Was macht ein Journalist? In Deutschland bringt er Nachrichten und kommentiert sie. Häufig bringt er kommentierte Nachrichten. In den USA sind angeblich die beiden Funktionen getrennt.
Wenn man in Deutschland diese Trennung durchführen wollte, würden sich die meisten Journalisten wohl zu den Kommentatoren stellen.
Ein Journalist hat in Deutschland eine Haltung und die spiegelt sich in seinen Beiträgen wider. Er will durch seine Arbeit die Welt verbessern. Nur berichten, was in der Welt passiert, ist doch sterbenslangweilig. Man hat sein Lehramtsstudium abgebrochen und ist jetzt in der Erwachsenenbildung. Eine große Zeitung wirbt damit, der größte Meinungsbildner in ihrer Region zu sein und niemand stört sich daran, dass eine Zeitung behauptet, dass sie die Meinung der Leser bildet.
Aber auch die Leser sind nicht unschuldig. In einer ehemals linksliberalen Zeitung erschien vor einigen Jahren ein Artikel, in dem eine Praktikantin beschrieb, wie sie auf eine Anti-TTIP-Demo gegangen ist und die Leute gefragt hat, was in dem Abkommen steht, gegen das sie gerade demonstrieren. Es gab einen Aufschrei unter der Leserschaft. So etwas will man in seiner Zeitung nicht lesen. Die Zeitung soll die Weltsicht des Lesers bestätigen und sie auf keinen Fall in Frage stellen.