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  • Tante Frieda

mehr als 1000 Beiträge seit 10.10.2001

Warum so weit in die Vergangenheit schauen?

Die Beispiele von Maresch haben ja alle gemeinsam, daß es sich um
eine Nachkriegssituation handelte. Die Armeen hatten gewaltige
Vernichtung verursacht, Mangel war deshalb der bestimmende Faktor
überall, den es zu überwinden galt, ebenso wie die Folgen von Sieg
und Niederlage, die Frage nach Schuld (nicht: Schulden), Feindschaft
und deren Überwindung. Eine krasse Ausnahme stellten übrigens schon
damals die wirklich Reichen dar, die durch WK1 und WK2 ihre
Reichtümer nicht nur retten, sondern sogar üppig vermehren konnten,
siehe Bernt Engelmann: Das Reich zerfiel, die Reichen blieben.
Sehr viel naheliegender als Mareschs Vergleiche ist deshalb der mit
dem Beitritt der DDR zur BRD 1990. Die DDR hiess damals wirklich noch
DDR und nicht "ehemalige DDR", wie erst später als allgemeingültige
sprachregelung durchgesetzt wurde.
Die DDR-Wirtschaft war zwar äusserst ineffektiv, aber eben nicht
kriegszerstört, die Infrastruktur zwar marode und
sanierungsbedürftig, aber dennoch vorhanden und leidlich
fuktionierend. Niemand musste hungern, sogar die Wohnungsnot war
weitestgehend beseitigt.
Und dann kam 1990 mit der Währungsunion der erste Megahammer von
Kohl/Waigel, weil durch die eins-zu-eins Währungsumstellung
tatsächlich die noch vorhandenen Ressourcen komplett entwertet
wurden. Die Folgen sind bekannt. Bisher habe ich aber noch nirgends
den Vergleich mit der EU-Währungsunion mitbekommen.
Die Milliardensubventionen wurden in gigantischem Umfang von
absahnern mitgenommen, legal, der versprochene Aufschwung nur in ganz
wenigen Regionen wahr. Der großteil der fünf Beitrittsländer
deindustrialisiert, Massenabwanderung der jungen Ausgebildeten,
drastischer Bevölkerungsrückgang und stark zunehmende Überalterung.
Auch heute im Jahr 23 nach dem Beitritt wird der "Soli" vom Michel
weiter einkassiert, völlige Abschaffung bis auf weiteres nicht
absehbar.

Was von den deutschen Eliten derzeit mit den Südländern veranstaltet
wird, dürfte in den Auswirkungen noch deutlich drastischer ausfallen,
insbesondere auch weil nationale bis nationalistische Reflexe alte,
eigentlich überwunden geglaubte Feindschaften sowohl hier wie dort
wiederauferstehen lassen mit unabsehbaren Folgen. Bezahlen wird
überwiegend der deutsche Michel, profitieren tun die sowieso schon
Reichen, egal in welchem Land und die Menschen im süden verlieren
immer grössere Teile ihrer Existenzgrundlage, ihre Arbeit und was
wohl mit am schlimmsten ist ihre Zukunftsperspektive im eigenen Land.
wie schon in der DDR werden die klügsten und am besten ausgebildeten
die ersten sein die auswandern und das wirtschaftliche Potential
somit weiter verschlechtern.

Die 100 Milionen von Schäuble "für die Griechen" sind insgesamt
nichts anderes als ein Hohn, nichtmal als wirkliche Hilfe sondern nur
als zu verzinsender und rückzahlbarer Kredit, ergo zusätzliche
Schulden. Die Summe dürfte kaum für mehr als allein nur die Zinsen
der Staatsschulden für ein paar Tage reichen. Wobei für die Zinsen ja
die "Hilfen" der Troika, ESM etc. ausgegeben werden müssen, die auch
nichts weiter als eine Umschuldung alter Schulden sind. 
Tatsächliche Hilfe wäre wohl so ziemlich das genaue Gegenteil von dem
was derzeit wirklich passiert.
TF

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