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  • lilywhite

mehr als 1000 Beiträge seit 19.03.2003

re

thelonious monk schrieb am 10. Oktober 2006 16:40

> lilywhite schrieb am 10. Oktober 2006 11:41

> >
> > Warum? Weil Ratio "Wissen" ist - das, was ich sehen und anfassen kann
> > und wovon mir mein Verstand sagt, "das gibt es, das sieht so aus" -
> > und Glaube eben nur "Glauben" - etwas unsichtbares, unbeweisbares
> > unhinterfragt und durch Konvention für wahr und richtig zu halten.
> >
> Und was ist mit der Liebe, Hoffnung, der Angst und der Verweiflung?
> Kannst du die Liebe 'anfassen', die Hoffnung 'beweisen'? Und haben
> diese Dinge nicht ein viel größeren Einfluss auf dein Leben, als
> deine 'Vernunft', dein 'Intellekt'?

Liebe, Angst, Verzweiflung - das sind menschliche Gefühlsregungen,
die sich einwandfrei neurologisch nachweisen lassen. Es sind im
Grunde nichts anderes als hormonelle Prozesse, die den Menschen zu
besonderem Handeln veranlassen sollen. Bei all diesen Vorgängen
werden bestimmte Hormone im Körper ausgeschüttet, die den Menschen
zum Handeln bewegen bzw. in Alarmbereitschaft versetzen.
Hoffnung beispielsweise hat viel mit Verstand und Bewusstsein zu tun.
Ich kann das alles vielleicht nicht anfassen, sehr wohl aber
erfassen, denn all diesen Gefühlszuständen folgen entsprechendes
Verhalten und Handeln.

> > Subby, Viktor Frankl ging es dabei um Selbstmordgefährdung bzw.
> > -prävention! Das ist in einer allgemeinen Diskussion um Sinn oder
> > Unsinn von Religion völlig fehl am Platze.

> Hm, Selbstmord und Religion past sogar sehr gut zusammen. Warum ist
> zb.in Osteuropa die Selbstmordrate in 'atheistischen' Gebieten zwei
> bis drei mal so hoch wie in 'kirchlich' gebunden?

Weil gläubige Christen die Verachtung Gottes und die Verwehrung des
Eintrittes ins Himmelreich sogar noch mehr fürchten, als ihr als
sinnlos empfundenes Leben auf Erden?
Schau doch mal in die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt! In
palästina sprengen sich junge Menschen in den Tod TROTZ Gottglaubens,
weil sie das Leben unerträglich finden und findige "Geistliche" ihnen
einbläuen, dass Gott sie nicht strafen, sondern belohnen wird, so sie
ihr Leben denn für die Freiheit der anderen geben! In den USA bringen
sich ganze christliche Abspaltungen kollektiv um (Templer)! Es kommt
schlicht und ergreifend darauf an, was geistliche Führer ihren
Schäfchen für eine Version des Glaubens einimpfen.

> In den neuen
> Bundesländern kann man das sehen. Es gibt einen Unterschied in der
> Selbstmordrate zwischen MV und Sachsen, und der erklärt sich nicht
> aus wirtschaftlichen Gründen.

Natürlich nicht! Es macht sicherlich auch keinen Unterschied, ob ich
jeden Tag meiner geregelten Arbeit nachgehe oder einsam zu Hause
sitze, mir keine Sorgen machen muss, wie ich demnächst meine Familie
satt kriege und die Kosten für das Haus aufbringe, das mir fast überm
Kopf zusammenfällt, ob ich mich gebraucht und für die Gesellschaft
wertvoll fühle oder nicht... Ein Leben in Elend und Sorge wird kein
Glaube dieser Welt in ein Leben in Glück und Anerkennung verwandeln,
denn Glaube bezahlt weder Rechnungen, noch bringt er deine Kinder
durch!
In Sachsen gibt es die Orte mit den höchsten Arbeitslosenraten
bundesweit. Zudem sind in Sachsen vergleichsweise mehr Menschen in
städtischen Gebieten angesiedelt, als in Mecklenburg-VP, wo
Selbstversorgung via Landwirtschaft und Viehzucht weitaus häufiger an
der Tagesordnung sind. Zudem ist es erwiesen, dass es mehr
Selbstmorde in Großstädten und Ballungsgebieten gibt, als in
ländlichen - mit Glaube hat das überhaupt nichts zu tun, im
Gegenteil: nicht in MVP ist die CDU an der Macht, sondern in Sachsen.
Religion spielt hier eine ungleich größere Rolle, als in MVP.

> Nö, nicht mal der Papst zweifelt Darwin an, genauso wie 95% des
> Restes. Dieser Kreationismus/Darwinismus Widerspruch spielt sich doch
> praktisch ausschließlich in den Medien ab,

Es geht hier gar nicht um einen
Kreationismus/Darwinismus-Widerspruch, sondern um einen Widerspruch
zwischen dem Anhängen einer Religion und ihrer Lehren und dem
gleichzeitigen Anerkennen gegensätzlicher Lehren. Im 16. JH wäre
Darwin verbrannt worden - heute hat man es angesichts der
Möglichkeiten der Forschung aufgegeben, dagegen zu reden. Das
Christentum ist zu einer Lachnummer verkommen.

> Es gibt große Anstrengungen in der Kirche, das Phänomen der
> 'Glaubenslosigkeit' zu verstehen, immerhin sind die 'Kirchenfernen'
> ja in der absoluten Mehrheit in der BRD. Den ganzen ökomenische
> Dialog kannst du in die Tonne treten, wenn es nicht gelingt die
> wirkliche Mehrheit der Menschen zu erreichen.

Eben - und das gelingt in der heutigen Zeit, wenn überhaupt, nur,
indem man die christlichen Lehren "modernisiert", "entstaubt",
anpasst (wie ja auch im vorliegenden Artikel verdeutlicht). Und das
kommt doch einer Verfälschung und einer Verleugnung der eigenen
Überlieferungen gleich. Kann man da überhaupt noch von wirklichem
Glauben sprechen?

> > Das mag sein, das hat dann aber nichts mehr mit dem biblischen Gott
> > der christen und mit der biblischen Überlieferung zu tun.
> >
> Du machst dir ein Vorstellung über Gott, die ist eher so ein naiver
> Kinderglaube an den Hirten mit weißem Bart ect. als ein Glauben an
> einen Gott. Eigenartigerweise hängen Menschen, denen Gott eigentlich
> gleichgültig ist, viel eher an solchen Bildern fest als Menschen, die
> einen Weg der Nachfolge oder sonst was gehen.

Ich habe überhaupt kein konkretes Bild von Gott, es ist mir auch
egal, weil er mir nicht wichtig ist. Es geht mir hier vorrangig um
die biblische Überlieferung, die ja schließlich Grundlage des
Christentums ist. Wenn sich jeder sein eigenes Glaubenssüppchen kocht
- was macht dann noch die Lehre von "dem einen Gott" und seinem
komplexen Regularium für einen Sinn?


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