Danke für den schönen Artikel. Die schönsten Aussagen kamen erst ganz
zum Schluss: Es geht weniger um das Rekonstruieren alter Häuser, als
um die räumliche Gestaltung der Städte.
Ich würde noch viel weiter gehen:
Es spricht ja nichts gegen den Erhalt einiger weniger Denkmäler,
damit die Nachwelt einen Eindruck vom Leben in früheren Zeiten
gewinnen kann.
Aber besteht für Stadtkerne nur noch die Alternative, entweder
hässlich, konsumorientiert, fußgänger- und Fahrradfahrer-feindlich
und tot zu sein,
oder alternativ historisch kitschig und überlebt?
Ich gestehe, dass ich in den letzten Jahrzehnten nur wenige Beispiele
gelungener Architektur erlebt habe. Bei Neubauten dominieren
Hochhäuser, deren architektonischer bzw. ästhetischer "Wert" ähnlich
den Geländewägen nur in der monumentalen Größe besteht. Die
Geländewägen würden sich herunterskaliert kaum von Kleinwägen
unterscheiden und die Glaspaläste spiegeln auch nur das
gestalterische Repertoire von glänzenden Bauklötzen wieder.
Für den Wohnungsbau stehen heute überwiegend nur Neo-Stile zur
Verfügung oder moderne Eitelkeit. Seit Bauhaus gab es kaum mehr
bemerkenswertes neues.
Aber kann das der Grund sein, Schönheit ausschließlich in der
Nachahmung historischer Stile zu suchen?
Das wäre meineserachtens das schlimmst mögliche Eingstängnis
vollkommener gestalterischer Sprachlosigkeit, die uns wohl heute
befallen hat. Ich hielte es für bedeutsam, trotz aller Ratlosigkeit
nach neuen Ausdrucksformen zu suchen und neue Häuser zu bauen, keine
Replikas.
Bauhaus wäre für mich der wünschenswerteste Leitfaden zur
Entwicklung. Ich meine nicht die Nachahmung des Bauhausstils von vor
fast hundert Jahren, sondern den Glauben daran, dass eine an den
praktischen Bedürfnissen orientierte Gestaltung auch ästhetisch und
lebendig ist.
Es sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, dass auch aus der
Bauhauszeit die aus heutiger Sicht grässlichsten Entwürfe "moderner"
autogerechter und menschenfeindlicher Städte stammen. Das meine ich
nicht.
Ich meine eher, dass Häuser funktional, praktisch, und auch an den
psychischen Bedürfnissen der Menschen nach Raum an bestimmten
Punkten, nach Ruhe vom Verkehr, nach sozialen Bedürfnissen und so
weiter, gestaltet werden. Ich meine ferner, dass die Häuser
konsequent für minimalen Energieverbrauch entlang der Richtlinien für
Passivhäuser gebaut werden. Auch das lässt sich schwer mit echter
Sanierung historischer Gebäude vereinen, wird aber in Zukunft eine
neue Formensprache mit sich bringen müssen.
Was macht Städte hässlich?
Die Irrwege in unserem Lebensstil des vergangenen Jahrhunderts
spiegeln sich in den hässlichen Städten wieder.
Es ist zunächst einmal die Unfähigkeit oder Unwilligkeit, sich aus
eigener Kraft zu bewegen, die zu gigantischen Straßenschluchten
geführt hat, die für keinen Menschen ohne Blechpanzerung zu
überwinden sind. Einmal aus dem Auto ausgestiegen, fühlen wir uns
hilflos und isoliert. Insbesondere Kinder können das Leben in
Autoorientierten Städten nicht anders erleben, sind sie in ihnen
ausschließlich auf "Mama-Taxi" angewiesen oder vom Leben außerhalb
des Spielplatzes im Hof abgeschnitten. Aber auch erwachsene Menschen,
die einmal mit den Füßen eine Runde drehen, spüren das Abgeschnitten
sein von dem Rest der Stadt.
Des Weiteren sind unsere Innenstädte (mittlerweile fast unabhängig
von der verkehrstechnischen Anbindung und vom Baustil) zu reinen
Konsum-Welten mutiert. Das kann die Menschen vordergründig
befriedigen, für die Shopping das schönste Freizeitereignis
darstellt. Orte der Begegnung sind Innenstädte dann aber nicht mehr.
Freiburg ist vielleicht das schönste Gegenbeispiel, wo die Innenstadt
in der Nacht in aller Ruhe zufuß begangen werden kann und wo überall
kleinste Gaststätten zum Verweilen auf der Straße animieren.
Ich denke, es ist eine Aufgabe der Stadtplanung, Städte zu
lebenswerten Orten zu gestalten, indem der Mensch mit seinen
menschlichsten Bedürfnissen und Tätigkeiten zum Maßstab für die
Gestaltung herangezogen wird.
Vielleicht werden wir auch erst nach der bevorstehenden Krise in der
Lage sein, wieder schöne Städte zu bauen. Dann, wenn Energie und
andere Ressourcen so knapp sind, dass das Fahrrad wieder zum
Verkehrsmittel einer größeren Gruppe werden, dann wenn Konsum
ebenfalls wegen sich verknappender Ressourcen in den Hintergrund nach
den echten Bedürfnissen tritt, vielleicht ändert sich dann unser
Lebensstil in gesunder Weise und vielleicht wird dann auch die
Stadtgestaltung wider stärker den Mensch mit seinen eigentlichen
Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen.
zum Schluss: Es geht weniger um das Rekonstruieren alter Häuser, als
um die räumliche Gestaltung der Städte.
Ich würde noch viel weiter gehen:
Es spricht ja nichts gegen den Erhalt einiger weniger Denkmäler,
damit die Nachwelt einen Eindruck vom Leben in früheren Zeiten
gewinnen kann.
Aber besteht für Stadtkerne nur noch die Alternative, entweder
hässlich, konsumorientiert, fußgänger- und Fahrradfahrer-feindlich
und tot zu sein,
oder alternativ historisch kitschig und überlebt?
Ich gestehe, dass ich in den letzten Jahrzehnten nur wenige Beispiele
gelungener Architektur erlebt habe. Bei Neubauten dominieren
Hochhäuser, deren architektonischer bzw. ästhetischer "Wert" ähnlich
den Geländewägen nur in der monumentalen Größe besteht. Die
Geländewägen würden sich herunterskaliert kaum von Kleinwägen
unterscheiden und die Glaspaläste spiegeln auch nur das
gestalterische Repertoire von glänzenden Bauklötzen wieder.
Für den Wohnungsbau stehen heute überwiegend nur Neo-Stile zur
Verfügung oder moderne Eitelkeit. Seit Bauhaus gab es kaum mehr
bemerkenswertes neues.
Aber kann das der Grund sein, Schönheit ausschließlich in der
Nachahmung historischer Stile zu suchen?
Das wäre meineserachtens das schlimmst mögliche Eingstängnis
vollkommener gestalterischer Sprachlosigkeit, die uns wohl heute
befallen hat. Ich hielte es für bedeutsam, trotz aller Ratlosigkeit
nach neuen Ausdrucksformen zu suchen und neue Häuser zu bauen, keine
Replikas.
Bauhaus wäre für mich der wünschenswerteste Leitfaden zur
Entwicklung. Ich meine nicht die Nachahmung des Bauhausstils von vor
fast hundert Jahren, sondern den Glauben daran, dass eine an den
praktischen Bedürfnissen orientierte Gestaltung auch ästhetisch und
lebendig ist.
Es sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, dass auch aus der
Bauhauszeit die aus heutiger Sicht grässlichsten Entwürfe "moderner"
autogerechter und menschenfeindlicher Städte stammen. Das meine ich
nicht.
Ich meine eher, dass Häuser funktional, praktisch, und auch an den
psychischen Bedürfnissen der Menschen nach Raum an bestimmten
Punkten, nach Ruhe vom Verkehr, nach sozialen Bedürfnissen und so
weiter, gestaltet werden. Ich meine ferner, dass die Häuser
konsequent für minimalen Energieverbrauch entlang der Richtlinien für
Passivhäuser gebaut werden. Auch das lässt sich schwer mit echter
Sanierung historischer Gebäude vereinen, wird aber in Zukunft eine
neue Formensprache mit sich bringen müssen.
Was macht Städte hässlich?
Die Irrwege in unserem Lebensstil des vergangenen Jahrhunderts
spiegeln sich in den hässlichen Städten wieder.
Es ist zunächst einmal die Unfähigkeit oder Unwilligkeit, sich aus
eigener Kraft zu bewegen, die zu gigantischen Straßenschluchten
geführt hat, die für keinen Menschen ohne Blechpanzerung zu
überwinden sind. Einmal aus dem Auto ausgestiegen, fühlen wir uns
hilflos und isoliert. Insbesondere Kinder können das Leben in
Autoorientierten Städten nicht anders erleben, sind sie in ihnen
ausschließlich auf "Mama-Taxi" angewiesen oder vom Leben außerhalb
des Spielplatzes im Hof abgeschnitten. Aber auch erwachsene Menschen,
die einmal mit den Füßen eine Runde drehen, spüren das Abgeschnitten
sein von dem Rest der Stadt.
Des Weiteren sind unsere Innenstädte (mittlerweile fast unabhängig
von der verkehrstechnischen Anbindung und vom Baustil) zu reinen
Konsum-Welten mutiert. Das kann die Menschen vordergründig
befriedigen, für die Shopping das schönste Freizeitereignis
darstellt. Orte der Begegnung sind Innenstädte dann aber nicht mehr.
Freiburg ist vielleicht das schönste Gegenbeispiel, wo die Innenstadt
in der Nacht in aller Ruhe zufuß begangen werden kann und wo überall
kleinste Gaststätten zum Verweilen auf der Straße animieren.
Ich denke, es ist eine Aufgabe der Stadtplanung, Städte zu
lebenswerten Orten zu gestalten, indem der Mensch mit seinen
menschlichsten Bedürfnissen und Tätigkeiten zum Maßstab für die
Gestaltung herangezogen wird.
Vielleicht werden wir auch erst nach der bevorstehenden Krise in der
Lage sein, wieder schöne Städte zu bauen. Dann, wenn Energie und
andere Ressourcen so knapp sind, dass das Fahrrad wieder zum
Verkehrsmittel einer größeren Gruppe werden, dann wenn Konsum
ebenfalls wegen sich verknappender Ressourcen in den Hintergrund nach
den echten Bedürfnissen tritt, vielleicht ändert sich dann unser
Lebensstil in gesunder Weise und vielleicht wird dann auch die
Stadtgestaltung wider stärker den Mensch mit seinen eigentlichen
Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen.