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  • thelonious monk

670 Beiträge seit 22.01.2006

Die Religion prägt unser Leben?

grauzone schrieb am 10. Oktober 2006 14:56

> ...siehst du eine "totale Säkularisierung" der Welt?
> Religionen begegnen uns überall im Alltag und prägen weiterhin unser
> Leben.

Schön wär's, aber da Zweifel ich dann doch dran.

Religion ist in allen Industriestaaten ein abnehmedes Phänomen. In
Deutschland sind etwa jeweils 30% Mitglieder in einer der beiden
Großkirchen, mit einem Verlust von zwei bis drei Prozent im Jahr. Der
überwiegende Anteil der Bevölkerung bezeichnet sich als
agnostisch(etwa 65%), der Anteil der absoluten Atheisten beträgt etwa
25%. Der Osten Deutschlands ist schon weiter, in einigen Regionen
sind weniger als 20% irgendeiner Glaubensrichtung zugeordnet.

Religion ernsthaft als Lebensweg betrachten nur noch eine extreme
Minderheit als wichtig. Bei den Erziehungszielen von Eltern steht
Religion zb. an letzter Stelle.

Die katholische Kirche steht mit ihrem Nachwuchs vor dem
Totalabsturz. Die Orden haben teilweise überhaupt keinen Novizen
mehr, bei den Priestern sieht es düster aus.

In den Kirchen sind etwas 5-10% der Mitglieder aktiv dabei, meint,
tauchen irgendwann einmal zu einem Gottesdienst auf. Nur nebenbei,
das gleiche gilt für die Moslems in der BRD, am Freitagsgebet nehmen
etwa 10% teil.

Organisierte Religion hat für die Meisten nur noch Bedeutung bei
Heirat oder Beerdigung, das sogar mit einer gewissen Zunahme. Dabei
sind alllerdings mehr irgendwelche 'Bilder' wichtig als wirkliche
Glaubensentscheidungen. In Weiß in der Kirche heiraten hat halt mehr
Still als nur auf das Standesamt gehen.

Insgesamt ist Religion uninteressant, unverständlich und unrelevant
geworden.  Bei Jugendlichen im Osten ist religion von allen Punkten
am uninteressantestem.


> Das sich die Menschen nach Glauben sehen ist nicht wahr. Die Sehnsuch
> geht vermutlich mehr in Richtung Sicherheit und ein Ziel im Leben zu
> haben. Ob Religion das bieten kann weiss ich nicht, mir persönlich
> erscheint der Glaube an höhere Wesen sehr absurd.

Menschen suchen Sinn, das Bedürfniss nach Sinn ist imho viel stärker
als alles andere im menschlichen Leben. Ohne Sex lebt es sich gut,
ohne Sinn nicht. Religion in der heutigen Form kann dieses Bedürfniss
nicht befriedigen, das Material und die 'moderne' Welt aber auch
nicht.

> Oh und...
> Ratio und Progression sind kein Glaubenssystem da sie keine absoluten
> Antworten bieten wollen sondern lediglich Orientierungshilfen(die
> immer auch hinterfragt werden können) sind.

Aber halt auch nur mit der Ratio hinterfragt, oder? Oder hinfragst du
mit dem Traum oder der Meditation?

Gruß

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