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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Es geht weiter ...

> Sehr geehrter TecDoc,

> es macht immer wieder Spaß, mit Ihnen zu diskutieren!

Na, wenigstens etwas ... .

[...]

> > Wieso nur "ich"? - Ich bin da nun wirklich nicht alleine, die
> > Mitglieder der größten Partei dieses Landes, deren Mitglied ich
> > allerdings nicht bin (ADAC), sehen das ähnlich.
> > 
> > > weiterhin am
> > > technischen Vorsprung festhalten und am hohen Wert der individuellen
> > > Mobilität.
> > 
> > Das ist oder muss nicht "schön" sein. Aber es ist für viele Menschen
> > ein Wert.

> Nicht nur Sie! Auch ich bin als Ingenieur interessiert an Technik in
> verschiedensten Formen und sein meines Lebens hat das Thema
> individuelle Mobilität für mich einen besonderen Stellenwert. Ich
> habe viele Jahre in der Autoindustrie gearbeitet und bezeichne mich
> als Auto-Begeisterten.

> > > Mit Nahrungsmitteln aus der dritten Welt? Mit Pflanzenöl aus
> > > Urwäldern? Mit Rohöl, dass ja auch in vierzig jahren noch einmal (wie
> > > immer in der Vergangenheit) weitere vierzig jahre lang verfügbar sein
> > > wird? Fahren wir alle mit Elektroautos, die dann auf einmal super
> > > billige Batterien haben, die noch einmal leichter sind, als die
> > > heutigen und natürlich alle mit Solarstrom (den Angie M. so liebte)
> > > aufgefüllt werden?
> > > Vielleicht kümmern Sie sich mal darum, dass die großen dunklen Mächte
> > > der Welt ihren Widerstand gegen die Nutzung der "Freien Energie"
> > > aufgeben, oder Sie entwickeln ein perfektes Wasserstoffauto, damit
> > > wir keine Hochspannungsgleichstromübertragungskabel aus Afrika mehr
> > > benötigen, um den solar erzeugten Strom nach Europa zu bringen.
> > 
> > Na, das sind doch schon viele Ideen und Ansätze, was fragen sie noch?

> Vielleicht habe ich mich schon so intensiv mit der Thematik der
> Energieversorgung auseinandergesetzt, dass ich selbstverständlich
> annehme, dass meine Ironie verstanden wird. 

Jetzt wird es ernst: Ich habe ihre "Ironie" schon verstanden. Ich
finde es nur gar nicht "ironisch" - sondern sehe es als bitteren
Ernst an ...

> Aber vielleicht erkläre ich es doch im einzelnen:
... und erläutere dies gerne im Folgenden:

> - Energie aus Nahrungsmitteln: Weltweit ist der Hunger auf dem
> Vormarsch, und das führen die Experten der UNO ganz eindeutig auf den
> neuen Trend der Umwandlung von Agrarrohstoffen in Sprit zurück.  
[...]
> Aber die Armen können sich die Nahrung nicht mehr leisten, die wir
> Europäer ohne mit der Wimper zu zucken mit einer Tankfüllung
> vernichten. Ich sehe darin keine Zukunft.

Ich sehe darin -leider- sehr wohl eine "Zukunft". Und meine dies
weder ironisch, noch zynisch. Es ist nur die bittere Realität: Die
Nutzung der agraischen Anbauflächen der Erde wird sich nach der für
die Produkte zahlenden Kundschaft richten.
Sprich: Wenn wir "Reichen" bereit sind, für Sprit mehr zu bezahlen,
als es die Armen dieser Welt für ihre Lebensmittel tun können, werden
wir fahren, und sie verhungern. 
Es wird sicher diverse moralische und andere Hilfskonstrukte geben,
die uns helfen werden, die Augen davor zu verschliessen.
Nein, immer noch kein Zynismus, nur die häßliche menschliche
Wahrheit.

[...]

> - Dass die Rohölvorkommen so weit erschöpft sind, dass sich die
> Förderraten nur über teure Ölsande und ein paar andere
> unkonventionelle  Quellen die letzten wenigen Jahre halbwegs aufrecht
> erhalten lassen konnten und dass aber in Kürze 

Hier ist der Punkt: Was heisst "in Kürze"?

> mit einem echten und
> unwiederbringlichen Rückgang der Ölforderung zu rechnen ist, das hat
> inzwischen sogar die Bundeswehr offiziell verkündet.

Das die Ölvorräte endlich sind, und zur Neige gehen, ist klar und
nicht das Thema. Aber:
Die Massenmotorisierung ist auch bei 5EUR/Liter Sprit noch denkbar -
dann, und erst dann fahren wir halt alle 3-Liter-Autos, und
15EUR/100km Spritkosten, na das gibts heute schon ab und zu.
Bei einem Preis von 5EUR/Liter jedoch lohnt es sich von den Kosten
her, auch das letzte Häufchen Ölsand auszuquetschen, in der Arktis
nach Öl zu bohren, "versiegte" Ölquellen mit Dampf nochmal flott
zumachen, etc..

Öl wird knapper und teurer werden, 5EUR/Liter werden wir vielleicht
selbst noch erleben. Doch solange wir solche Preise bezahlen, wird
das Benzin in unserer Lebenszeit (also noch ca. 30 Jahre) für uns
nicht ausgehen.

[...]

> - Ich stelle fest, dass heute auch von früheren Verfechtern der
> Wasserstofftechnologien insbesondere für automobile Anwendungen nur
> noch wenige an einen mittelfristigen Durchbruch glauben. Die Technik
> wird alleine wegen des hohen Platinbedarfs und anderer Anforderungen
> mittelfristig auch im Vergleich zu Elektroautos sehr teuer bleiben.
> Vor allem die Wirkungsgrade sind bei Betrachtung der gesamten Kette
> so grottenschlecht, dass man das nur mit Energie machen kann, die man
> im absoluten Überschuss geschenkt bekommt (nicht in Form von
> Strahlung, sondern in Form von Strom!).

Ich sehe das ähnlich. Wasserstoff ist doch überhaupt keine primäre
Energiequelle, sondern nur ein Träger.

> - Wenige Experten gehen mittelfristig von Marktanteilen über 25% bei
> Elektroautos aus, solange wir von Technologien sprechen, die wir
> heute kennen. Nebenbei: Ich habe auch schon an Elektroautos
> mitgewirkt und würde es wieder tun.

25% ist doch schon was ... .

> Ich bin ein technik-begeisterter Mensch. Aber gerade deswegen fehlt
> mir jedes Vertrauen in Technologien, die uns heute noch nicht zur
> Verfügung stehen. Dazu habe ich in den letzten zwanzig Jahren zu
> wenig echte Innovationen im Energiebereich erlebt.

Stimme soweit durchaus überein. Doch mit den o.g. Technologien -
Biosprit, erweiterete Ölförderung, Elektro (Hybrid!), 3-Liter-Autos,
etc. - wird es mit der Autofahrerei noch mindestens ein halbes
Jahrhundert weitergehen; welche Technik dominieren oder sich
durchsetzten wird, vermag ich natürlich nicht zu sagen.

Gruss,
  TecDoc


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