Je irrsinniger der Kapitalismus wird, egal ob es um die Akkumulation von Reichtum über jeden moralischen Anstand hinaus bis zur Gefährlichkeit für Wirtschaft und Gesellschaft geht, oder schlicht um grenzenloses Wachstum und immer schnellere Ausbeutung der Natur, bis zur Klimakatastrophe - umso sakrosankter erscheint der Kapitalismus.
Wir haben einen gesellschaftlichen Zustand erreicht, in welchem der Kapitalismus als "Naturgesetz", als unausweichlicher "Muss-Zustand" betrachtet wird - und jeder Versuch von Abkehr beim Individuum irgendwo zwischen Blasphemie und persönlicher Angriff empfunden wird.
Ja, Kapitalismus ist das Spiel, in dem Reiche immer reicher werden. Diese Erkenntnis ist alles Andere als neu. Und nichtmal neu ist, dass immer wieder irgendwer öffentlich darauf hinweist und die "bösen Reichen" vorführt. Das Problem eines Systems wird auf Einzelne Personen übertragen - in vorliegendem Artikel auf genau 2189 Männer und Frauen.
Aber der kleine gedankliche Schritt, der zur Erkenntnis die logische Konsequenz fordert, wird nie getan. Wenn man sieht, dass Kapitalismus untauglich ist für eine gerechte Gesellschaft UND nebenher diesen Planeten durch Ausbeutung vernichtet - dann sollte man doch irgendwann die Erkenntnis gewinnen, dass Kapitalismus als Gesellschaftsform untauglich ist.
Ganz offenbar kann der Kapitalismus nicht ersetzt werden. Er ist längst zu einer Religion geworden und wird von nahezu Allen verteidigt. Schon der äußerst mäßig "Reiche" mit Eigentumswohnung und VW-Golf unter der Laternen-Garage fühlt sich schon auf der Sieger-Seite und verteidigt dieses System, schon aus Sorge, dass er etwas verlieren könnte. Und die Habenichtse, die in Miete vom monatlichen Gehaltscheck quasi von der Hand im Mund leben, die hoffen alle noch darauf, auf die Sieger-Seite zu kommen und verteidigen den Kapitalismus ebenfalls. Nur: So wird das nix, mit einer besseren Gesellschaft.
Sicherlich kann man versuchen, per Gesetzgebung den Kapitalismus zu zähmen, ihn einzugrenzen und dadurch menschlich zu gestalten. Aber das wird immer nur ein Versuch bleiben, die grundlegenden Eigenschaften des Kapitalismus bleiben auch dann erhalten, wenn er "gezähmt" wird. Folglich wird es auch in einem gezähmten Kapitalismus immer Superreiche geben. Sich darüber zu beschweren ist einfach unlogisch.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.09.2021 05:42).