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Avatar von observer3
  • observer3

mehr als 1000 Beiträge seit 31.12.2005

Entwicklung im Forum seit 2005

Seit 2005 lese ich ziemlich regeläßig telepolis und bin auch seit damals im Forum aktiv.
Während dieser Zeit habe ich erhebliche Veränderungen im Forum festgestellt.

Die Kommentare waren in den Jahren bis ca 2015 (besonders bis 2010) im Schnitt länger, oftmals qualitativ sehr hochwertig und sogar informativer und interessanter als mancher der kommentierten Artiklel.
Bis ca. 2015 habe ich nur nur sehr selten gesperrte Kommentare gesehen, bin selbst soweit ich mich erinnere niemals gesperrt worden. Man hat es der Diskussion der Forenten überlassen, die Spreu vom Weizen zu trennen und dies hatte recht gut funktioniert. In den Kommentaren wurde deutlich mehr argumentiert als heute.

Ab ca 2015 begann die Zeit der Meinungskämpfe in der Gesellschaft und den Foren und parallel dazu stieg die Zahl der Sperren an. Etwa ab diesem Zeitpunkt gab es "politisch korrekte" Meinungen in unserer Gesellschaft und solche, die als mehr oder weniger unzulässig angesehen wurden. Das spiegelte sich natürlich auch in der Entwicklung der Moderation von Internetforen (nicht nur telepolis). Ging es anfangs noch nur um "Netiquette", so kam später zunehmend die Zensur der unerwünschten Meinung hinzu, oftmals verbrämt als angebliche "Desinformation" oder "Trollerei". Gerade letzteres ist ein vollkommen willkürliches Kriterium, das nirgends bei den Nutzungsbedingungen hinreichend definiert wird.

Das "off topic" -Kriterium finde ich ebenfalls problematisch. Oft sind gerade jene Kommentare sehr interessant, die auf inhaltliche Querverbindungen zu im Artikel nicht genannten Aspekten des Themas hinweisen, was die Diskussion in einen breiteren Rahmen stellt.
Mir wurden schon längere Kommentare, mit argumentativen Ausführungen zum Thema gesperrt, so dass ich mich frage, ob eine ausführlichere Diskussion zu dem jeweiligen Thema im Forum von der Moderation überhaupt erwünscht ist.
Ich muss dazu sagen, dass die vielen Kurz-Kommentare, die aus 2-3 Sätzen bestehen, meist nur reine statements sind. Ich finde so etwas uninteressant. Es hat keinen intellektuellen Reiz. Viele Kommentatoren, die ich für ihre Ausführungen sehr schätzte sind innerhalb der letzten sagen wir 5 Jahre leider verschwunden.
Ich fände es äußerst bedauerlich, wenn diese Entwicklung im telepolis Forum weiter ginge und zum Schluß nur noch ein reiner Meinungskrieg übrig bliebe, wo man sich nur noch statements um die Ohren haut, wie man es anderndorts hat.

Zur Art wie gesperrt wird, gibt es auch einiges zu sagen. Mir wurde vor einiger Zeit (innerhalb der letzten 8 Wochen) ein ganzer Thread am 2. Tag gelöscht, nachdem sich eine rege Diskussion mit über 50 Kommentaren darin entwickelt hatte.
Der Thread war einfach spurlos verschwunden!
Das ist ein Maximum an Intransparenz, wie es eigentlich den geäußerten Prinzipien von telepolis widerspricht.

Auch die Mitteilungen, die man zu Sperren per E-mail erhält, sind wenig hilfreich. Wenn es so ist, dass jerweils ein echter Mensch über das Schicksal des Beitrags entscheidet, dann ist dem wohl eine Formulierung aufgestoßen, welche die Sperre ausgelöst hat. Dies sollte dann auch mitgeteilt werden. "Unterlassen sie die Trollerei" ist keine hinreichende Erklärung, es kann sogar im Einzelfall als Beleidigung aufgefasst werden.
Man stelle sich vor, man bekommt von der Polizei ein Ticket (Knöllchen), auf dem lediglich steht: "Fehlverhalten im Straßenverkehr am Freitag den 13.: 20,- Euro" Was sollte man damit anfangen?

Sehr misslich ist ausserdem, dass es in keiner Weise vorhersehbar ist, was gesperrt wird und was nicht. Da verwendet man Mühe in einen längeren Kommentar, geht sehr sorgfältig mit der Sprache um, um nirgends anzuecken und dann wird gesperrt, aufgrund von "Trollerei" (ich habe den Kommentar dann anschliessend problemlos in einem anderen Forum untergebracht). Gleichzeitig liest man Kommentare in welchen andere Forenten als Putinknecht oder ähnliches diffamiert werden.
Es fehlem klare und nachvollziehbare Kriterien für die Sperren, an welchen jeder Forent ablesen kann, was er schreiben darf und was nicht.

Zu einer Aussage im Artikel:

Pandemie und Krieg haben dieses Problem verschärft. Auch mit Desinformation sehen wir uns zunehmend konfrontiert. Da wir nicht jede Aussage im Forum redaktionell prüfen können, erfolgt die Moderation hier nach bestem Wissen und Gewissen. Dabei passieren auch Fehler, aber das müssen wir in Kauf nehmen. Zudem sind wir stark auf die Hinweise unserer User angewiesen, wenn es darum geht, unsere Aufmerksamkeit an die richtigen Stellen zu lenken.

Es wird also was "nach bestem Wissen und Gewissen" als Desinformation eingestuft und gesperrt, auch wenn man es nicht falsifizieren kann. Warum ist das nötig?

Stark auf die "Hinweise der User" zu achten, bedeutet im Klartext, man setzt auf das Anschwärzen durch andere User. Das halte ich für problematisch. Ich scheue keine inhaltliche Auseinandersetzung mit anderen Forenten, würde aber niemals auf die Idee kommen, einen anderen Forenten zu "melden". So etwas züchtet eine Unkultur im Forum.

Zum Schluß noch zwei kurze Fragen:

- Was ist die Qualifikation eines Forenmoderators?
Und
- Welche Ausbildung muss er/sie dafür nachweisen?

Immerhin entscheidet so jemand darüber, welcher Forent welchen Text im Forum veröffentlichen darf und welcher nicht.

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