ist unsere heilige Kuh, die auf gar keinen Fall geschlachtet werden darf. Andernfalls fällt dieses Krebsgeschwür von einem Wirtschaftssystem nämlich wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Kurzfassung: Am Ende geht es um die einfache Erkenntnis, dass mit einem mehr an Besitz nur in den seltensten Fällen auch ein mehr an Glücklichsein einhergeht. Was allerdings reine Spekulation ist. Persönlich kenne ich nämlich keine einzige Ausnahme, bei der ich mir sicher sein könnte.

Wenn nur genügend Menschen das erkennen könnten, wäre eine Rettung der Welt (oder besser: der Menschheit, der Welt ist das natürlich egal) vielleicht ja doch noch in aller letzter Minute möglich - und zwar aus einem ganz banalen, egoistischen Motiv heraus: Mit nichts anderes als dem persönlichen Glück vor Augen. Reicht völlig. Ein tibetanischer Mönch würde das jetzt vielleicht eher verstehen. Ich bin da aber eher Pessimist und glaube nicht wirklich, dass daraus noch mal was werden wird. Danke also für den Fisch und so...

Jedenfalls werde ich mir den Film mal anschauen. Hört sich interessant an.

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