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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: Contra eines Betrogenen

Zitate aus dem Artikel in doppelten quote-tags:

[...]die erste Band- und Leiharbeitergewerkschaft gründete[...]

Ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht, dem nachzurecherchieren, aber es leuchten bei mir Alarmleuten auf.
Sollte es wirklich so sein, dass es bisher keine Vertretungen für Bandarbeiter und für Leiharbeiter gab oder ist das die erste Gewerkschaft für beide oder wie?

Er fordert ein "Bündnis der Betrogenen", eine Bewegung von unten mit neuen Werten, neuen öko-sozialen Zielen und einem neuen Gemeinsinn.

Schon die Wortwahl impliziert, dass diese "Betrogenen" irgendwie betrogen wurden. Ist das aber richtig?
Sie haben vom Wohlstandswachstum weniger abbekommen als andere Gruppen, aber macht sie das zu Opfern?

...oder könnte es sein, dass ganz andere Leute zu den Opfern zählen, heute?

In Übrigen: Produktionssteigerungen hat es eben nicht gegeben.

Hier bestätigt ein anderer Indikator denselben Trend. Im Zeitraum zwischen 2010 und 2017 hat sich die Zahl deutscher Milliardäre von 102 auf 251 mehr als verdoppelt, während sich gleichzeitig auch die Anzahl der Obdachlosen verdoppelt hat - von 248.000 auf 420.000.

Blubdiblub, Sozialneid...

Die eine Zahl hat nichts mit den anderen zu tun. Wer mehr von einem größer werdenden Kuchen bekommt, der nimmt niemand anderen was weg.
Solange der Kuchen insgesamt größer wird, erhalten auch alle mehr.

[...]und bei der großen Mittelschicht kaum bis gar nichts angekommen.

Das ist das eigentliche Problem.
Das langsame Mittelschichtssterben.
Genau das gefährdet auch die Demokratie.

Sie bestätigt, dass der versprochene Trickle-down-Effekt - die Annahme, dass sich alle Boote heben, wenn die Flut der Vermögen steigt - nicht funktioniert.

Wenn der eine 2/3 des Kuchens bekommt und der andere 1/3, dann profitieren beide davon, wenn der Kuchen insgesamt größer wird.
Dann kommt so ein von Sozialneid grün gewordener und sagt, dass die mit dem 2/3 auf keinen Fall soviel haben dürfen und der Kuchen wird insgesamt kleiner.

Das ist doch das, worüber wir unsinnigerweise die letzten 20 oder mehr Jahre diskutieren.

Kein Wunder, dass diese Kaste einen Moral- und Herrschaftsanspruch über eine in ihren Augen relativ inkompetente und unfähige Allgemeinbevölkerung erhebt.

Dieser gesamte Abschnitt ist für den Leser praktisch wertlos. Es wird nicht argumentiert, belegt oder gar bewiesen, dass die angebliche Herrschaftsklasse "leistungslose Parasiten" sind (wo hab ich das schon mal geh...?), es wird einfach Behauptet.

Beweis durch Behauptung ist aber vor keinem Gericht der Welt ein anerkanntes Beweisverfahren und wird meines Wissens auch in der Mathematik und den übrigen Wissenschaften eher kritisch gesehen.

Wieso soll ich also so däm unklug sein und das einfach so unkritisch glauben?

Sie vergessen in seinen Augen "allzu leicht, was sie der Gesellschaft schulden, der sie angehören und die die Voraussetzungen für ihren Aufstieg geschaffen hat". Aus diesem Grund verlören sie seiner Meinung nach den Bezug zum Gemeinwohl.

Das ist doch viel zu pauschal formuliert und wahrscheinlich auch noch aus dem Zusammenhang gerissen. Es ist doch viel simpler: Angebot und Nachfrage.
Es gibt gewisse Skills, die am Arbeitsmarkt gefragt sind und gewisse nicht.

Der brotlose Künstler mag das bedeutendste Genie der Epoche und seines Kulturraums sein (wer möchte das ausschließen?), aber das erst im Rückblick, sein leben selbst ist eher erbärmlich.
Umgekehrt können fast lächerliche Fähigkeiten durch technische oder soziale Gegebenheiten plötzlich enorm viel Geld einbringen.

Etwas anderes sind natürlich Familien, die ihr Geld seit 1800 irgendwas vererben. Da müsste man wirklich gucken, ob da das einzelne Mitglied wirklich in der Lage wäre, das Geld zu verdienen.
Allerdings gibt es auch da Beispiele von Menschen aus wohlhabenden Familien, die bedeutende Leistungen erbracht haben. Wittgenstein oder Newton seien nur genannt.

So steigen die Enttäuschung und Ernüchterung bei all denen, die die exklusiven Werte und Besitzansprüche nicht erfüllen können.

Da sind wir wirklich mal auf der richtigen Spur...

Aus diesem Grund rechnet Reckwitz Kollege, der Soziologe Oliver Nachtwey, mit einer Zunahme sozialer Konflikte.

Das ist leider alles oberflächlich, weil es die Ursachen verschweigt.
Was ist mit dem technische Fortschritt oder den zunehmenden internationalen Konkurrenzdruck? Kein Wort darüber.

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