Gerade geht unter meinem Balkon eine junge Mutter mit ihrem vielleicht fünfjährigen Sohn vorüber. Er trottet ein paar Meter hinter ihr her, hat die Kapuze seines Sweatshirts hochgezogen und starrt auf sein Smartphone. So sehen heutige Sonntagspaziergänge aus. Trostlos. Wer hat ihm das Gerät gegeben? Und warum? Ist das Gedankenlosigkeit, geschieht es, um Konflikte zu vermeiden? Sehen Eltern darin eine Art von Frühförderung und Einführung in die digitale Welt?
Nicht nur die Vereinzelung an sich wiegt hier schwer. Dazu kommt die Überwältigung durch in aller Regel unbegleiteten Konsum digitaler Verwerfungen: Enthauptungsvideos, Tierquälerei, Kriegsgreuel oder Gewaltpornographie im schlimmsten Fall; Körperkult, Fake-Whatever oder endlose Mobbingthreads im geringsten. So wird das Alleinlassen mit Content-Psychoterror zur Maximalbestrafung gesteigert und viele Eltern bekommen wahrscheinlich nicht mal etwas davon mit. Selbst wenn man die Nachkommen nur daddeln lässt, wird das junge Gehirn durch In-App-Kaufzwang und permanentes Triggern des Belohnungssystems zielsicher auf eine Junkie-Biographie getrimmt.
Was kann da schon schiefgehen!