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  • thelonious monk

670 Beiträge seit 22.01.2006

Doch

lilywhite schrieb am 10. Oktober 2006 11:53


> Im Gegenteil - sie hat sich als Kontrast zum Gottglauben entwickelt.
> Die Wissenschaft ist ein Produkt der Zivilisation, es gab sie schon
> bei den antiken Griechen und sogar noch früher, also lange vor der
> Geburtsstunde der monotheistischen Religionen als Massenbewegung.

Unser Verständniss von Wissenschaft als empirisches Programm mit
Beobachtung und daraus gezogener Erkenntniss ist neueren Datums. Mit
Ockham starte so etwas wie die moderne Wissenschaft. Die Griechen
waren an der Empirik eigentlich nie interessiert, siehe Aristoteles.
Die Behauptung, das Männer mehr Zähne haben als Frauen wurde in der
Antike nie in Frage gestellt, einfach weil niemand auf den Gedanken
gekommen, ist nachzuzählen. Die Empirie, als Beschreibung und
Erkennen der Schöpfung ist ein theologisches Programm. Das dieses
Programm nach relativ kurzer Zeit in Konflikt mit der Orthodoxie
gekommen ist steht auf einer anderen Seite.

Im übrigen, monotheistischen Religionen gab es schon rund 800 Jahre
vor der griechischen klassischen Zeit.


> Unsinn. Wissenschaft würde nicht stattfinden, wenn es keine Basis und
> keine Grundannahme geben würde.

Du kannst eine Blume als pures Phänomen beschreiben, welche Farbe hat
die Blüte, wieviele Blätter hat der Stängel, wann wächst sie, welche
Art sind ihre Früchte, ect., OHNE das du dir darüber Gedanken machst,
aus welchem Grund sie wohl in dieser Welt ist, wer sie geschaffen hat
und warum der Schöpfer die Blume so und nicht anders gemacht hat.

Es geht nur um dieses Programm der Erkenntniss. Die Empiriker haben
die Eschatologie weggelassen, weil sie über das Ziel der Schöpfung
keine Aussagen machen wollten und auch nicht über die möglich
Herkunft.

Darum wurde auch Darwin im 19.Jhd. so angegriffen. Bis dato konnte
die Theologie immer noch Anfang und Ende der Schöpfung beschreiben,
Darwin hat in dem Gebiet zu ersten mal Raum für eine Alternative
geöffnet.

Die Ahnung, das Wissenschaft und Theologie eigentlich zusammengehören
war zu der Zeit natürlich schon verlorengegangen.


> Was natürlich Unfug ist. Wissenschaft gibt es seit Menschengedenken
> und nicht erst seit dem 14. Jh. Da mag vielleicht die Geburtsstunde
> der insitutionalisierten Wissenschaft liegen, aber mit Sicherheit
> nicht die der rationalen Erkenntnissuche an sich.

Rationale Erkenntniss gab es wie die Vernunft schon seit es Menschen
gibt, okay, aber die Ausschließlichkeit, mit er die Vernunft den
Zugang zur Erkenntniss für sich beanschprucht ist relativ neu. Noch
ein Franziskus hätte bei 'Gott ist Vernunft' ect. nur mit
Unverständniss reagiert und das ist gerade mal 800 Jahre her, also
nch nicht sooo lang.


> Das kann nun unmöglich dein Ernst sein! Welche Folgen denn bitte?

Eine Folge von vielen an sich 'neutralen' Ergebnissen ist zb. der
Umgang mit der Trisomie 21.

Man hat sie als genetische Ursache erkannt, man kann durch pränatale
Diagnostik die Trisomie 21 während der Schwangerschaft (relativ spät)
erkennen, Spätabtreibung sind seit der sozialen-medizinischen
Indikation bis unmittelbar vor der Geburt möglich, durch den Glauben,
nur ein 'gesundes' Kind hat ein Recht auf Leben wird auch fleißig aus
dem medizinischen Grund Trisomie 21 abgetrieben, und am Ende stehen
wahre Lebenskatastrofen.

Bis vor ganz kurzer Zeit war Trisisomie 21 ein Schicksal, das ist
hart und alles, aber niemand war *Schuld* in irgendeinem Sinne (außer
vielleicht der Schöpfer). Durch die moderne Genetik muß plötzlich
jeder, der ein Trisomie 21 betroffenes Kind zur Welt bring, sich
rechtfertigen. Warum hat er/sie den keine PND gemacht, und wenn die
positiv gewesen wäre, warum hat er/sie dann nicht abgetrieben ect.

Das sind jetzt keine Geschichten sondern z.Z. über 1700 Fälle im
Jahr, und was da an Schmerz und Verzweiflung zusammenkommt geht
teilweise über das menschliche Mass.

Gruß

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