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  • the observer

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Erziehung

thelonious monk schrieb am 10. Oktober 2006 17:33
> grauzone schrieb am 10. Oktober 2006 14:56

> ...Der Osten Deutschlands ist schon weiter, in einigen Regionen
> sind weniger als 20% irgendeiner Glaubensrichtung zugeordnet.

Diese Entwicklung - ich verrate Dir da nichts Neues - verdankt sich
seiner Nachkriegsgeschichte. Es gibt aber auch etwas, was Du nicht
bedacht hast: Gerade weil die Religion in der DDR schlecht angesehen
war, gab es eine Reihe Menschen, die neugierig wurden auf das, was
der Staat unterbinden wollte, und manch einer hat sich gerade
deswegen (der Reiz des Verbotenen) mit der Bibel und dem christlichen
Glauben auseinandergesetzt.

Und jetzt kommt auch die Konsequenzen dessen, was ich weiter unten
ausführe, zum Tragen: Religion wird anerzogen, man kann sie nicht
erlernen wie eine Wissenschaft oder sich ihrer auf rationalem Weg
nähern. Oder anders ausgedrückt: Was einem nicht von Kind auf in
Fleisch und Blut übergegangen wird, läßt sich im Erwachsenenalter
kaum nachholen, vor allem wenn es solch weltanschauliche Dimensionen
beinhaltet. Denn es gibt keinen Grund anzunehmen, daß sich die
Menschen in Ost und West physiologisch in irgendeiner Weise
unterscheiden.

> Religion ernsthaft als Lebensweg betrachten nur noch eine extreme
> Minderheit als wichtig. Bei den Erziehungszielen von Eltern steht
> Religion zb. an letzter Stelle.

Wer will es Eltern verdenken, wenn sie ihre Kinder zu kritisch
denkenden Menschen erziehen, anstatt sie an ein Dogma zu binden?
Glauben über Wissen, über Erkenntnis zu setzen? Bedenke, daß Menschen
vor allem durch Erziehung zur Religon kommen, weil sie ihren Eltern
vertrauen, ohne die Chance zu haben, das, was ihnen anerzogen wird,
einer kritischen Prüfung unterziehen zu können. Wenn sie erwachsen
geworden und dazu in der Lage sind, haben sie ihr Christentum längst
verinnerlicht, und sie leben etweder damit und den vielen
Widersprüchen, oder sie wenden sich von der Kirche ab, weil sie nicht
finden, was ihnen in jungen Jahren versprochen wurde.

Und so manifestiert sich Religion vor allem als gelebte Kultur und
nicht als innere Einstellung, als Lebensweg - man feiert Feste (die
immer eine Mischung aus Christentum und altem Mythos sind), heiratet
katholisch und betätigt sich caritativ. All das, was Du beklagst.

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