> mir scheint es, als ob wir inhaltlich nur noch relativ geringe
> Differenzen in unserer Einschätzung der Realität haben. In Ihren
> Prognosen zeigen Sie zumindest eine mögliche mittelfristige Realität
> auf. Eine mögliche Realität aufzuzeigen an sich halte ich auch nicht
> für zynisch (selbst wenn diese Szenarien düster sind), sondern für
> realistisch.
In diesem Forum bin ich leider anderes gewohnt, daher habe ich mich
vorab dagegen verwahrt.
[...]
> Ich würde hier nicht schreiben, wenn es nur um die unbeteiligte
> Einschätzung von Szenarien ginge, ohne den Wunsch oder den Willen, in
> konstruktiver Weise auf die Realität einfluss zu nehmen.
Wunsch oder Willen? - Vielleicht ist es Realismus, vielleicht
Resignation (statt Zynismus), der mich zu dem Urteil bringt, daß ich
willentliche, "vernünftige" Einflußmöglichkeiten für sehr begrenzt
halte.
> Ich weiß nicht, welche Motivation Sie bewegt. Aber für mich ist es
> keine befriedigende Perspektive, angesichts der Tatsache (die sie ja
> auch als wahrscheinlich ansehen), dass wir ohne mit der Wimper zu
> zucken anderen Menschen das Brot zu Wucherpreisen (im Vergleich zu
> deren Möglichkeiten) vom Markt wegkaufen und es bei uns schlicht in
> den Tank stopfen, um ein Wochenende ins Grüne zu fahren.
"Befriedigend" vielleicht nicht. Ich sehe es nur als unausweichlich
an.
> So gesehen
> würde ich lieber sofort 3-Liter-Autos auf dem Markt etablieren,
So, würden "sie"? - Weder sie, noch ich, noch die Politik, nicht mal
der ADAC wäre sofort, oder auch nur in absehbarer Zeit dazu in der
Lage, "3-Liter-Autos zu etablieren".
DAS ist die Realität.
> um in
> 10 Jahren mit 1-sitzigen Vehikeln in der Größenordnung von Twike oder
> Cityel (natürlich in bisschen perfekter aufgrund echter
> Großserienentwicklung) den Weg zur Arbeit zu verrichten. Wir könnten
> alle Altbauten dämmen und Neubauten nur noch als Passivhäuser bauen.
Da wären wir bei so einem weiteren Selbstbetrug: "Passivhäuser"
(schon der Begriff ist geschummelt, ganz ohne kommen die auch nicht
aus) haben zwar nur einen geringen Energieverbrauch im laufenden
Betrieb, erfordern aber bei ihrem Bau und Unterhalt einen
wesentlichen höheren Aufwand (auch an Energie) als heutige Häuser.
Stichwort Energiebilanz.
Dieser Mehraufwand an Energie muss natürlich über die "Lebensdauer"
der Gebäude bzw. der energiesparenden Komponenten eingerechnet
werden.
Heraus kommen dabei Gebäude, die in der Summe über die gesamte
Lebensdauer sicher merklich sparsamer sind, als heutige Bauten. Aber
"Passivhäuser", "Nullenergiehäuser", oder gar "Plushäuser", daß sind
lächerliche Popanze der Ökos.
> Dann könnten wir fast genau so mobil sein, komfortabel leben, die
> Wirtschaft ankurbeln und könnten die Not in anderen Teilen der Welt
> weitgehend verhindern.
Eine Illusion. Wohlstand (ver)braucht Energie, und zwar in
quantitativer Abhängigkeit. Das kann man optimieren, aber in der
Tendenz nicht ändern.
> Das wäre für mich moderne Zivilisation und HighTech.
> Ob wir das durchsetzen können, ist eine andere Frage. Aber wir können
> darüber reden, solche Konzepte entwickeln und dafür werben.
"Konzepte" werden den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Wohlstand
und Energieverbrauch nicht ändern können - jedenfalls keine
technischen.
> Desinteressiert "realistisch" sein ist relativ einfach.
> Aber wo stehen Sie? Finden sie die von Ihnen prognostizierte Zukunft
> wünschenswert? Halten Sie diese für alternativlos?
In der Praxis, leider ja. Schon viele der heute propagierten
technischen "Lösungen" sind gar keine.
Und die vielen notwendigen gesellschaftlichen und politischen
Veränderungen halte ich, wie es so schön heisst, nicht für
mehrheitsfähig.
> Ich würde mich freuen, wenn Sie nicht nur abstrakt über beobachtete
> Entwicklungen philosophieren,
Damit haben sie recht treffend meinen Standpunkt beschrieben: Den des
nachdenkenden und analysierenden Beobachters. Aber nichts mehr
darüber hinaus.
> sondern wenn Sie sagen, wie Sie sich
> die Zukunft wünschen und wie Sie meinen, die Zukunft positiv
> entwickeln zu können.
Ich hatte und habe dazu punktuell durchaus immer mal Ideen dazu. Aber
auch die Erfahrungen und Gewissheiten, daß sie sich niemals
durchsetzen, oder auch nur ernsthaft in Erwägung gezogen würden.
Sonst ist es nur ein dummer Spruch, aber hierzu habe ich im Sinne des
Wortes lägst "den Glauben an die Menschheit" verloren.
Sie sind Ingenieur? - haben sie ihre Ansichten schon einmal in der
Werkstatt, unter Facharbeitern, oder gar ungelernten Arbeitern
geäussert? Die reden in der Pause über den neuen Golf GTI, nicht über
das 3-Liter-Auto (bzw. nur, indem sie so was nicht haben wollen).
Ich beglückwünsche sie zu ihrer optimistischen Einstellung mit Wille
zur Gestaltung.
Gruss,
TecDoc
> Differenzen in unserer Einschätzung der Realität haben. In Ihren
> Prognosen zeigen Sie zumindest eine mögliche mittelfristige Realität
> auf. Eine mögliche Realität aufzuzeigen an sich halte ich auch nicht
> für zynisch (selbst wenn diese Szenarien düster sind), sondern für
> realistisch.
In diesem Forum bin ich leider anderes gewohnt, daher habe ich mich
vorab dagegen verwahrt.
[...]
> Ich würde hier nicht schreiben, wenn es nur um die unbeteiligte
> Einschätzung von Szenarien ginge, ohne den Wunsch oder den Willen, in
> konstruktiver Weise auf die Realität einfluss zu nehmen.
Wunsch oder Willen? - Vielleicht ist es Realismus, vielleicht
Resignation (statt Zynismus), der mich zu dem Urteil bringt, daß ich
willentliche, "vernünftige" Einflußmöglichkeiten für sehr begrenzt
halte.
> Ich weiß nicht, welche Motivation Sie bewegt. Aber für mich ist es
> keine befriedigende Perspektive, angesichts der Tatsache (die sie ja
> auch als wahrscheinlich ansehen), dass wir ohne mit der Wimper zu
> zucken anderen Menschen das Brot zu Wucherpreisen (im Vergleich zu
> deren Möglichkeiten) vom Markt wegkaufen und es bei uns schlicht in
> den Tank stopfen, um ein Wochenende ins Grüne zu fahren.
"Befriedigend" vielleicht nicht. Ich sehe es nur als unausweichlich
an.
> So gesehen
> würde ich lieber sofort 3-Liter-Autos auf dem Markt etablieren,
So, würden "sie"? - Weder sie, noch ich, noch die Politik, nicht mal
der ADAC wäre sofort, oder auch nur in absehbarer Zeit dazu in der
Lage, "3-Liter-Autos zu etablieren".
DAS ist die Realität.
> um in
> 10 Jahren mit 1-sitzigen Vehikeln in der Größenordnung von Twike oder
> Cityel (natürlich in bisschen perfekter aufgrund echter
> Großserienentwicklung) den Weg zur Arbeit zu verrichten. Wir könnten
> alle Altbauten dämmen und Neubauten nur noch als Passivhäuser bauen.
Da wären wir bei so einem weiteren Selbstbetrug: "Passivhäuser"
(schon der Begriff ist geschummelt, ganz ohne kommen die auch nicht
aus) haben zwar nur einen geringen Energieverbrauch im laufenden
Betrieb, erfordern aber bei ihrem Bau und Unterhalt einen
wesentlichen höheren Aufwand (auch an Energie) als heutige Häuser.
Stichwort Energiebilanz.
Dieser Mehraufwand an Energie muss natürlich über die "Lebensdauer"
der Gebäude bzw. der energiesparenden Komponenten eingerechnet
werden.
Heraus kommen dabei Gebäude, die in der Summe über die gesamte
Lebensdauer sicher merklich sparsamer sind, als heutige Bauten. Aber
"Passivhäuser", "Nullenergiehäuser", oder gar "Plushäuser", daß sind
lächerliche Popanze der Ökos.
> Dann könnten wir fast genau so mobil sein, komfortabel leben, die
> Wirtschaft ankurbeln und könnten die Not in anderen Teilen der Welt
> weitgehend verhindern.
Eine Illusion. Wohlstand (ver)braucht Energie, und zwar in
quantitativer Abhängigkeit. Das kann man optimieren, aber in der
Tendenz nicht ändern.
> Das wäre für mich moderne Zivilisation und HighTech.
> Ob wir das durchsetzen können, ist eine andere Frage. Aber wir können
> darüber reden, solche Konzepte entwickeln und dafür werben.
"Konzepte" werden den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Wohlstand
und Energieverbrauch nicht ändern können - jedenfalls keine
technischen.
> Desinteressiert "realistisch" sein ist relativ einfach.
> Aber wo stehen Sie? Finden sie die von Ihnen prognostizierte Zukunft
> wünschenswert? Halten Sie diese für alternativlos?
In der Praxis, leider ja. Schon viele der heute propagierten
technischen "Lösungen" sind gar keine.
Und die vielen notwendigen gesellschaftlichen und politischen
Veränderungen halte ich, wie es so schön heisst, nicht für
mehrheitsfähig.
> Ich würde mich freuen, wenn Sie nicht nur abstrakt über beobachtete
> Entwicklungen philosophieren,
Damit haben sie recht treffend meinen Standpunkt beschrieben: Den des
nachdenkenden und analysierenden Beobachters. Aber nichts mehr
darüber hinaus.
> sondern wenn Sie sagen, wie Sie sich
> die Zukunft wünschen und wie Sie meinen, die Zukunft positiv
> entwickeln zu können.
Ich hatte und habe dazu punktuell durchaus immer mal Ideen dazu. Aber
auch die Erfahrungen und Gewissheiten, daß sie sich niemals
durchsetzen, oder auch nur ernsthaft in Erwägung gezogen würden.
Sonst ist es nur ein dummer Spruch, aber hierzu habe ich im Sinne des
Wortes lägst "den Glauben an die Menschheit" verloren.
Sie sind Ingenieur? - haben sie ihre Ansichten schon einmal in der
Werkstatt, unter Facharbeitern, oder gar ungelernten Arbeitern
geäussert? Die reden in der Pause über den neuen Golf GTI, nicht über
das 3-Liter-Auto (bzw. nur, indem sie so was nicht haben wollen).
Ich beglückwünsche sie zu ihrer optimistischen Einstellung mit Wille
zur Gestaltung.
Gruss,
TecDoc