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  • Karla Kritikus

33 Beiträge seit 28.05.2021

Verhältnis Russland-Ukraine-Westen: die analytischen Fehler der Trotzkisten

Die Ausführungen auf
https://www.wsws.org/de/articles/2022/02/09/eur1-f09.html
enthalten elementare Mängel:
A)
Der Kriegskurs der USA basiert nicht auf einer politischen Lüge: das mit der Behauptung eines geplanten Überfalls auf die Ukraine ist mit der absurden Gleichsetzung von militärischer Mobilisierung mit unmittelbarer Kriegsabsicht (danach müsste der Westen angesichts der weltweiten Aufstellung seines Waffenarsenals immer sogleich kriegsführend unterwegs sein: als einzig dem Westen zustehendes Privileg der Bedrohung zwecks Einschüchterung und natürlich ggf. auch des Zuschlagens ist dies allemal offenkundig) die Klarstellung, dass Russland Einflusspolitik untersagt sei, dies eben das Vorrecht des westlichen Imperialismus sei: auf der Ebene des Feindbildes ist dies der Sprech vom russischen Bären, der immerzu auf den Sprung sei, unschuldige Nationen zu okkupieren; es ist eben die imperialistische Moral zu anders gelagerten realpolitischen Gründen, weshalb der Westen der Großmacht im Osten jeden Respekt versagt. Entlang des wirklichen Gehalts der Ukraine-Sache kann man bemerken, dass der Westen mit seinem Vorrücken bis an die Grenzen Russlands, also dessen militärischer Umzingelung den russischen Handlungsbedarf hervorbringt, sich nicht länger ein Bedrohungsszenario gefallen zu lassen, das auf das unmittelbare Streitigmachen der machtpolitischen Potenzen des Putin-Staates hinausläuft. Das Abwehrende, derart in die Enge getrieben, dass der Übergang zur militärischen, kriegerischen Behauptung im Raum steht, jedenfalls die Vorbereitung darauf, wird Russland als verbotene Eskalation um die Ohren gehören – Das praktizierte imperialistische Ideal ist die Kapitulation Russlands, das Kleinmachens eines gegnerischen Staates ohne Krieg.

B)
Es ist verkehrte und unzureichende Deutung: Ukraine sei bloß Vorwand; statt dass Russland der Aggressor sei, spielten sich die Nato-Mächte als im Begriff eines Angriffs gegen ersteres auf; die Zurückweisung der westlichen Hetze in Form eines Dementis bleibt die Klärung schuldig, was denn den Westen mit seiner Kriegshysterie treibt: der behauptete Griff nach der Weltherrschaft ist als purer Eroberungsdrang nicht stichhaltig. Es kommt auf die Klärung an, worin und inwiefern für den Imperialismus Marke West solche Staaten wie Russland derart eine Schranke für dessen Benutzungsinteresse darstellt, dass immer auch Krieg zur Überwindung dieser Schranke auf der Tagesordnung steht. Im übrigen ist der Westimperialismus per se gar kein monolither Block, sondern die zugehörigen kapitalistischen Nationen stehen selber zueinander als Hindernis freier Benutzung von Land und Leuten für geldliche Bereicherung und nationalen Machtzuwachs; dass sie noch Krieg untereinander sich versagen, erklärt sich allenfalls historisch: nämlich der unbedingte Zusammenhalt gegen einen mächtigen Sowjetblock damals.

C)
Regelrecht daneben liegt die „Diagnose“, die Nato-Mächte versuchten, Klassenkonflikte in Kriegshysterie umzulenken: wie soll das gehen, eine unterstellte Aufmüpfigkeit der Massen gegen ihre Obrigkeit dafür funktionalisieren, keinen Unterschied mehr zwischen sich als Untertanen/Ausgebeutete und ihren politischen Herrn mehr zu kennen, nämlich im Krieg die unbedingte Identität mit ihr zu praktizieren, indem man sich als Kanonenfutter aufopfert: einen behaupteten Aufstandswillen dahin bringen, dass man absolut nichts mehr wissen will von dem Gegensatz zur Herrschaft – dies ist einfach dumme Geisteshaltung.

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