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Pressefreiheit unter US-Aufsicht ...

Al-Sabah-Chefredakteur kündigt
04.05.2004

Wie AP am Montag berichtete, hat Ismail Zayer, der Chefredakteur der
von den USA im Irak gegründeten Zeitung Al-Sabah ("Der Morgen"),
aufgrund anhaltender Einflußnahmen von Seiten der Amerikaner auf die
Zeitung gekündigt. Mit ihm verläßt fast die gesamte Belegschaft das
Blatt.

In einer Erklärung auf der ersten Seite der Zeitung schrieb er, daß
er und seine Mitarbeiter "das Ende eines Alptraums feiern, unter dem
wir seit Monaten gelitten haben... Wir wollen Unabhängigkeit. Sie
[die Amerikaner] lehnen ab."

Die Zeitung war im vergangenen Jahr kurz nach der Eroberung des Iraks
durch die USA von US-Beamte gegründet und durch das Pentagon
finanziert worden. Seit der ersten im Juli erschienenen Ausgabe wurde
die Zeitung von vielen Irakern ebenso wie der von den USA gegründete
Fernsehsender Al-Iraqiya als Propagandainstrument der Besatzer
empfunden.

Im Januar hatte das im US-Bundesstaat Florida ansässige Unternehmen
Harris, Inc. den Auftrag erhalten, beide Medien und mehrere
Radiosender zu "entwickeln". Der Gesamtumfang des Auftrags beläuft
sich auf 96 Millionen US-Dollar.

Zayer wollte Al-Sabah nach Aussage von Tom Hausman von Harris aus
diesem "Iraqi Media Network" herauslösen, was von dem Unternehmen
allerdings abgelehnt wurde. Hausman sagte, die Zeitung würde am
Dienstag mit neuen Mitarbeitern weiter erscheinen.

Zayer sagte, fast die gesamte Belegschaft der Zeitung habe die
Zeitung mit ihm zusammen verlassen und nun eine neue Zeitung
gegründet, die "Al-Sabah Al-Jedid" ("Der neue Morgen").

"Wir hatten ein Projekt, um freie Medien im Irak zu schaffen", so
Zayer zur Gründung Al-Sabahs. "Sie versuchen uns zu kontrollieren.
Wir werden erstickt." Er beschuldigte Harris, sich in die Arbeit der
Zeitung eingemischt zu haben, unter anderem, indem eine Werbeanzeigen
verhindert werden sollten und durch Gespräche mit Journalisten über
bestimmte Artikel.

Bemerkenswert ist hier sicherlich nicht vorrangig die Tatsache, daß
auf eine vom Pentagon gegründete und mittlerweile von einem
US-Unternehmen - aber immer noch im Auftrag der US-Regierung -
geleitete Zeitung Einfluß genommen wird, sondern vielmehr, die
hierbei gewählte Vorgehensweise.

Offenbar wurde der Druck auf die Redaktion durch das private
Unternehmen Harris massiv verstärkt. Der Verdacht, daß die
Proforma-Kontrolle also bewußt an eine private Firma übergeben wurde,
um die US-Regierung nicht dem Vorwurf der Beeinflussung von ihr
selbst geschaffener "freier Medien" auszusetzen ist hier sicherlich
naheliegend.

Quelle:
http://www.freace.de/artikel/200405/040504a.html



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