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  • Hablalo

74 Beiträge seit 18.01.2022

Zünd an, es kommt die Feuerwehr!

Oder die nächste Kostprobe, dass Mediziner während des Studiums in Mathe, Chemie und Physik wohl mehr Zeit damit verbracht haben, Kreide zu holen.

Man erinnert sich allzu gerne mit großer Heiterkeit zurück an das Rechenkunststückchen der Herren mit Stethoskop und weißem Kittel. Das mit NOx, vom Grenzwert und dem Raucher. Um den Faktor 1.000 daneben – und kein einziger der 112 Mitunterzeichner hat‘s bemerkt?

Und dieses neue Papier strotzt wieder nur von Falsch- und Fehlbehauptungen, dass einem beim Lesen bereits die Sinne schwinden.

Setzt man die angeblichen 5Mio Einheiten/Woche mit den amtlichen Absatzmengen für Substitute des Statistischen Bundesamtes in Relation (1,2Mio Liter/a), müssten bereits weit über 50% der Dampfer Einwegnutzer sein. Das aber ist mehr als zweifelhaft. Ergo werden die 5Mio schon mal nicht stimmen. Dann ist durchgängig die Rede von Lithium-Ionen Batterien. Nein! Es werden definitiv und ausnahmslos Lithium-Polymer Zellen (LiPo) in den Disposables eingesetzt.

Verheerende Brände, bis 30 am Tag. Durch Einweg? Schaut man bis Oktober 2023 durch die Presse, ist da nirgendwo von E-Zigaretten als Brandauslöser im Entsorgungsbereich die Rede! Gelistet werden hingegen:
„Akku von einem Laptop, […] Kleidungsstücken, in Kinderschuhen, in Spielzeug oder in modisch gestalteten Elektrogeräten wie einer Powerbank zum Aufladen von Handys. …oder eine elektrische Zahnbürste, die keiner mehr nutzen will. …Batterie vielleicht in einer Grußkarte.“
und weiter
„von „…immer mehr Konsumgüter wie Unterhaltungselektronik, Werkzeug, Kleidung oder Möbel in den Handel, die mit Lithium-Ionen-Akkus bestückt sind“

Warum das jetzt aus heiterem Himmel derart hochgejazzt wird kann nur einen Hintergrund haben: Mit der Forderung nach Verboten lässt sich irgendwo im Nachgang Geld verdienen.

Der günstige Preis ist ebenso eine frei erfundene Mär. Onlineshop 9,95/Stück, Schwankungen zwischen 6,95…8,95€/Stück. Selbst der Schwarzmarkt verlangt für unkontrollierte, illegale und unversteuerte Ware 6,-€/Stück! Zigarettenpreise beim Discounter für deren Eigenmarken aber liegen in der Spanne zwischen 5,20€ bis 5,45€ für die 20er Schachtel – also deutlich günstiger als Einweg!

Giftige Substanzen wie Lithium? Während die Tinte vom Niederschreiben ist noch nicht getrocknet ist, schreiben die eigenen Kollegen in den Praxen Lithium-Präparate (Antidepressivum, mildes Antipsychotikum) auf. Zugegeben, die therapeutische Bandbreite ist nicht sonderlich hoch, es kann daher bei Überdosierung in der Tat zu Vergiftungserscheinungen kommen. Li gilt aber für einige Tierarten als essentiell, auch der menschliche Organismus benötigt Spuren von Li und bei Indikationen wie oben sollte durchaus auf einen Mangel untersucht werden.

Auf „Das Risiko, später auf Tabakzigaretten umzusteigen, ist bei jungen E-Zigaretten-Konsumenten bis zu dreimal höher als ohne E-Zigaretten-Konsum.“ berichtet die BZgA hingegen 2024 hocherfreut, dass der Zigarettenkonsum bei Jugendlichen seit 1979 einen konstant anhaltenden Abwärtstrend aufweist. Der Ärztebehauptung nach müsste dieser aber ab Einführung von E-Zigaretten und jüngst Einweg einen genau anderslautenden Verlauf zur Folge haben. Fehlanzeige! Die Positionen aus dem Papier sind durch konkrete Zahlen nicht belegbar.

Viel schlimmer, im eigenen Publikationsorgan der BÄK, dem Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht eine Gruppe gerade aktuelle Prävalenzzahlen über problematischen Konsum bei Jugendlichen: Zigaretten = 0,5; Alkohol = 13,6 (!); Cannabis = 0,5. Darüber vernimmt man aus dem Hause freilich kein Sterbenswörtchen.

Wertvolle Rohstoffe. Ja in der Tat. Aber in welchen Mengen? Einweg E-Zigaretten brächten im Recycling soviel Ertrag, wie 10 Tage Förderung aus dem wenig ergiebigen Rheingraben – bei fraglichem Kostenaufwand für Sammlung und Aufbereitung. Nach KIT liegt der Jahresbedarf in D etwa 33mal höher, als der Rheingraben liefert – somit ca. 33.000t/a. („…bis zu drei Prozent des Jahresbedarfs [..]decken könnten“. Entsorgte E-Zigaretten (Einweg) beinhalten davon gerade mal 1/11.000

Und nun zum Hauptkracher! Den leistungsstarken Batterien! Wir finden 1,28Wh, 1,33Wh und 2,03Wh. Und brennen doch damit glatt Müllfahrzeugen ein Loch in den Kessel? Zum Vergleich: deren Energieinhalt entspricht handelsüblichen Mignon-Batterien (AA) und ist damit lächerlich gering. Wenn sie denn voll geladen sind! Und genau das wollen die Unterzeichner allen Ernstes unterstellen? Dass Konsumenten die in vollem Ladezustenad wegwerfen? Dazu müssten die indes mit dem Klamerbeutel gepudert sein.

Wenn das Liquid-Reservoir am Ende ist, ist es der Akkku garatiert auch. Schon aus Kostengründen verbaut kein Hersteller mehr, als im Minimum nötig. Um das zu verifizieren, lässt sich anhand der Restkapazität (angenommen zu etwa 10%) und kalorischer Formel näherungsweise die auftretende Temperaturerhöhung berechnen, wenn diese Energie durch inneren oder äußeren Kurzschluss in der E-Zigarette freigesetzt wird. Mit den 10% beträgt der Energieinhalt noch 0,133Wh, was 478,8J entspricht. Über Wärmekapazität c=Q/(mΔT) nach ΔT umgestellt und der spezifischen Wärmekapazität des umgebenden Aluminiummantels von 890 J/kg.K kann die Temperaturerhöhung ermittelt werden. Mit einer Masse m des Rohres zu 10g angenommen, stellt sich eine Temperaturerhöhung von ΔT 53,8K ein, was bei einer Ausgangstemperatur von +20°C zu einer Mantelrohrtemperatur von 73,8°C führt. Was soll dadurch entflammt werden können?

Aber noch besser: Ich habe heute von meinem Kiosk weitere Disposables aus der Entsorgungsbox zur weiteren Untersuchung bekommen. Um möglichst das Gewicht nochmal präzise zu bestimmen: Vuse = 8,19g. Vapebar = 7,88g

Die entnommenen Zellen aber waren mit 2,941V, 1,784V und 0,0359V ALLLE unterhalb der minimal zulässigen und einzuhaltenden Tiefentladungsgrenze und damit ist der ganze Hokuspokus eine einzige Farce!

Egal, ob durch Quetschen, Scheren oder Knicken – mit der überhaupt nicht nachweisbaren „Restenergie“ wird ein Brand umgebenden Materials unter keinen Umständen auslösbar sein!

Das soll beileibe kein Plädoyer für diese Dinger sein – die sind m.E. überflüssig, wie ein Kropf.

Die kollektiv aufgebotene Intellektleistung aber, die man vermittels dieses Papiers auch noch wie eine Monstranz vor sich her trägt, macht eigentlich nur noch sprachlos!

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