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Avatar von elklynx
  • elklynx

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2004

Wie üblich schlimmer gezeichnet, als es war

Leider zeichnet der Roman, was die Zielgruppe aber auch verlangt, die Realität schlimmer, als sie war. Schlimme Ghettos werden Plattenbausiedlungen im Ostblock erst mit der Wende, eben weil dann Leute, die sich besseres leisten können, wegziehen und sich die dort lebenden Jugendlichen als Zweite-Klasse-Bürger verstehen - so wie sie das im Westen (Märkisches Viertel, Miljonprogrammet) wegen des Wegzugs der Erste-Klasse-Bürger vorher der Fall war. In der DDR-Poesie wurden die Viertel zu einer Zeit als schlimm refelktiert, als die ersten Baumsetzlinge in die Siedlungen gesetzt wurdden. Einen realistsicheren Eindruck des Endergebnisses liefert folgendes:
https://www.youtube.com/watch?v=u8bjBG12U-k
Natur ist eben da und sie war auch auf den Werbeplakaten der Sowjetpropaganda für die Siedlungen immer da und in den 1990ern war LA-South-Central trotz Einfamilienhausbauweise genauso abgehängtes Ghetto wie Hoyerswerda.

Ich bin absolut dafür, auch ein bisschen Gestaltung an der Fassade statt dieses 1960er Brutalismus zu machen, aber man sollte nicht so tun, als lägen die Gewaltprobleme der Ghettoisierung daran, dass die Gebäude so modernistisch waren. Sie hatten immerhin im Gegensatz zu Altbauten in Friedrichshain und Prenzl-Berg WC und Badewanne in jeder Wohnung und nicht nur ein Gemeinschafts-WC für sechs Wohnungen auf halber Treppe. Und ja, letzteres habe ich im Friedrichshain in den 1990ern vor der Gentrifizierungssanierung noch mit eigenen Augen gesehen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.12.2023 15:40).

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