ChjumenKepitl schrieb am 19.06.2020 00:26:
Ich vermute, dass du mit bolschewistisch irgend etwas nicht kapitalistisches meinst. Wenn dem so ist, so hast du Unrecht, denn man will nur Gleichbehandlung IM KAPITALISMUS. Die wenigen, die darüber hinaus gehen wollen, weil sie Konkurrenz und Lohnarbeit als Problem begriffen haben, sind auch bei diesen Aktivisten eine verschwindende Minderheit. Als jemand der den Kapitalismus mag, solltest du dich eher bei Masse der Aktivisten bedanken. Sie führen Kämpfe um Krümel, deren Verteilung niemand ernsthaft Schäden zufügt und sie sind nach Erfolg nicht selten größere Fans des Kapitalismus als du. Der Kampf um die Krümel verhindert zuverlässig weitergehende Gedanken.
Nein, ich meine mit "bolschewistisch" keine politische Stoßrichtung, sondern die daraus resultierende Intoleranz gegenüber anderen, die mangels Sachebene in blankem HASS mündet. Daher kannst Du "bolschewistisch" wegen mir auch gerne durch "stalinistisch", "maoistisch" oder selbstverständlich auch "faschistisch" ersetzen, denn wenn es um die Grundrechte und Freiheiten anderer geht, nimmt sich Rot und Braun nicht viel — unterm Strich ist es dieselbe Scheiße mit Unterdrückten und Toten, wenn auch die Vorzeichen andere sein mögen.
Wenn Du aber "DEN KAPITALISMUS" als das Problem schlechthin siehst: Ja, der Kapitalismus hat viele systemische Probleme. Der Kapitalismus geht aber zwangsläufig einher mit der FDGO, die keine Zentralverwaltungswirtschaft kennt, und die kapitalistisch-liberaldemokratischen Systeme des Westens waren unter allen Systemen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das beste, da er den meisten Menschen relativ unbegrenzte Freiheit, Wohlstand für die Massen und zahllose Innovationen ermöglichte.
Sage ich jetzt, daß "DER KAPITALISMUS" die Endlösung für Friede, Freude und Eierkuchen für die gesamte Menschheit ist? Überhaupt nicht! Ich sehe doch auch, was schiefläuft, daß die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft (also Deine weniger werdenden Krümel für immer mehr Masse reichen sollen, während der Kuchen für die Milliardärs-Bonzen immer größer wird; deshalb auch die Anspielung auf die Imperialisten in meinem OP-Schlußsatz!), und das wird nicht nur "links" gesehen, sondern auch "rechts" — schau doch mal bei ZEROHEDGE in die Diskussion, oder auch bei der WELT.
Du wirst staunen, wie viele Vermieter gerade das blanke Kotzen kriegen, wenn sie an die bevorstehende Pleitewelle mit Massenarbeitslosigkeit etc. denken, denn die wissen ja auch, daß ihre Mieter die Kohle für die Miete erst mal erwirtschaften müssen. Mit "Vermieter" meine ich da nicht die "Imperialisten" wie Deutsche Wohnen, sondern Oma Erna, die sich vor 15 Jahren eine vermietete Eigentumswohnung (oder zwei) gekauft hat und sich daraus eine stabile Altersvorsorge erhofft hat. Bescheidener bürgerlicher Wohlstand also, "Middle Class", wenn man so will.
Du siehst dann hoffentlich auch, daß es für weite Teile der arbeitenden und steuerzahlenden Bevölkerung extrem ungemütlich wurde (Hartz-Reformen) und jetzt, Post-Corona erst recht wird. Und eigentlich haben wir keinen "KAPITALISMUS", wir haben immer noch eine soziale Marktwirtschaft, auch wenn man 30 Jahre nach dem "Anschluß" der DDR an die BRD deutlich merkt, daß die Systemkonkurrenz fehlt — das soziale Netz wurde dünner, die Gesellschaft rauer, die Chancen- und Einkommensgleichheit geringer, aber zugleich auch "Diversity" größer.
Wenn dem so ist, so hast du Unrecht, denn man will nur Gleichbehandlung IM KAPITALISMUS.
Also zurück zum Thema: Die fordern also Gleichbehandlung. Wer garantiert "Gleichbehandlung"? Wie soll das in der Praxis aussehen?
Mal Butter bei die Fische:
Soll bei einer (1) zu besetzenden Stelle als Systemadministrator auf Fachinformatiker/Dipl.-Informatiker, Grad der Behinderung, Hautfarbe, Geschlecht _und/oder_ Kopftuch geachtet werden?
Wie würde das die Planwirtschaft regeln? Wie würde der anarchische Mob in CHAZ/CHOP das regeln (streiche "Systemadministrator", setze "Grenzer"^^)? Wie regelt China das, eine höchst homogene, Diversity-arme Gesellschaft im real existierenden Sozialismus chinesischen Charakters? Oder Kuba, auch ziemlich arm an Diversity und weißen SJW-Traumtänzern?
Du merkst hoffentlich, daß es außer schöne akademische Theorie _keine_ praxistaugliche Antwort gibt und auch niemals geben wird.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.06.2020 01:50).