franz (12) schrieb am 26.09.2021 20:52:
Zunächst geht es um die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln, z.B. an Grund und Boden. Niemand wird jemanden den persönlichen Besitz seiner Schnupftabakdose streitig machen. Ferner sollte auch Ihnen bekannt sein, dass von der 90000 jährigen bisherigen Geschichte des Menschen in der längsten Zeit (ungefähr 80000 Jahre) kein Privateigentum an Produktionsmitteln existierte. Der Kerngedanke, den ich ausgedrückt habe, ist die Tatsache, dass der größte Besitz, den ein Mensch haben kann, in folgenden Bedingungen besteht:
(1) Die Entwicklung einer Persönlichkeit, die seine Selbstverwirklichung zum Ausdruck bringt, und die in ihm angelegten Anlagen entfaltet (umfassende Bildung ist hier grundlegend).
(2) die Verfügung über freie Zeit jenseits gesellschaftlich notwendiger Arbeit (die durch
Automatisierung und künstliche Intellgenz auf ein Minimum schrumpft).
(3) die freie schöpferische Tätigkeit, jenseits jeder Erwerbstätigkeit (die irrelevant werden wird).
Die größten Denker der Menschheit haben diese Kernpunkte menschlichen Daseins
immer wieder betont. Hier einige (wenige) Literaturhinweise und Zitate:
- J. W. v. Goethe: "Volk und Knecht und Überwinder, sie gestehen zu jeder Zeit: höchstes Glück der Erdenkinder sei nur die Persönlichkeit."
- B. Spinoza; Läuterung des Verstandes (diese Schrift ist grandios, unbedingt lesen!)
- A. Schopenhauer Aphorismen zur Lebensweisheit (unbedingt zu lesen!)
- Platon (Ideenlehre)
(die Liste lässt sich wesentlich verlängern! Es gibt wohl keinen Denker von Rang, der nicht die Punkte (1)- (3) in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt hätte).
Es gibt eine Schrift, die nicht fehlen darf:
Oscar Wilde: Die Seele des Menschen im Sozialismus.
Ich möchte meinem Vorposter "tin_duck" uneingeschränkt zustimmen. Er hat die "Tragik der Allemende" ja bereits angesprochen (<https://de.wikipedia.org/wiki/Tragik_der_Allmende>).
Ich möchte noch etwas hinzufügen: Der Himmel bewahre uns davor, dass die Menschen keine Arbeit mehr haben und notgedrungen alle zu Künstlern werden müssten. Wir sind nicht alles Künstler und benötigen auch einen gewissen Druck, an dem wir uns messen können, weil wir sonst keine Befriedigung finden.
Günter Grass beschrieb es so: Es gilt,"...diese und andere Wahrheiten zu erkennen und zu benennen. Es gilt, Steine zu wälzen. Zu dieser lebenslänglichen Fron ermuntert uns Albert Camus. Er sagt: 'Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.'"
Den ganzen - sehr lesenswerten - Text, findest Du hier: <https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/110707_guenter_grass_die_steine_des_sisyphos.pdf>