Die gesamte Diskussion über die Ukraine krankt u.a. daran, dass kaum
jemand der Diskutanten selbst im Rückblick bereit ist, seine zuvor
getätigten Einschätzungen zu korrigieren. Vor allem die
Einschätzungen, welche implizit davon ausgingen, dass in der Ukraine
während des "Maidan" von Anfang bis Ende letztlich alles gleich
geblieben ist ("aufmüpfige Studenten"), und seitdem "nach dem Maidan"
letztlich alles gleich geblieben ist.
Ich spreche das an, weil - einerseits - ukrainische Soziologen
empirisch belegt haben, dass sich "der Maidan" zwischen Ende November
2013 und Ende Februar 2014 gewaltig verändert hatte. Die ukrainischen
Soziologen charakterisieren diese aufeinander folgenden Phasen als
"Maidan-Demonstration", "Maidan-Lager" und "Maidan-Kriegslager".
Höhepunkt und Umschlagpunkt des "Maidan-Kriegslagers" war m.E. die
Erschießung von Olexandr Musytschko am 24.3.2014.
> http://de.wikipedia.org/wiki/Olexandr_Musytschko
Ein Jahr später hat Awakow bestätigt, dass der Mann (und damit eine
bestimmte Phase) liquidiert wurde.
ANDERERSEITS war auch ich dem Kontinuitätsdogma verfallen, schätzte
zurecht den Einfall von Strelkow als individuelle Aktion russischer
Nationalisten ein und sah mich folglich anschließend dazu gezwungen,
die Festnahme von 10 russischen Fallschirmjägern im August 2014 und
den Aufschrei über eine "russische Invasion" im August 2014
ausschließlich für Propaganda zu halten.
Konnte mir zudem nicht erklären, warum zwischenzeitlich
Sachartschenkos Ankündigung des Eintreffens von "1300 ausgebildeten
Aufständischen" "heimlich" im DNR-Parlament gefilmt wurde.
Dabei war das schlichtweg die Legende. Es hatte sich eben etwas
verändert und die RF sah sich zu diesem Zeitpunkt dazu gezwungen, die
Aufständischen mit Truppen (wahrscheinliche Zahl: Siehe oben) zu
unterstützen, um deren drohende Niederlage abzuwenden. Geht man davon
aus, so machen sämtliche Aussagen der beteiligten Parteien zu diesem
Zeitpunkt Sinn.
Also:
Da wir uns diesbezüglich in "muddy waters" bewegen können wohl nur
die besonders Talentierten blitzartig die Lage richtig einschätzen.
Aber es besteht doch - verdammt nochmal - die Möglichkeit, die eigene
vorherige Fehleinschätzung nachträglich zu korrigieren. Was nervt,
das ist das krampfhafte Festhalten der Diskutanten an den
ursprünglichen Annahmen.
jemand der Diskutanten selbst im Rückblick bereit ist, seine zuvor
getätigten Einschätzungen zu korrigieren. Vor allem die
Einschätzungen, welche implizit davon ausgingen, dass in der Ukraine
während des "Maidan" von Anfang bis Ende letztlich alles gleich
geblieben ist ("aufmüpfige Studenten"), und seitdem "nach dem Maidan"
letztlich alles gleich geblieben ist.
Ich spreche das an, weil - einerseits - ukrainische Soziologen
empirisch belegt haben, dass sich "der Maidan" zwischen Ende November
2013 und Ende Februar 2014 gewaltig verändert hatte. Die ukrainischen
Soziologen charakterisieren diese aufeinander folgenden Phasen als
"Maidan-Demonstration", "Maidan-Lager" und "Maidan-Kriegslager".
Höhepunkt und Umschlagpunkt des "Maidan-Kriegslagers" war m.E. die
Erschießung von Olexandr Musytschko am 24.3.2014.
> http://de.wikipedia.org/wiki/Olexandr_Musytschko
Ein Jahr später hat Awakow bestätigt, dass der Mann (und damit eine
bestimmte Phase) liquidiert wurde.
ANDERERSEITS war auch ich dem Kontinuitätsdogma verfallen, schätzte
zurecht den Einfall von Strelkow als individuelle Aktion russischer
Nationalisten ein und sah mich folglich anschließend dazu gezwungen,
die Festnahme von 10 russischen Fallschirmjägern im August 2014 und
den Aufschrei über eine "russische Invasion" im August 2014
ausschließlich für Propaganda zu halten.
Konnte mir zudem nicht erklären, warum zwischenzeitlich
Sachartschenkos Ankündigung des Eintreffens von "1300 ausgebildeten
Aufständischen" "heimlich" im DNR-Parlament gefilmt wurde.
Dabei war das schlichtweg die Legende. Es hatte sich eben etwas
verändert und die RF sah sich zu diesem Zeitpunkt dazu gezwungen, die
Aufständischen mit Truppen (wahrscheinliche Zahl: Siehe oben) zu
unterstützen, um deren drohende Niederlage abzuwenden. Geht man davon
aus, so machen sämtliche Aussagen der beteiligten Parteien zu diesem
Zeitpunkt Sinn.
Also:
Da wir uns diesbezüglich in "muddy waters" bewegen können wohl nur
die besonders Talentierten blitzartig die Lage richtig einschätzen.
Aber es besteht doch - verdammt nochmal - die Möglichkeit, die eigene
vorherige Fehleinschätzung nachträglich zu korrigieren. Was nervt,
das ist das krampfhafte Festhalten der Diskutanten an den
ursprünglichen Annahmen.