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927 Beiträge seit 27.11.2003

Wie unterscheidet man dies denn nun wirklich ?

Beim lesen des Artikels hat mich ziemlich überrascht, wie
selbstverständlich ich die Unterscheidung in "Terrorist" und "Soldat"
bisher hingenommen habe, ohne das jemals genauer zu hinterfragen.
Das soll nicht heissen, dass ich alles, was Soldaten "machen" gut
finde, im Gegenteil, eher verstehe ich mich als bodenständigen
Pazifisten, der allerdings vor den Umständen kapituliert hat :-)

Aber was ist nun der Unterschied ?
Hier im Forum ist ja schon dargestellt worden, dass es nicht die
staatiche Legitimation ist, weil sonst Stauffenberg Terrorist war
uvm.
Auch das "Kampfziel" kann als Unterscheidung nicht dienen, weil eben
beide von Zeit zu Zeit (vorsicht: Euphemismus) Zivilisten angreifen.
Und die Waffen erst Recht nicht: zwar kämpfen Amerikaner nicht mit
Sprengstoffgürteln, aber das täten Osamas Schergen wahrscheinlich
auch nicht, wenn sie Kampfpanzer und Apaches hätten.

Was den Terroristen (glaube ich) wirklich vom Soldaten unterscheidet,
ist das, was man aus der Ethymologie des Wortes "Terror" ablesen
kann, kommt es doch von terror, terroris: lateinisch "Schrecken".

Wenn ein amerikanischer Soldat aus seinem Bomber einen Marktplatz
verwüstet, dann meistens nicht, um Schrecken zu verbreiten, sondern
weil er dort ein militärisches Ziel vermutet.
Ein Terrorist greift nicht nur "aus versehen" sondern gezielt "weiche
Ziele" an, um Schrecken zu verbreiten und das geregelte Zusammenleben
zu zerstören.

Und so würde ich z.B. die 9/11-Flieger die das WTC anflogen
einwandfrei als Terroristen klassifizieren, die von ihnen, die
Richtung Pentagon unterwegs waren jedoch nur "zum Teil": der Teil
ihrer Motivation, der den amerikanischen Bürgern zeigen sollte, wie
verwundbar ihr "militärisches Herz" ist war terroristisch, und wenn
sie eventuell auch noch die militärische Infrastruktur (zer-)stören
wollten, war das eher "soldatisch" geprägt.

Wenn britische Bomber Dresden oder Hamburg in Schutt und Asche legen
mit dem erklärten Ziel, die Zivilbevölkerung zu brechen, würde ich
dieses Vorgehen terroristisch nennen.

Jetzt klingt es etwas unhandlich, die Menschen, die Deutschland vom
Faschismus befreit haben nachträglich Terroristen zu nennen,
insbesondere in einem deutschen Forum. Und so finde ich dies das
eigentliche Dilemma: Heiligt der Zweck die Mittel? War die Zerstörung
Dresdens Gut oder Böses? Sind Selbstmordattentate Gut oder Böses? Und
letztlich: ist Krieg Gut oder ein Böses?

Und genau dort schließt sich m.E. der Kreis: egal welche Mittel ich
anwende: wenn ich sie ohne Respekt vor dem Anderen anwende, sind sie
Böses oder schlecht.

Wenn ich jemanden töte, oder in Angst und Schrecken versetze, oder in
Guantanamo einsperre zeugt dies von mangelndem Respekt vor dem
Anderen.

Und das sich ergebende Dilemma "Unmenschliches dulden oder selber
unmenschlich werden" kann ich nicht auflösen.
(Und muss es zum Glück nicht, sondern kann mich bequem in meiner
kleinen Welt verstecken und zur Tagesschau den Kopf schütteln).

"schöne"(?) Woche,

Alex.
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